Seelenraub
seine Züge eingemeißelt zu sein, auch daran hatte sich nichts geändert. Als er näher kam, pochte ihr Kiefer, als hätte er sie gerade eben erst geschlagen, doch sie widerstand dem Drang, ihr Kinn zu berühren.
»Ich hatte gehofft, dich zu finden«, sagte er, als wäre nie etwas Schlimmes zwischen ihnen vorgefallen. »Ich habe das mit deinem Vater gehört.«
Keine Spur von Mitgefühl für ihren Verlust. Natürlich hatte ihr Vater seinen Eltern nach der Sache mit dem Schlag einen Besuch abgestattet und sie gewarnt, dass er Anzeige erstatten würde, falls ihr Sohn sich noch einmal seiner Tochter näherte.
Trotzdem stehst du jetzt vor mir, du Mistkerl.
Doch ihr Dad war aus dem Rennen.
»Riley«, begann Peter. Sie hörte die Besorgnis in seiner Stimme. Er glaubte, sie würde den gleichen Fehler noch einmal begehen und ein zweites Mal auf das Lügengespinst dieses Scheißkerls hereinfallen.
»Alles in Ordnung«, sagte sie.
Absolut in Ordnung
. Sie kannte Allans Spiel jetzt. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihren Ex. »Was tust du hier?«, fragte sie.
»Ich checke meine neue Klasse.« Er deutete mit dem Kopf zu Mrs Haggerty. »Ich wurde hierher versetzt. Der Papierkram dauert noch eine Woche.«
Hierher versetzt?
»O Gott«, sagte Peter.
Du hast ihn in unsere Klasse gesteckt?
Wenn Riley irgendetwas sagte, würde sie Peters Rolle in der ganzen Angelegenheit verraten, also streckte sie den Rücken durch, stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn finster an. »Du bleibst mir vom Leibe, kapiert? Komm mir bloß nicht vor die Augen!«
»Wieso? Bist du jetzt etwa mit diesem Streber zusammen?«
Riley hatte die Hand auf Peters Arm gelegt, ehe er reagieren konnte. Wenn er sich auf ihren Ex stürzte, würde er den Kürzeren ziehen. Sie wusste aus Erfahrung, dass Allan einen fiesen rechten Haken hatte.
»Nein. Ich bin mit jemand anderem zusammen«, sagte sie, obwohl dieser Dreckskerl eigentlich keine Antwort wert war. »Vergiss es einfach.«
Er feixte. »Du bist wesentlich hübscher als früher. Richtig scharf. Ich freue mich darauf, wieder mit dir zusammen zu sein.«
»Das werden wir nicht, denk nicht einmal daran.« Riley wirbelte auf dem Absatz herum und stapfte mit Peter im Schlepptau davon.
Hinter sich hörte sie Allan rufen: »Bis später, Süße!«
Sie ging auf die andere Seite des Pulks aus herumschlendernden Schülern und so weit weg von Allan wie möglich. Als sie zurückblickte, unterhielt ihr Exfreund sich gerade mit Brandy. Riley holte ihr Handy raus und schickte ihrer Klassenkameradin eine SMS : ACHTUNG GIFTIG. NICHT BERÜHREN ODER DU WIRST ES BEREUEN .
Kurz darauf schaute Brandy auf ihr Telefon, las die Nachricht und widmete sich anschließend wieder der Unterhaltung mit Rileys Ex.
»Sie hört nicht auf mich. Das ist ein großer Fehler.« Sie drehte sich um und verpasste Peter eine volle Ladung ihres Laserblicks. »Was hast du dir dabei gedacht?«
»O Gott, es tut mir leid. Ich habe nur den Nachnamen und den Anfangsbuchstaben vom Vornamen gesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass er das ist.«
Riley hätte am liebsten angefangen zu schreien, einfach auszuflippen und wie am Spieß zu brüllen. Aber das würde nichts helfen. Selbst wenn Peter es schaffte, ihn erneut zu versetzen, wusste Allan jetzt, dass sie im ehemaligen Starbucks in der Vierzehnten Straße zur Schule ging. Er würde sie weiterhin verfolgen, egal, was sie tat.
»Es wird schon gehen. Er will mir bloß Angst einjagen«, sagte sie und versuchte sich zu beruhigen, dass ihr Ex nicht da weitermachen wollte, wo sie auf dem Parkplatz vor zwei Jahren aufgehört hatten.
Peter spähte zu ihrem ehemaligen Freund hinüber. »Das Gefühl habe ich nicht, Riley. Ich empfange eher so was wie ›Das wirst du mir büßen‹. Vielleicht solltest du Beck davon erzählen, damit er sich um den Kerl kümmert.«
»Was?«, spie sie aus. »Auf gar keinen Fall. Mit Allan komme ich allein klar.«
»So wie beim letzten Mal?«
Peter hatte recht. »Wenn es zu heftig wird, lasse ich Beck auf ihn los.«
»Gut. Manchmal brauchst du Unterstützung, und ich denke, das ist einer dieser Momente.«
»Keine weiteren Versetzungen, kapiert?«
»Ich schwöre es.«
»Es sei denn, du würdest Allan gerne nach … Algerien oder so schicken.«
»Ob das wohl geht?«, überlegte Peter laut.
Brandy plauderte weiterhin lächelnd mit Rileys Ex.
Ich hoffe, deine Eltern haben eine gute Krankenversicherung, Mädel.
Das Haus von Simons Familie war groß, zwei
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