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Seelenraub

Seelenraub

Titel: Seelenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Oliver
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Lächeln, dann schien ihm einzufallen, dass sie nicht allein waren. »Riley, dies ist Lady Torin, eine unserer ranghöchsten Totenbeschwörer.«
    »Sehr erfreut, dich kennenzulernen«, erwiderte die Frau. »Tut mir leid, das mit deinem Vater zu hören. Ich hoffe, Mortimer kann ihn für dich finden.«
    Riley musterte die Frau. Sie schien ihr nichts vorzumachen, nur um höflich zu sein. So, wie die Hände auf Morts Schultern ruhten, war sie ihm sehr zugetan. Oder gab sie ihm gewissermaßen ihren Segen und zeigte damit den anderen Beschwörern, dass sie Morts Handlung billigte und dass jeder, der sich mit ihm anlegte, sich Ärger mit ihr einhandeln würde?
    »Danke«, sagte Riley.
Egal, was du vorhast
.
    »Sei äußerst vorsichtig, lieber Mortimer. Du betrittst völliges Neuland.«
    Lady Torin lehnte sich in ihrem Sessel zurück und ordnete ihre Robe. Als die Kellnerin neben ihr auftauchte, bestellte sie einen unverdünnten Scotch.
    »Kommen alle Nekros hierher?«, flüsterte Riley ihrem Begleiter zu.
    »Nenn uns nicht so!«, bat Mort. »Zumindest nicht, wenn sie dich hören können. Du willst doch wohl nicht, dass einer von uns einen Bann über dich spricht.«
    »Okay, dann also dieselbe Frage mit Totenbeschwörern.«
    Mort schüttelte den Kopf. »Die Anwesenheit ist nur nötig, wenn man einen Reanimierten bei der Auktion hat.«
    »Dann hat sie …«, begann Riley, wohl wissend, dass die fragliche
Sie
wahrscheinlich jedes Wort hörte.
    »… jemanden im Angebot. Lady Torin gefällt das hier nicht mehr als mir« erwiderte Mort.
    »Wie wird man in eurer Gesellschaft ein Lord oder eine Lady?«
    »Der Rang wird entsprechend den magischen Fähigkeiten verliehen.«
    Wodurch sie nicht wesentlich schlauer war.
Wahrscheinlich war das der Zweck
. Dämonenfänger waren ähnlich zurückhaltend, wenn es darum ging, mit Fremden über ihren Beruf zu reden. Da Mort und Riley in der ersten Reihe des obersten Rangs saßen, nutzte sie die Gelegenheit und spähte über die Holzbrüstung auf die Reihen unter ihr. Doch es gab gar keine Reihen, sondern wirkte eher wie ein Club als wie ein Theater. In diskreten Abständen voneinander standen Tische mit edlen weißen Tischdecken, auf denen jeweils eine Flasche eisgekühlter Champagner stand. Ein Kellner im Smoking näherte sich einem der Tische und ersetzte die leere Flasche durch eine neue.
    »Champagner?« Als Riley Mort finster anblickte, hatte er immerhin so viel Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen.
    »Die Auktionatoren wissen, was sie Leuten mit Geld bieten müssen«, erklärte er »Jede Auktion steht unter einem bestimmten Motto. Heute ist es … Gothic. Besser als letztes Mal. Da war es ein Gruß an Hawaii. Das Luau war eindeutig zu viel des Guten.«
    Riley stöhnte leise.
Wenn’s total bescheuert wird, verschwinde ich.
    Die Deckenbeleuchtung flackerte ein paarmal auf, dann wurde es dunkel, und die Menge verstummte, als handele es sich um eine beliebte Broadway Show. Ein Spotlight tauchte in der Mitte der Bühne auf und präsentierte einen Mann im Smoking und schwarzem Satincape.
    »Guten Abend, meine Damen und Herren«, rief er mit tiefer, nachschwingender Stimme und lächelte auf die gleiche unaufrichtige Weise wie die Kellnerin.
    »Willkommen zu unserer zweiten Lizitation im neuen Jahr.«
    Er ging ein paar Schritte, und das Spotlight folgte ihm. »Heute Abend haben wir eine wunderbare Kollektion für Sie zusammengestellt. Zögern Sie nicht, die Erfrischungen zu genießen, und denken Sie daran, dass ein kleiner Anteil der heutigen Erlöse den für diesen Monat festgelegten wohltätigen Zwecken zugutekommt. Und nun, ohne weiteren Aufschub, viel Vergnügen mit der Show«, sagte er und deutete mit der Hand auf die Mitte der Bühne.
    Das Spotlight wurde schwächer und verschwand, während der Vorhang sich mit einem leisen, mechanischen Surren öffnete. Die tiefen, ahnungsvollen Klänge einer Orgel erfüllten den Raum und ließen Rileys Backenzähne vibrieren. Als sich ihre Augen an das spärliche Licht gewöhnt hatten, nahm sie nach und nach mehr Details wahr. Ein voller Mond hing wie ein riesiges Silberauge über der Bühne, und die skelettartigen Zweige einer knorrigen Eiche waren über Grabsteinen drapiert, die wie verwitterte Zähne aus einem weißen Nebel herausragten. Ein Wolf heulte, ein Geräusch, das Riley erschaudern ließ.
    Mort seufzte tief. »Tut mir leid, dass du das mit ansehen musst«, sagte er.
    Vor dem größten Grabstein teilte sich der Nebel, als der Kopf

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