Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
er wird uns dabei helfen, Luzius zu zerstören?“
„ Er hat dich aus
deinem Leben gerissen?“, wiederholte Ruth nachdenklich.
„Demnach wurdest du nicht gefragt. Seelenverwandtschaft. Das
erklärt, warum eure Verbindung derartig stark ist.“
„ Wir haben gar keine
Verbindung!“, stellte Melica harsch klar. „Dieser Dämon
kann mir sowas von gestohlen bleiben! Ob er nun einer der
Auserwählten ist oder nicht – ich hasse ihn! Er hat mein
Leben zerstört!“
Als wäre dies ihr
Stichwort gewesen, kreischte Selena ohrenbetäubend: „Ich
hasse ihn! Er hat mein Leben zerstört! Ich hasse ihn, hasse ihn,
hasse ihn, hasse ihn!“
Melica wusste, wie
respektlos dies war, doch sie presste die Hände auf ihre Ohren.
Sie hatte das Gefühl, ihr Trommelfell müsste jeden Moment
platzen.
Ruth jedoch sah so aus,
als würde ihr der Krach nichts ausmachen. Schwerfällig
erhob sie sich vom Sofa und humpelte auf ihre Schwester zu. Sanft und
mit einer deutlichen Routine führte sie sie aus dem Zimmer.
Minuten später kehrte
Ruhe im Haus ein. Peinlich berührt senkte Melica ihre Arme.
Als Ruth zurück ins
Zimmer trat, hatte sich ein grimmiges Lächeln auf ihre Lippen
gelegt. „Du bist nicht die einzige, die den Dämon hasst,
der sie verwandelt hat“, presste Ruth zwischen
zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du solltest gehen.
Selena hat es nicht gern, wenn sich Fremde in unserem Haus
aufhalten.“
Melica nickte, stand auf.
„Ich wünsche Ihnen beiden viel Glück“, sagte
sie dann ehrlich.
„ Glück? Selena
und ich brauchen kein Glück. Wir brauchen Zeit“, erklärte
Ruth grimmig.
Verständnis legte
sich auf Melicas Gesicht. „Wenn Sie Zeit wollen“, begann
sie zögerlich. „Dann könnte ich Ihnen vielleicht
helfen.“
Eigentlich hatte sie
geglaubt, dass Ruth dankbar über ihr Angebot sein würde.
Niemals hätte sie damit gerechnet, dass Ruth vollkommen
ausrastete. Hass stand auf ihrem Gesicht und sie stieß ein
wütendes Grollen aus. „Ich hätte wissen müssen,
warum du behauptest, du würdest ihn nicht mögen! Du
wolltest dich bei mir einschleimen, nicht wahr? Du wolltest mir das
gleiche antun, wie es Gregor Selena angetan hat! Doch du hast dich
getäuscht, Mädchen! Ich werde niemals eine von euch! Ihr
werdet mich niemals bekommen! Niemals, hörst du?“, keifte
Ruth mit einem irren Grinsen auf den faltigen Lippen.
„ Ich wollte mich
niemals bei Ihnen-“, setzte Melica an, verstummte aber sofort,
als Ruth ihr direkt ins Gesicht spuckte. „Ihr werdet mich
niemals bekommen!“, wiederholte sie lachend. „Niemals!“
Angewidert wischte sich
Melica über das Gesicht. Ihr war vollkommen bewusst, dass sie am
besten verschwinden sollte, aber – sie konnte Ruth in diesem
Zustand doch nicht einfach allein lassen.
„ Er hat sie
verwandelt, musst du wissen“, stieß Ruth hervor und
schien plötzlich wieder ganz klar zu sein. „Er! Er! Er
allein.“ Und dann, als hätte Melica sie noch immer nicht
verstanden: „Gregor! Einfach so! Ohne Grund!“
Das hatte Melica nicht
gewusst. Woher denn auch? Gregor sollte Selena verwandelt haben? Aber
sie musste doch noch so wahnsinnig jung gewesen sein!
„ Dann war er auf
einmal weg! Einfach weg! Und wir hielten sie für tot, ich
meine…sie war ja tot. Oder nicht?“, kicherte Ruth mit
einem fiebrigen Glanz in den Augen. „Wir haben sie begraben.
Natürlich, das musste so, das gehörte sich…
natürlich…sie… sie war ja tot…sie…und
dann, dann…dann kam er wieder und dann war sie doch nicht tot!
Aber sie lag ja im Sarg und dann und dann, dann…“ Ruth
verstummte, kicherte noch lauter.
So langsam begann sich
Melica echte Sorgen zu machen. Tränen liefen Ruth inzwischen
sturzbachartig die Wangen hinab, ihre Schultern zitterten
unkontrolliert und das Lachen, das aus ihr herausbrach und mit jeder
Sekunde lauter wurde, machte Melica eine Heidenangst.
„ Ich hole Hilfe, in
Ordnung?“, fragte sie überfordert. „Bleiben Sie
einfach hier!“ Naja – es war ja auch nicht so, als würde
Ruth überhaupt irgendwohin laufen können. Melica fand es
jedoch trotzdem wichtig zu betonen und zwar aus dem gleichen Grund,
warum sie nun nach draußen stürmte, um Isak um Hilfe zu
bitten: ganz offensichtlich war ihr Verstand ermordet worden.
Heimtückisch. Brutal.
„ Isak?“,
brüllte Melica, während sie durch die Haustür flog.
„Du musst mir helfen!“
Isak stand natürlich,
hilfsbereit wie er nun einmal war, sofort neben ihr. „Was ist
los?“
Atemlos blickte
Weitere Kostenlose Bücher