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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Mädchen
dort sollte Ruths kleine Schwester sein? Aber das war doch vollkommen
unmöglich! Eine faltige Hand legte sich auf Selenas Schulter und
schob sie nachdrücklich zur Seite.
    Melica hatte nun endgültig
das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein. Vor ihr stand
eine bucklige, alte Frau, die sie mit einem Ausdruck auf dem Gesicht
anstarrte, als trage sie allein die Schuld an allem Übel dieser
Welt.
    „ Was?“,
blaffte sie anklagend. Isak und Zane beachtete sie gar nicht erst.
    „ Gregor schickt
mich“, erklärte Melica hastig und stellte erstaunt fest,
dass sich das Gesicht der alten Frau sogar noch verfinsterte.
    „ Gregor. Natürlich“,
ätzte sie verärgert. „Ich hätte wissen müssen,
dass mich der nicht mehr in Frieden lässt.“
    In Melicas Kopf setzten
sich die Puzzleteile mit einem Schlag zusammen. Ein Ächzen
entfloh ihren Lippen. „Sie sind Ruth“, hauchte sie
tonlos.
    Die Frau verdrehte die
Augen. „Wer soll ich denn sonst sein?“ Und mit einem
groben Schlackern ihrer Hand wies sie Melica ins Haus.
     

    ~*~
     
    Unbehaglich rutschte
Melica auf dem fleckigen Sofa hin und her. Schon von außen
hatte Ruths Hütte heruntergekommen gewirkt, doch das war nichts
im Vergleich zu dem Schrecken, der im Inneren der Unterkunft auf sie
gewartet hatte. Spinnweben klebten überall, die Einrichtung
wirkte mehr lebendig als tot und bei dem Geruch, der in jeder Ecke,
jeder Spalte haftete, hatte sich Melicas Magen schon mehrfach
umgedreht. Die beiden Schwestern schien die groteske Umgebung jedoch
nicht im Geringsten zu stören. Während Selena in einem
abgewetzten Sessel saß und mit erstaunlicher Begeisterung die
Beine baumeln ließ, stand Ruth am verschmutzten Fenster und
blickte hinaus.
    Melica fühlte sich
unwohl. Das Schweigen machte sie unendlich nervös und allein bei
dem Gedanken, dass das kleine Mädchen dort die Schwester von der
Frau sein sollte, die aussah wie der Tod, hatte sie das Gefühl,
ihr Gehirn bekäme einen Kurzschluss.
    „ Gregor sagte, Sie
würden Dämonen verabscheuen“, sprach sie schließlich
in die abgestandene Luft hinein.
    Ruth blickte sie nicht an,
als sie mit blechender Stimme erwiderte: „Hat er dir auch
erzählt, warum ich es tue?“ Sie gab Melica nicht einmal
die Möglichkeit, etwas darauf zu antworten, sondern fuhr
verächtlich fort: „Natürlich hat er das nicht. Denn
sonst würde jeder erfahren, dass er alles andere als der Held
ist, für den ihn alle halten.“
    Mit einer Kraft, die
Melica ihr nicht zugetraut hätte, stieß sich Ruth von der
Fensterbank ab und wirbelte herum. Ein seltsames Flackern lag in
ihren großen Augen, als sie Melica aufgebracht anstarrte: „Was?
Kein Widerspruch?“, fragte sie nach einiger Zeit und lachte
kalt. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass er für
euch kein verdammter Held ist! Ich weiß, dass ihr ihn alle
liebt!“
    Hatte Isak nicht gesagt,
Selena wäre verrückt? Vielleicht hatte er die Schwestern ja
verwechselt. Obwohl Melica klar war, dass Ruth die Angst in ihrer
Stimme hören konnte, murmelte sie: „Sie täuschen
sich. Ich…ich kann Gregor nicht leiden.“
    „ Ehrlich?“ All
der Hass fiel von Ruths Gesicht ab. Ein glänzender Schleier
legte sich um ihre Augen. „Du ahnst gar nicht, wie oft ich mir
gewünscht habe, das von jemandem zu hören“, flüsterte
sie tonlos.
    Melica musterte sie
sprachlos. Es vergingen einige Sekunden, bis sie ihre Sprache
wiederfand: „Es ist interessant zu erfahren, dass man nicht die
einzige ist, die Gregor nicht ausstehen kann. Ich frage mich nur,
warum er überhaupt zugelassen hat, dass ich Sie kennenlerne. Es
sei denn, er hat es endlich aufgegeben, sich bei mir einschleimen zu
wollen.“
    „ Es ist Gregor
unvorstellbar wichtig, herauszufinden, von wem in meinem Traum die
Rede war. Ansonsten hätte er niemals riskiert, dass ich
herausfinde, dass ich in meinem Hass nicht allein bin.“
    Hass? So extrem hätte
Melica dies nun auch nicht ausgedrückt. Sie hütete sich
jedoch davor, etwas dagegen zu sagen. „Dann ist diese Sache mit
der Prophezeiung also wirklich wahr?“
    Ruth nickte leicht. „Ich
befürchte ja. Ich habe in den letzten Dekaden alles darüber
gelesen, was ich finden konnte. So sehr ich es auch hasse, es
zuzugeben: Gregor hat, was dies betrifft, wahrscheinlich recht.
Prophezeiungen existieren wirklich.“
    Melica senkte enttäuscht
den Kopf. Ein kleiner Teil von ihr hatte sich noch immer krampfhaft
an die Hoffnung geklammert, diese Prophezeiung wäre nicht

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