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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Günter
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Gregor nicht
antwortete, nickte Melica leicht. „Ich hätte mein Amulett
gern zurück.“
    So ganz einverstanden
schien Gregor nicht damit zu sein, denn er zögerte. „Sie
riskieren, dass Sie sterben.“
    Melica schenkte dem Dämon
ein breites Grinsen. „Das glaube ich kaum, Gregor. Ich bin eine
Auserwählte. Ich kann gar nicht sterben.“
    Über Gregors Gesicht
huschte ein Ausdruck, der deutlich zeigte, dass er sich über
ihre Worte freute – und dass er sie gleichzeitig abgrundtief
für sie verachtete. „Seit wann glauben Sie an
Prophezeiungen?“
    Melica zuckte die Achseln.
„Seit ungefähr dem Augenblick, in dem ich begriffen habe,
dass Sie die Wahrheit über meine Mutter gesagt haben. Sie ist
tatsächlich eine Hexe. Sonst hätte sie sich niemals ohne
Widerworte schlafen gelegt.“
    Gregor seufzte leise. „Ich
hoffe, Sie wissen, was Sie tun.“ Seine Augen blickten seltsam
müde, als er das Amulett aus seiner Tasche zog und es ihr
vorsichtig überreichte.
    Obwohl Melica deutlich
zusammenzuckte, als ihre Hand auf den kalten Stein traf, klebte sie
sich ein falsches Lächeln auf das Gesicht. „Machen Sie
sich keine Sorgen um mich. Ich komme schon zurecht“, sagte sie
überzeugt. In dem Moment, in dem sie das Amulett hinter ihrem
Hals befestigte, hatte sie das Gefühl, als tauche man sie in
eiskaltes Wasser. Seltsam eigentlich, dass sie dies beim ersten Mal,
damals im Gasthaus, nicht gespürt hatte.
    Melica schüttelte den
Kopf, setzte sich langsam auf. Ihr Blick wanderte von Gregor zu ihrer
Mutter. Dann fragte sie stirnrunzelnd: „Warum haben Sie meine
Mutter hierhergebracht? Haben Sie es etwa darauf angelegt, zu
sterben? Oder ist Ihnen nicht klar, was passiert, wenn mein Vater
herausfindet, wo Mama steckt? Er würde Sie ohne zu Zögern
umbringen.“
    Melica runzelte die Stirn,
als sich etwas in Gregors Gesicht veränderte. Hatte sie
irgendetwas nicht mitbekommen? „Was ist los?“, fragte sie
scharf.
    Vorsichtig blickte Gregor
sie an. „Können Sie sich an die letzte Nacht erinnern?“
Gregor sprach langsam, so, als müsste er genauestens abwägen,
welches Wort ein Wort zu viel und welches noch notwendig war.
    Melica verkniff sich ein
Grinsen. „Wenn Sie ein wenig mehr in meinem Alter wären,
dann würde mich diese Frage jetzt nervös ma-“, sie
brach ab, riss ihre Augen auf. Eine Woge des Entsetzens brauste durch
ihren Körper und ließ sie nach Luft schnappen. „Was
ist gestern Abend gewesen?“, krächzte sie, ihre Stimme
brach vor Angst.
    „ Sie haben eine
dissoziative Amnesie“, murmelte Gregor und nickte verstehend.
„Das ist nicht so schlimm, hören Sie? Klara hat auch
darunter gelitten, als Stefan sie damals hierhergebracht hat und
inzwischen ist sie vollkommen genesen. Machen Sie sich keine Sorgen.“
    „ Keine Sorgen?“
Melica starrte ihn mit einem Ausdruck auf dem Gesicht an, der mehr
war als bloße Fassungslosigkeit. „Keine Sorgen? Ist Ihnen
eigentlich bewusst, was Sie da sagen? Mir fehlt die Erinnerung an
einen ganzen Abend! Irgendetwas ist mit meinem Kopf nicht in Ordnung!
Mein Gehirn ist kaputt oder so ähnlich! Und da soll ich mir
keine Sorgen machen?“
    „ Ja“, Gregor
blieb gelassen. „Melica – Ihr Körper und auch Ihr
Verstand haben beschlossen, dass Sie momentan noch nicht bereit dafür
sind. Nur deshalb haben Sie es verdrängt. Doch Ihre Erinnerungen
werden irgendwann wieder zurückkommen, meine Liebe, das
verspreche ich Ihnen.“ Er blickte ihr in die Augen, ernst und
doch beruhigend. „Ich weiß, dass Sie nicht sonderlich
viel von mir halten, aber in diesem Fall müssen Sie mir einfach
glauben: Sie dürfen nicht versuchen, herauszufinden, was Sie an
diesem Abend erfahren haben. Ihr Körper wehrt sich dagegen, Sie
sind nicht bereit dazu! Noch nicht!“
    Einfach so damit
abschließen? Warten, bis sie sich von selbst erinnerte? Aber
das ging doch nicht! Das konnte sie nicht! Verzweifelt ließ sie
den Kopf sinken, vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie wollte
protestieren, widersprechen, seinen Worten irgendetwas
entgegensetzen. Doch gleichzeitig machten seine Worte Sinn.
    „ Ich denke…
meine Mama ist deshalb hier?“, fragte sie nach vielen Minuten
des Schweigens.
    Erleichterung trat auf
Gregors Gesicht, so hell, so ehrlich, dass Melicas Panik kleiner
wurde. Wenn auch nur ein wenig. „Mir liegt wirklich viel daran,
dass Sie sich nicht in Gefahr bringen. Die Prophezeiung besagt zwar,
dass Sie nicht sterben werden, doch Stefan hat Recht: niemand kann
voraussagen,

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