Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
in welchem Zustand Sie Ihr Leben verbringen werden. Ich
möchte nicht, dass Sie sich irgendeine psychische Krankheit
einfangen. Schon allein aus egoistischen Gründen. Ich würde
wirklich viel dafür geben, nicht noch ein zusätzliches
Leben auf meinem Gewissen zu haben. Es wiegt schon jetzt mehr als
schwer. Doch um Ihre Frage zu beantworten: nein, Ihre Mutter hat
nichts damit zu tun, was passiert ist. Wir haben sie nur in
Sicherheit gebracht, weil Zane der Meinung gewesen ist, dass sie in
Gefahr schwebe. Welche Gefahr das sein soll, hat er uns nicht
verraten, aber es erschien uns ratsam, trotz dessen auf ihn zu
hören.“
„ Was ist mit dem
Rest meiner Familie?“, erkundigte sich Melica besorgt. Ihr
Vater, ihre Schwestern – waren sie nicht auch in Gefahr?
„ Wir haben dafür
gesorgt, dass alle sicher untergebracht worden sind“, beruhigte
Gregor sie und lächelte leicht. „Es besteht nicht der
geringste Grund zur Sorge.“
Obwohl es Melica nicht
wirklich leicht fiel, ihm zu glauben, nickte sie seufzend. „Kann
ich Mama wieder aufwecken? Oder geht das nicht, ich meine... Sie
haben Ihr ja befohlen, zu schlafen…“
Gregors nachdenklicher
Blick wanderte zu Jane, die noch immer tief schlafend auf dem weißen
Krankenbett lag.
„ Sie wird von allein
aufwachen, wenn sie bereit dazu ist. Auch sie hat eine Menge zu
verarbeiten.“ Mit diesen Worten erhob sich Gregor vom Stuhl,
das Gesicht gütig, die gesamte Ausstrahlung einnehmend. Ein
wenig skurril war es ja schon, wie problemlos er zwischen dem gütigen
alten Mann und dem egoistischen Herrscher wechseln konnte. Vielleicht
war sie ja doch nicht die einzige Schizophrene hier im Antrum.
„ Sie werden Zeit und
Ruhe brauchen, meine Liebe. Ich lasse Sie nun allein.“ Gregor
schenkte ihr ein letztes freundliches Lächeln. Dann ging er
davon, mit Schritten, die beschwingt und betrübt zugleich
wirkten.
Melica hingegen blieb mit
einem verzweifelten Gesichtsausdruck zurück. Vielleicht hatte
Gregor ja Recht. Vielleicht war sie ja wirklich noch nicht bereit
dazu. Doch was zur Hölle konnte denn schlimm genug sein, dass
sich sogar ihr Verstand gegen sie richtete? Melica fand keine
Antwort. Und genau dies machte ihr eine Heidenangst.
~*~
„ Melica?“
Fassungslosigkeit. Unglaube. Freude.
„ Hallo Mama.“
Melica verzog ihre Lippen zu einem leichten Lächeln.
Janes Gesicht wurde
kalkweiß, all das Blut schien ihr in Sekundenschnelle aus dem
Gesicht zu weichen. Mit einem Mal wirkte sie gar nicht mehr so schön.
„ Was habt ihr
Idioten mir für ein Zeug gespritzt?“, kreischte sie so
plötzlich los, dass Melica vor Schreck umfiel. Dass sie ohnehin
schon am äußersten Rand des Bettes gesessen hatte, machte
die Sache nicht besser. Hart krachte sie auf den Boden, die Züge
vor Verständnislosigkeit verzerrt.
Mühsam rappelte sie
sich auf, warf ihrer Mutter einen verwunderten Blick zu.
Die starrte sie noch immer
an, als hätte Melica ihr gerade erklärt, sie wäre 15
Meter groß und würde am liebsten Sumoringerin werden
wollen.
„ Mama?“,
fragte sie besorgt.
„ Marijuana? War es
das? Kokain? Warum wollt ihr, dass ich an Halluzinationen leide? Ist
es nicht genug, dass ihr mich hier festhalten müsst?“,
brüllte Jane weiter und sprang auf.
Melica musste sich ein
Grinsen verkneifen. Vielleicht war sie ihrer Mutter ähnlicher
als sie gedacht hatte. Sie hätte nicht anders reagiert.
Ihre Mutter stürmte
in Richtung Ausgang. Doch bevor sie die Tür aufziehen konnte,
wurde diese auch schon aufgerissen. Jane wäre nicht Jane, wenn
sie sich davon aufhalten lassen würde. Mit einem wütenden
Schnauben versuchte sie, sich blitzschnell durch die Tür zu
pressen. Mit dem erstaunlichen Erfolg, dass sie genau gegen Zanes
breite Brust prallte.
Melica konnte das Grinsen
nicht länger zurückhalten. Es gefror jedoch auf ihrem
Gesicht, als sie sah, wie sehr Zanes Anblick Jane aus der Fassung
brachte. Ihre Mutter starrte ihn an, völlig sprachlos.
Zane schien von ihrem
Verhalten nicht weniger überrascht zu sein. Langsam hob er eine
Augenbraue. „Dürfte ich erfahren, was du vorhast?“,
erkundigte er sich gedehnt.
Melica hatte noch nie
erlebt, dass Jane keine Worte fand. Nun schien es, als wäre sie
in genau so eine Situation geraten.
„ Deine Mutter?“,
wandte sich Zane schließlich an Melica und schob Jane unsanft
von sich.
Melica nickte nur.
„ Zane? Zane
Sarcone?“
Melicas Unterkiefer sackte
hinab. Woher kannte ihre Mutter denn bitte diesen
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