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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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sehr teuer gewesen. Genau wie Onkel Finley für sie, hatte sie nur Augen für ihn. Sie strahlte ihn wie ein verliebtes Mondkalb an, was Amy nur wieder dazu brachte, sich kopfschüttelnd vom Sofa zu erheben.
    Alegra ignorierte uns. Wahrscheinlich war sie nach wie vor sauer, was ich absolut nachvollziehen konnte.
    Es dauerte nicht lange, da lag sie in seinen Armen und sie küssten sich zärtlich, als hätten sie beide vergessen, dass wir auch noch im Raum waren. Ohne Zweifel liebte er sie. Wenn ich ehrlich war, erkannte ich auch bei Alegra zumindest Freude. Hatten Amy und ich uns etwa getäuscht und sie verband mehr, als wir dachten?
    »Ich geh mal, so wie es aussieht, sind wir hier überflüssig«, meinte Amy und ihr Unterton verriet ihre Eifersucht, die kurz gelb aus ihr brodelte.
    Onkel Finley und Alegra waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie mitbekommen hätten, wie meine Schwester grußlos an ihnen vorbeilief.
    Ich beobachtete beide, ohne, dass sie Notiz von mir nahmen, und stellte fest, wie sehr ich mich selbst nach Nähe sehnte. Es war dieses Gefühl, das ich erst seit Kurzem kannte. Nachts träumte ich von seinem dunklen Haar und seinen markanten Gesichtszügen. Kaum waren meine Gedanken bei ihm, schossen Bilder von Tom dazwischen. Mit ihm hätte ich das haben können. Er hatte sich diese Nähe von mir gewünscht. Doch ich hatte ihn von mir gestoßen. Schmerzliche Erinnerungen und grausame Bilder wurden wieder wach. Mein schlechtes Gewissen meldete sich und ich wünschte mir in dem Augenblick nichts sehnlicher, als dass er hier wäre. Ich vermisste ihn schrecklich.
    »Oh, entschuldige, Jade. Ich habe völlig vergessen, dass ihr auch noch hier seid«, sagte Onkel Finley, als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich von Alegra löste.
    »Wo ist Amy?«, wollte er wissen, während er mit Alegra Arm in Arm zum Sofa schlenderte.
    »Oben, sie kommt bestimmt gleich wieder«, log ich. »Ich muss dann auch noch etwas erledigen, außerdem will ich euch nicht weiter stören.«
    »Nein, bleib. Du … störst nicht«, sagte Alegra schnell, was mich stocken ließ. Sie wollte, dass ich blieb? Das war neu!
    Mitten in meiner Bewegung hielt ich inne und sah sie erstaunt an. Sie hatte einen völlig neuen Gesichtsausdruck, den ich an ihr noch nie zuvor gesehen hatte. Sie meinte es ernst. Um ihrem guten Willen noch mehr Ausdruck zu verleihen, berührte sie meinen Oberarm.
    »Bitte, Jade, lass uns reden. Ich denke, es wäre an der Zeit, dass wir einige Dinge zwischen uns klären sollten.«
    Was war denn mit der auf einmal los? Hatte sie Drogen genommen oder so etwas? Solche Töne kannte ich von ihr gar nicht. Was war aus der launischen und unausstehlichen Zicke geworden, die sie noch vor ein paar Tagen war?
    Onkel Finley war sichtlich stolz auf sie und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ungeduldig wartete er auf meine Antwort. Womöglich hätte Amy sie auflaufen lassen und das hätte ich zu gern auch getan, doch mich verunsicherte ihre neue und fast freundliche Art. Außerdem hörte ich meine Stimme der Vernunft, die mich anschrie, ich solle ihr gefälligst einen Schritt entgegen kommen. Damit würde ich Amy helfen und auch Onkel Finley glücklich machen.
    »Es stimmt. Wir hatten wirklich nicht den allerbesten Start«, sagte Alegra und ich hoffte ehrlich, dass sie es ernst meinte. So ganz traute ich ihr nicht über den Weg, zu viele Facetten hatte ich schon von ihr kennengelernt. Uns blieb nicht viel Zeit und Onkel Finley lag unsere Aussprache sehr am Herzen.
    »In Ordnung«, erklärte ich mich einverstanden und grün strömte aus mir, das deutlich machte, wie durcheinander meine Gefühle ihr gegenüber waren.
    Alegra sah unsicher zu meinem Onkel, der ihr aufmunternd zunickte. Ich dagegen machte es mir bequem, indem ich meine Beine anzog und sie erwartungsvoll musterte.
    »Ich hab noch was zu erledigen. Falls ihr mich braucht, ich bin im Arbeitszimmer«, sagte er zu uns, schenkte Alegra noch einen vielsagenden Blick und verließ das Wohnzimmer.
    Nervös strich sie sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und offensichtlich fiel es ihr schwer, einen Anfang zu finden.
    »Vielleicht wäre es ganz gut, wenn Amy auch dazu käme«, sagte sie leise, »Ich möchte, dass sie alles, was ich zu sagen habe, mitbekommt.« Ihre Stimme hatte sich völlig verändert. Sie war so dünn und leise, ähnlich wie bei einem kleinen Kind.
    »Warte, ich rufe sie.«
    Ich rief mit dem Telefon in unserem Zimmer an und bat sie, zu uns zu

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