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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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entdeckt zu werden.
    Vorsichtig trat ich einen Schritt in seine Richtung, sah mich jedoch schnell nach Gio um, der nichts bemerkt zu haben schien. Er saß hinter seiner Glasscheibe und war ins italienische Fernsehprogramm vertieft.
    Die rötlichen Locken gehörten Pepe Gambino. Als ich vor ein paar Monaten das letzte Mal hier gewesen war, war er gerade von seiner tödlichen Krankheit geheilt worden. Unser Lord hatte ihn gerettet und von da an war er auf dem guten Weg, eines Tages ein Taluri zu werden.
    Er stand in der Nische und grinste mich frech an. Er war ein ganzes Stück gewachsen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Seine roten Locken hingen ihm vereinzelt ins Gesicht. Er hatte braune Augen und in seinem Gesicht waren eine Menge Sommersprossen. Eine große Zahnlücke lachte mir entgegen.
    »Pepe, was tust du hier oben?«, fragte ich leise, in der Hoffnung, Gio würde nicht aufmerksam auf uns werden. Der Junge grinste verschämt und nestelte nervös mit seinen Händen an seinem schwarzen T-Shirt.
    »Ich habe auf dich gewartet«, stammelte er.
    Genau in diesem Augenblick öffnete sich die Aufzugstür. Um die Aufmerksamkeit nicht auf mich zu lenken, sollte ich ihn schnellstmöglich betreten. Dennoch konnte ich den Jungen nicht einfach hier stehen lassen. Kurz spähte ich zu dem Angestellten. Da schnappte ich den kleinen Kerl an seinem Arm und zog ihn vor mir in die Aufzugskabine. Um die Sicht auf den Jungen zu schmälern, hielt ich meine Sporttasche hochkant und verdeckte damit einen Großteil seiner Gestalt. Ich richtete meine Augen auf das Lasergerät, welches meine Iris abscannte. Nach einem Signalton setzte sich der Aufzug endlich in Bewegung.
    Ich spürte, wie die Anspannung von dem Lockenkopf abfiel und er setzte sich auf den Boden. Finster sah ich ihn an. Er wusste genau, dass ich über seinen Leichtsinn verärgert war. Er musste doch wissen, dass es ihm verboten war, sich außerhalb der schützenden Katakomben aufzuhalten.
    »Kannst du mir erklären, was du da oben zu suchen hattest?«, wollte ich von ihm wissen.
    Er erhob sich und ließ den Kopf verschämt hängen.
    »Ich wollte auf dich warten, Luca. Du warst so lange nicht mehr da und ... «, stammelte er leise.
    Mein Ärger verflog, als ich sein Gesicht sah. Er war einsam.
    »Warum bist du nicht bei den anderen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sie warten schon alle auf dich, aber ich wollte dich unbedingt sehen.« Die Unsicherheit in seiner Stimme besänftigte mich vollends.
    »Du weißt, dass ich dich melden müsste?«, belehrte ich ihn.
    Weit riss er seine Augen auf. »Aber das würdest du nicht tun, oder?« Er biss sich auf seine Unterlippe und wartete gespannt auf meine Antwort.
    Ich konnte ja verstehen, wie es ihm unten ging. Alles würde sich ändern ab dem Tag, ab dem er ein Taluri war.
    »Wieso wartest du auch mich?«
    Wir wurden durch das Stoppen des Aufzuges unterbrochen. Pepe trat ängstlich hinter mich, als sich die Aufzugstüren öffneten. Vorsichtig spähte ich in den Flur, der lang und im Halbdunkel vor uns lag. Alles war still und niemand war zu sehen.
    »Die Luft ist rein und du bist sicher«, sagte ich, während er hinter mir hervortrat und sich der Aufzug geräuschvoll schloss. Zuerst rang er mit sich und ich hatte den Eindruck, er wollte nicht sagen, was sein Problem war.
    »Aber du bist nicht sicher«, flüsterte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich muss dich dringend sprechen, aber nicht hier. Ich muss dir was zeigen und das darf niemand wissen«, flüsterte er weiter.
    »Jetzt? Du hast selbst gesagt, dass sie alle auf mich warten«, erwiderte ich ihm, was er sofort enttäuscht aufnahm. Doch dann grinste er mich frech an, sodass seine Zahnlücke wieder zum Vorschein kam. »Es darf niemand wissen, dass ich dir dieses Geheimnis erzähle.«
    Noch ein Geheimnis? Es war schon schwer, die vielen anderen Geheimnisse unentdeckt zu halten. Doch was konnte so ein kleiner Junge schon für Heimlichkeiten haben?
    »In Ordnung, es bleibt zwischen dir und mir«, sagte ich und sofort strahlte er über das ganze Gesicht.
    Ich spürte eine kleine Gefühlsregung, als ich sein Gesicht sah und unterdrückte diese sofort.
    »Ich gehe jetzt. Man sollte seine Herren nie warten lassen«, erklärte ich ihm.
    »Dann sehen wir uns später. Aber Luca, vergiss mich bitte nicht«, bat er. »Es ist wirklich wichtig.«
    Ich lachte. »Wie könnte ich dich vergessen. Wir sind doch Freunde.«
    »Okay, dann sehen wir uns später«, rief er aufgeregt und

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