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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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rannte schon den langen Flur entlang. Ich sah ihm hinterher, bis er die Tür aufstieß, hinter der er verschwand.
    »Verrückter Kerl«, sagte ich laut, grinste, nahm meine Sporttasche und folgte ihm. 

Kapitel 19
     
    Der nächste Tag flog nur so dahin und ich bemerkte nicht einmal, wie intensiv das Training mit Mr. Chang war. Er forderte mich, wo er nur konnte und von Stunde zu Stunde fühlte ich mich kräftiger und stärker. Ob das allein am Training lag, wagte ich zu bezweifeln. Ich ging über meine Grenzen hinaus, weil ich wusste, was auf dem Spiel stand. Nochmals drängte ich Mr. Chang, ein Gespräch mit Onkel Finley zu suchen, um meinen Plan umzusetzen. Er berichtete mir, dass er dies schon versucht hatte, jedoch ohne Erfolg. Onkel Finley hatte ihn noch nicht einmal ausreden lassen. Er versprach, es erneut zu versuchen.
    Amy und ich gingen nie gemeinsam aus dem Haus. Getarnt mit unseren Kapuzenjacken schlichen wir uns nacheinander ins C.O.B. Auch wenn Amy mit ihrem verletzten Arm nicht viel machen konnte, so ahmte sie verschiedene Bewegungsabläufe langsam nach, damit sie nicht allzu viel vom Training verpasste. Anfangs stand sie am Fenster und suchte die Bäume nach dem Vogel ab. Doch ihre Suche blieb erfolglos.
    Onkel Finley hielt sich die meiste Zeit in seinem Arbeitszimmer auf. Hin und wieder kamen einige Lieferwagen und nahmen Kartons mit, die er hatte packen lassen. Wahrscheinlich schaffte Onkel Finley seine Wertsachen in Sicherheit.
    Die Anspannung war kaum zu ertragen. Agnes löcherte Amy und mich, was eigentlich los sei. Zu allem Überfluss war sie sehr erkältet und fühlte sich nicht wohl. Onkel Finley wollte sie schon ein paar Mal nach Hause schicken, was sie jedoch ablehnte. Wahrscheinlich spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte es ihr nicht verdenken, sie versorgte uns schon das ganze Leben lang. Sie wusste genau, wenn etwas im Argen lag.
    An diesem heutigen Abend sollte Alegra zurückkommen. Und je näher die Stunde rückte, desto gereizter wurde unser Onkel. Ständig schnauzte er seine Leute an und fuhr wegen Kleinigkeiten noch schneller aus der Haut als sonst. Amy schüttelte den Kopf, weil sie sein Verhalten absolut nicht verstehen konnte und einmal hatte sie sich sogar eingemischt, als Onkel Finley den Gorillas eine Standpauke hielt.
     
    Ich war wohl die Einzige, die verstand, warum er sich so benahm. Diese ganze Verantwortung schlug ihm aufs Gemüt und so langsam keimte der Verdacht auf, dass seine Gefühle für Alegra ehrlich und aufrichtig waren, was mir jedoch nach wie vor schleierhaft war.
    Ihm war klar, dass es mit dem heutigen Tag nur noch Stunden waren, die er mit ihr verbringen konnte. Ich war mir sicher, dass er Alegra fortschicken würde, genau wie ich Tom. Seine Gefühle schienen echt zu sein und er würde sich selbst das Herz brechen, nur um sie zu schützen. All die Monate, die wir Ärger mit Alegra hatten, hatte er immer zu ihr gehalten. Er war derjenige gewesen, der uns alle drei, wenn wir gestritten hatten, besänftigte. Auch wenn seine Versuche, aus uns eine liebevolle Familie zu machen, kläglich gescheitert waren, hielt er immer an ihr fest.
     
    Nach dem Training hatten Amy und ich es uns mit Onkel Finley im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Eine Zeit lang unterhielten wir uns über belanglose Dinge, da keiner das Hauptthema anschneiden wollte, über das wir alle ständig insgeheim nachdachten. Eine krampfhaft erzwungene Unterhaltung, über das Wetter oder über Sport, lenkte uns zumindest für einige Zeit ab.
    Gerade verzog Amy das Gesicht, als sie Alegra in der Eingangshalle hörte. Die Entschuldigung war nun fällig, was sie lieber vergessen hätte. Auch Onkel Finley erhob sich unruhig von seinem Sessel und räusperte sich. Er strich sein Hemd glatt und wappnete sich für das Gespräch, das er mit seiner Geliebten würde führen müssen. Kurz nickte er Amy zu, erinnerte sie daran, dass sie noch eine Aufgabe zu erledigen hatte.
    »Huhu!«, rief die schrille Stimme des Models, deren Echo ich unangenehm im Ohr hatte. Das laute Klackern ihrer Stöckelschuhe kam näher.
    »Na? Bist du wieder da?«, fragte unser Onkel und ein breites Lachen zog über sein Gesicht. Seine Augen funkelten kurz auf.
    Alegra erschien im Türrahmen, top-gestylt und wie immer sehr attraktiv. So posierte sie ein paar Sekunden an der Tür. Ihr platinblondes Haar hatte sie kunstvoll zu einer Hochsteckfrisur drapiert, das Make-up saß perfekt und ihr neues Kostüm, das sie trug, war bestimmt

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