Seelensturm
konnte, der das Flugzeug verließ.
Kapitel 25 Luca
Meister Chang und ich schlossen die Luke. Atemlos und mit klopfendem Herzen blieb ich eine Weile stehen und dachte über die letzten Stunden nach.
Es war viel passiert. Doch das Wichtigste war, ich hatte eine Entscheidung getroffen. Nun war ich der Feind, der gejagt wurde wie all die Mädchen, und doch fühlte es sich richtig an. Leichter, war die einzige Beschreibung, die dazu passte.Es waren ein paar Dinge schief gelaufen, für die ich selbst keine Erklärungen hatte. Sie lebt und das ist das Wichtigste für mich.
»Geh du zu ihr, Luca. Versuche, sie zu überreden, dass sie etwas schläft. Bring sie in die Koje, dort kann sie sich hinlegen. Ich werde unsere Ankunft vorbereiten«, sagte Meister Chang und drückte meine Schulter. Er war sehr nachdenklich gewesen. Bisher hatten wir noch nicht über unsere Vergangenheit gesprochen. Ich hatte so viele Fragen und hoffte, er würde mir die Antworten darauf irgendwann geben.
Ich nickte und ging, schloss leise die Tür hinter mir. Weinend blickte Jade aus dem kleinen, runden Fenster. Sofort hüllte mich ihre Trauer ein, die mich schon seit Stunden nicht mehr losließ.Das Obsensium hatte immer noch eine leichte Wirkung auf mich, auch wenn es nicht mehr stark war. Ich konnte ihre Aura noch sehen und die Gefühle, die von Stunde zu Stunde stärker wurden, brachen so hemmungslos auf mich ein, dass ich hin und wieder glaubte, verrückt zu werden. Dennoch reichte es, dass ich sie nur ansah, um die Richtigkeit meiner Entscheidung bestätigt zu bekommen.
Die Trauer, die aus Jade strömte, war grenzenlos. Ich wünschte mir mehr als einmal, ihr den Schmerz nehmen zu können. Ich wünschte, ich könnte sie berühren. Sie trösten und ihr zeigen, wie sehr ich mit ihr fühlte. Ich würde wirklich alles tun, um ihr ein Stück von dem zu geben, was sie nun verloren hatte.Das plötzliche Bedürfnis, sie in meine Arme zu nehmen, traf mich so heftig und unerwartet, dass ich dem Gefühl das erste Mal erlaubte, über meine Handlungen zu bestimmen. Ich spürte, wie sehr sie sich nach einer Schulter sehnte. Langsam ging ich auf sie zu. Sie wusste, dass ich in ihrer Nähe war, doch sie zeigte keine Regung.
»Es tut mir so leid, Jade. Ich wollte nicht, dass das alles passiert. Ich wünschte, ich könnte etwas für dich tun.«
Sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht und sah mich an. Dann nickte sie kurz, während ihr Kinn leicht zitterte.
»Möchtest du dich hinlegen und schlafen? Die letzten Stunden waren sehr anstrengend für dich.«
»Ich … will nicht … allein sein«, flüsterte sie.
Mein Herz klopfte und ich wünschte, ich hätte den Mut, sie in meine Arme zu schließen. »Komm, ich begleite dich zur Koje«, sagte ich stattdessen.
Widerwillig erhob sie sich und ging einen Schritt. Sie schwankte und drohte zusammenzubrechen. Mir blieb nichts anderes übrig, als sie aufzufangen und zu tragen. Sie war zu schwach, um zu laufen. Sie war so leicht und ihr sinnlicher Duft strömte mir in die Nase. Ich hielt den Atem an, damit er so lange wie möglich in mir blieb. Süß und warm durchströmte er meine Sinne. Sie legte ihren Arm um mich und schloss ihre Augen. Ich war ihrem Mund so nahe und als sie ihre Augen öffnete, sah sie direkt in meine. Wir verharrten, ohne etwas zu sagen. Ihre Zunge strich leicht über ihre Lippen, was mich fast die Beherrschung verlieren ließ. Ich sollte sie in die Koje bringen, doch meine Beine gehorchten mir nicht. Das lag eindeutig nicht am Obsensium.
Sekunden vergingen, in denen wir regungslos mitten im Gang standen und uns ansahen. Ohne Zweifel, mein Körper reagierte auf sie. Aber nicht, weil sie eine Illustris war. Sie war mehr als das. Sie war Mea Suna - meine Sonne.
Sie brachte mich dazu, zu fühlen. Sie zeigte mir den Weg aus dem dunklen Nebel und wie schön und aufregend sich diese ganzen Emotionen anfühlten. Ihr Blick verschmolz mit meinem. Ihre Lippen zogen mich magisch an, während sich ihre Aura langsam änderte und ausweitete. Sie leuchtete weiß und golden und in dem Augenblick, in dem sich unsere Lippen berührten, übertrugen sich ihre Strahlen auf mich. Unbeschreibliche Wärme durchdrang mich, die meinen ganzen Körper durchfuhr. Alles wurde klarer. Sämtliche dunkle Nebelreste, die sich in den letzten Winkeln meines Körpers versteckt hatten, erfasste sie, bis die letzten Reste des Obsensiums ganz zerstört waren. Sie hatte mich geheilt. Mein Geist war frei,
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