Seelensturm
berichteten von einer ungewöhnlichen Krähe, hier in dieser Gegend. Es ist möglich, dass es sich um eine Maori handelt. Wir können uns aber auch täuschen, Fin. Ich persönlich halte es für möglich, dass es der Spion war. Das Beste ist, wenn wir einfach unauffällig alles weiter beobachten, mehr können wir ohnehin nicht tun.«
Ich hörte, wie Onkel Finley nervös durchs Zimmer lief. »Du bist gut, Vico!«, rief er sarkastisch. »Wir müssen Amy unter allen Umständen beschützen, statt hier abzuwarten. … Ich könnte mit ihr weggehen. Ich kann für die Mädchen ein neues Zuhause finden.«
»Glaubst du im Ernst, die würden sie nicht finden? Mach dir nichts vor, wenn die Taluris sie erneut finden wollten, dann würden sie das auch. Es war bisher eine Frage der Zeit und du wusstest das. Beruhige dich, Fin! Sag deinen Sicherheitsleuten, sie sollen die Augen und Ohren noch besser offen halten. Jetzt überstürzt Bayville zu verlassen, wäre einfach zu auffällig und würde noch mehr von ihnen herlocken«, sagte die Stimme, die mir unbekannt war. Wahrscheinlich gehörte sie diesem Vico.
Was war hier los? Mir pochte das Herz bis zum Hals. Wer suchte nach Amy? Wer waren diese Taluris? Gebannt trat ich näher an die Tür und lauschte.
»Aber ich muss doch irgendetwas tun können? Ich kann doch nicht tatenlos hier sitzen und einfach nur abwarten, bis sie sie zur Schlachtbank führen.«
Nach diesem Satz hörte ich, wie Onkel Finley sich in seinen Sessel vor dem Schreibtisch fallen ließ. Es wurde still im Zimmer. Sekunden vergingen, in denen sich Onkel Finley zu fassen versuchte. Ich hörte noch weitere Schritte, die durchs Arbeitszimmer liefen.
Ich hielt meinen Atem an, da ich glaubte, man könnte ihn sonst hören, und auch wie mein Herz raste. Was verheimlichte Onkel Finley uns?
»Wenn sich die Taluris hier aufhalten sollten, werde ich mit den Mädchen Bayville verlassen«, hörte ich Onkel Finley entschlossen sagen. »Ich werde veranlassen, dass man das Nötigste für eine Flucht zusammenpackt, außerdem soll mein Sicherheitsteam Nachforschungen anstellen. Dann werden wir schnell wissen, ob an euren Daten und Beobachtungen etwas dran ist.«
Jetzt hörte ich deutlich Schritte, die sich der Tür näherten. Schnell schlich ich barfuß weiter durch die Eingangshalle in die Küche, schloss leise die Tür und wartete herzklopfend ab, bis die Schritte verhallten.
Was war hier los? Das Gespräch zwischen Onkel Finley und dem Fremden wirkte verstörend auf mich. Wieso und vor wem war Amy in Gefahr? Und wer waren die Taluris? Und was hatte das alles mit dieser Krähe zu tun? Ich verstand kein Wort. Die gleiche Unruhe, die Onkel Finley in seiner Stimme hatte, beschlich mich. Eine Tür wurde geschlossen, als es schließlich im Haus still wurde. Jetzt konnte ich mich wieder sicher in mein Zimmer zurück schleichen, ohne erwischt zu werden. Schnell und lautlos nahm ich die Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und tappte leise nach oben in mein Bett.
Erst mal war an Schlaf nicht mehr zu denken. Meine Gedanken schlossen sich um das belauschte Gespräch. Jedoch ergab das alles für mich keinen Sinn. Irgendwann später fand ich endlich in den Schlaf.
Kapitel 5
Terry fuhr uns wie jeden Morgen zur Schule. Hätte ich gestern Abend das Gespräch nicht belauscht, wäre mir nicht aufgefallen, dass er ständig in den Rückspiegel sah.
Glaubte er, jemand würde uns verfolgen? Vorsichtig warf ich einen Blick aus der Heckscheibe unseres Wagens, doch nichts Auffälliges konnte ich dort entdecken. Auch auf dem Schulparkplatz ließ er sich an diesem Morgen mehr Zeit als sonst, bis er uns die Tür öffnete. Er wählte einen Parkplatz etwas abseits des Schulgebäudes.
»Wieso parkst du hier, Terry?«, maulte Amy während sie ausstieg. Auf dem Parkplatz direkt an der Privatschule gab es Lehrerparkplätze und dahinter, zwischen einer Wiese, die Parkplätze für die Schüler. Terry hatte die Limousine direkt an der Schulgrenze geparkt. Von dort aus hatte er einen guten Überblick auf das gesamte Gelände.
»Ich dachte, bei dem schönen Wetter würdet ihr euch gerne noch die Beine vertreten, bevor ihr den ganzen Tag in der Schule sitzt«, antwortete er und nur ich wusste, dass das eine Ausrede war.
»Also, bis heute Nachmittag«, sagte er freundlich, »Passt auf euch auf!«
»So ein Mist!«, fluchte Amy, als wir zusammen zum Schulgebäude liefen. Sie lief hinter mir her und wunderte sich, da ich nicht auf ihren Ärger
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