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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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geschätzt. Manchmal gab der Besitzer spontan eine Party. Einmal waren wir dabei. Ich glaube, es war die erste Party, die wir miterlebten. Einen Anlass gab es nicht. Denn schließlich gab es jeden Tag etwas zu feiern, wenn man wollte. So hatte auch an diesem Abend der Besitzer seine Musikanlage etwas lauter gedreht, als die meisten Gäste nach der Rechnung fragten. Eigentlich fand ich diese Strategie ganz interessant, denn dadurch blieben einige Gäste länger sitzen und die Bestellungen wurden erneuert.
    Meine Wangen glühten. Die Luft im Restaurant war stickig. Ich stand auf und meldete mich gehorsam bei Onkel Finley ab, mit dem Hinweis, dass ich kurz auf die Terrasse wollte und Tom mich begleiten würde. Kurz überlegte mein Onkel, doch dann nickte er und sah uns beiden nach, wie wir durch die Tür verschwanden.
    Die frische Abendluft tat gut. Sie roch nach dem Salz des Meeres und nach Sommer. Tom wirkte gehemmt. Etwas schien ihn zu bedrücken. Ständig meinte ich, er wollte etwas sagen, doch dann beließ er es wieder. Er trug eine dunkelblaue Hose und ein weißes T-Shirt. Die Farben passten sehr gut zu seinen braunen Augen. Der Wind zerzauste leicht sein Haar. Was war das nur mit ihm? Irgendetwas hatte sich verändert. Ich konnte es in seinem Gesicht lesen. Früher war es mir nie aufgefallen. Doch jetzt sah ich ihn genauer an. Manche Details sind mir nie aufgefallen, oder ich hatte so darauf nicht geachtet. Die Konturen des Haaransatzes im Nacken oder seine Hände zum Beispiel. Er wirkte so … erwachsen. Ich hätte schwören können, dass er vor ein paar Wochen noch anders ausgesehen hatte.
    Wir lehnten am Terrassengeländer und ich vermied es, ihn weiter anzusehen. Trotzdem brannte seit der gestrigen Nacht eine Frage in meinem Kopf, die ich unbedingt wissen musste.
    »Wie hast du es gestern geschafft, dass der Türsteher im Collections uns so einfach reingelassen hat?« Bei dieser Erinnerung lächelte er verschwiegen.
    »Ein Mann hat seine Geheimnisse«, sagte er und lächelte verschmitzt. Er wollte es mir also nicht sagen? Aber wieso? Sonst erzählte er mich doch immer alles. Er grinste verlegen.
    »Erzähl mir lieber, wie Amy es geschafft hat, die Mauer zu überqueren, ohne den Alarm auszulösen«, wollte er wissen.
    Ich sah wieder in die Ferne. Das Meer konnte ich rauschen hören, auch wenn sich noch einige Meter dazwischen befanden. Große Bäume versperrten uns die Sicht, doch auch so hatte dieser Anblick etwas Schönes.
    Die Erinnerung daran ließ mich genauso grinsen wie ihn. »Das wirst du nicht glauben. Sie hat eine Stelle gefunden, die keinen Alarm auslöst. Frag mich nicht, wie genau. Aber das hat sie gleich ausgenutzt.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Und das ist den Sicherheitsleuten bisher nicht aufgefallen?«
    »Nein, soweit ich weiß nicht, deshalb habe ich mit ihr auch gesprochen und sie gebeten, nicht wieder nach Queens in irgendeinen Club zu gehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Und dem hat sie zugestimmt? Das passt gar nicht zu ihr, so wie sie nach ihrer Freiheit lechzt.« Da hatte er wohl recht. Normalerweise hätte Amy sich auf ein Verbot von mir nie eingelassen. Ich wusste, dass ich sie nur mit einem Kompromiss dazu bringen konnte, die ganze Sache nicht auffällig auszunutzen.
    »Sie hat mir versprochen, nicht mehr so weit wegzugehen, allerdings gab ich ihr meine Zustimmung, sich hin und wieder in Bayville für ein paar Stunden zu amüsieren.«
    »In Bayville also«, gab er nachdenklich zurück.
    »Wir haben vereinbart, dass wir es nicht melden werden.«
    Tom runzelte die Stirn. »Was soll ich dazu sagen, Jade. Wenn sie euch erwischen, wird Finley sauer sein und zwar sehr«, betonte er seine letzten Worte. Er wusste, wie streng Onkel Finley sein konnte.
    »Du wirst uns doch nicht verraten, oder? Wir haben beschlossen, diese Schwachstelle zwar hin und wieder auszunutzen, aber es nicht zu übertreiben. Außerdem kann ich sie verstehen, wir müssen auf viel verzichten. Und der Reiz, über die Mauer zu klettern, ist groß. Sie will sich nur ein paar freie Stunden gönnen. Abgesehen davon, stelle ich es mir einfach wundervoll vor, einmal außerhalb unserer Mauer zu joggen.«
    »Du willst was?«, fragte er irritiert und sah mich fasziniert an.
    »Ja, ich weiß, es hört sich bescheuert an. Aber ich stell mir schon lange vor, wie es wäre, mal in dem Wald beim kleinen Spielplatz zu joggen oder hier irgendwo am Strand. Es muss ein befreiendes Gefühl sein, ganz allein irgendwo zu sein. Das wäre jetzt

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