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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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besonders auf die Bewegungsabläufe achten zu müssen. Heute schien ein ausgesprochen erfolgreicher Tag zu sein. Zufrieden über meine bisherige Leistung folgte ich Mr. Chang auf die Matten, die wir vor dem Training gemeinsam auf den Boden gelegt hatten.
    »Du musst deine Wahrnehmung besser schulen, Jade. Ich werde dir jetzt deine Augen verbinden und ich möchte, dass du versuchst, meine Bewegungen vorherzusehen. Konzentrier dich und versuche, mich trotz der Binde zu sehen.«
    Was? Ich soll mit verbundenen Augen vorher wissen, wann, wie und womit er mich angreifen würde?
    Er legte mir eine schwarze Binde um und knotete sie an meinem Hinterkopf zusammen. Es war völlig dunkel um mich herum. Doch sofort schaltete etwas in meinem Kopf um und meine Ohren übernahmen das Sehen für mich. Zumindest sollte es so funktionieren. Viel deutlicher nahm ich all die Geräusche in der Halle wahr. Dennoch hatte ich keine Ahnung, wo sich mein Trainer im Augenblick befand. Ich fühlte mich plötzlich schutzlos ausgeliefert.
    Wann und wo würde er angreifen? Er konnte sich leise wie eine Katze bewegen. Wie sollte ich da was hören?
    Es war absolut still im C.O.B. Ich versuchte zu erahnen, wo er stand. Doch das war gar nicht so einfach.
    Plötzlich traf mich ein Schlag, genau in die Rippen. Ich strauchelte, fiel aber weich auf die Matten. Ich hatte weder sein Kommen noch seinen Angriff gesehen, besser gesagt, gehört.
    Ich lag auf dem Rücken und Mr. Chang stand direkt über mir. Ich nahm die Binde ab und mir wurde klar, in einem Ernstfall hätten die Taluris ein leichtes Spiel gehabt, mich zu töten. Der Tritt in meine Rippen tat nicht sehr weh, trotzdem rieb ich mir die Stelle.
    »Es gibt 3 wichtige Grundsätze, die du ab jetzt befolgen solltest, Jade. Erstens«, er machte eine kleine Denkpause, »dem Gegner entkommen, zweitens, ihm ausweichen und drittens, auf den Feind einwirken.«
    »Entkommen, ausweichen, einwirken«, murmelte ich leise nach. Ich hatte zwar keine Ahnung, was das bedeutete, ich wollte es mir aber einprägen.
    »Zu Punkt eins, das heißt nicht, du sollst flüchten wie ein Feigling, sondern dafür sorgen, dass es nicht zu einem Kampf kommt, was in unserem Fall wohl eher schwierig sein wird.
    Punkt zwei, dem Gegner ausweichen bedeutet, Tritte oder Schläge vorbeugen, dem Feind nicht die Möglichkeit geben, dich zu verletzen, seine Bewegungen erahnen«, sagte er augenzwinkernd, lächelte und reichte mir seine Hand, um mir beim Aufstehen zu helfen.
    Dies war wohl die Übung von gerade eben gewesen, die ich gründlich vermasselt hatte.
    »Und der letzte Punkt, auf den Gegner einwirken, heißt, studiere ihn, beobachte deinen Feind genau. Verwirre ihn und schrecke ihn ab, bringe ihn dazu, unüberlegte Handlungen zu starten.«
    Ich nickte wissend, hatte jedoch keine Ahnung, wie ich all dies tun sollte. Ich sah Mr. Chang seine Begeisterung deutlich an, wie viel Spaß es ihm machte, über seine Kunst zu sprechen. Ich hoffte nur, ich würde ihn nicht allzu sehr enttäuschen.
    »Für dich selbst bedeuten die drei Grundsätze, überwinde deine inneren Hindernisse. Wut, Trauer aber auch mangelnde Wahrnehmung und Konzentration, das solltest du alles von dir schieben. Werde rein mit dir, versuche es zu verinnerlichen. Jetzt probieren wir es noch einmal und machen aus dir eine gefürchtete Kriegerin«, sagte er.
    »Jetzt sollten wir erst mal üben, wie du dich selbst besser wahrnehmen kannst«, meinte er und kniete neben der Matte. Mit einer Handbewegung befahl er mir, es ihm gleichzutun.
    Also kniete ich, genau wie er, nieder und schloss meine Augen. Es war jetzt völlig ruhig in der Halle und allmählich auch in mir. Mein Atem wurde flacher und mein Herz schlug gleichmäßig. Ich konnte das Blut fühlen, wie es durch meinen Körper floss. Ich schloss mich völlig dem Kreislauf an, hatte alle Gedanken aus meinem Kopf verbannt, es gab nichts, was ich von außen wahrnahm, sondern nur mich selbst. Noch nie war es mir gelungen, so tief in mir zu sein. Ich fühlte mich fast schwerelos, und gleichzeitig fest wie ein Berg.
    Ganz leise hörte ich eine Stimme. Erst glaubte ich, dass ich diese Töne von mir gab, doch dann spürte ich, dass dieser Ton noch tiefer in mir steckte. Es waren schöne helle und klare Klänge, doch ich konnte sie nicht richtig hören.
    Ich wollte noch tiefer in mich eintauchen, doch es gelang mir nicht, stattdessen stieg ich wieder hinauf. Meine Ohren, meine Augen, meine Nase, mein Mund und mein restlicher Körper

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