Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
Vom Netzwerk:
Hoffnung, Tom würde die Gleichgültigkeit erkennen, die ich mit Schwerstarbeit in mein Gesicht gebrachte hatte.
    »Aber, das ...!«
    »Versteh doch, Tom, wir werden von hier weggehen. Schon bald. Außerdem ist es nicht gut für dich, wenn du über alles Bescheid weißt. Daher ist es besser, wenn du gehst und nicht mehr zurück kommst. Ich wusste, dass ich dir früher oder später die Wahrheit sagen musste, doch dass es jetzt schon soweit sein würde, damit hatte ich nicht gerechnet.«
    Ich zog die Kette aus, die er mir geschenkt hatte und legte sie auf die Theke. Sekundenlang blieb sein Blick darauf haften.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein, Jade?«
    Doch ich blieb hart. Blinzelte nicht einmal, in der Hoffnung, er würde mir alles abkaufen.
    »Ich will einfach, dass du gehst. Glaub mir, es ist besser so. Du warst ein guter Freund, doch jetzt beginnt ein neues Leben für mich. Verstehst du das nicht?«
    »Das nennst du ein Leben?«, schrie er mich an. Ich zuckte kurz zusammen. Noch nie hatte er so mit mir gesprochen.
    »Als kriminelle Nichte, eines ... eines ...? Was glaubst du, wie es sein wird? Meinst du nicht, dass das irgendwann irgendjemandem auffällt? Ich weiß ja nicht genau, was genau ihr da treibt, aber früher oder später wird man euch erwischen. Du wirst im Gefängnis landen, ebenso deine Schwester und dein Onkel, oder - falls es wirklich so gefährlich ist - vielleicht auch getötet werden«, rief er entsetzt.
    »Ach was, jetzt mal den Teufel nicht an die Wand, Tom. Bisher ist alles gut gegangen und da, wo wir hingehen werden, wird uns niemand so schnell finden. Keiner wird uns etwas nachweisen können, dafür wird Onkel Finley schon sorgen.«
    Er schüttelte fassungslos den Kopf und wusste nicht, was er noch sagen sollte. Tom glaubte mir.
    »Seit wann treibst du diese Geschäfte schon?« Seine Stimme hatte sich nun verändert. Verachtung und Kälte lagen darin.
    »Schon eine Weile. Wir hatten eine schöne Zeit, Tom. Doch jetzt, da du die Wahrheit kennst, wirst du verstehen, dass ich nicht länger mit dir befreundet sein kann. Es wäre nicht gut für dich.«
    »... Was ist mit uns, Jade?«, flüsterte er. Ich spürte genau, wie er seine Wut unterdrückte und sich innerlich wappnete gegen das, was ich ihm gleich sagen würde.
    »Uns? Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mit dir zusammen sein kann«, antwortete ich kühl.
    Seine Augen verloren all die Wärme, die ich sonst immer darin gesehen hatte. Ich schluckte und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an.
    »Das glaube ich einfach nicht. Habe ich mich so in dir getäuscht? Hast du mir das nur alles vorgespielt?«, fragte er leise.
    Ich erwiderte nichts und fixierte die aufsteigenden Kohlesäurebläschen meines Mineralwassers. Meine Angst, dass mich meine Stimme verraten könnte, war groß.
    Ich stand auf und trat zum großen Küchenfenster, da ich seinen gequälten Gesichtsausdruck nicht länger ertragen konnte.
    »Heißt das, du empfindest nichts für mich?«, fragte er und folgte mir langsam.
    »Versteh doch, Tom. Du warst immer ein guter Freund, aber ich kann nicht weiter mit dir befreundet sein, außerdem …«
    »Außerdem?«, bohrte er nach.
    »Es ... gibt da jemanden, der mir mehr bieten kann«, log ich. Diese Lüge war der letzte Dolchstoß für ihn und gleich würde ich ihn für alle Zeiten verletzt haben. Er stand nun direkt hinter mir, ich hörte das Zittern in seiner Stimme.
    »Dann war das alles nur gespielt? Du hattest nie Gefühle für mich? Warst nie ehrlich zu mir?«
    Auf diese Fragen gab ich ihm keine Antworten, sonst hätte ich mich zu ihm drehen müssen und ihm gestehen, dass ich alles nur erfunden hatte. Doch ich musste hart bleiben. Das schaffte ich und blieb stumm.
    »Hat Finley keine Angst, dass ich zur Polizei gehen könnte?«
    »Warum? Niemand würde dir glauben, … außerdem kann man heutzutage … alles kaufen«, erklärte ich ihm.
    Da packte mich Tom an den Schultern und drehte mich zu sich um, so dass ich gezwungen war, ihn anzusehen.
    Schmerz und Enttäuschung standen in seinem Gesicht und ich unterdrückte den Impuls, mich an seine Brust zu werfen.
    Sein Blick war überrascht, aber auch fassungslos und entsetzt. Er versuchte hinter die Fratze zu blicken, die ich ihm vorhielt. Kurz schüttelte er mich in seiner Verzweiflung.
    »Wie kann es sein, dass ich mich so in dir getäuscht habe? Jade, weißt du überhaupt, was du da sagst?« Er sprach mehr mit sich selbst, als zu mir. »Ich kann das nicht glauben. Ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher