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Seelensturm

Seelensturm

Titel: Seelensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Any Cherubim
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Tränen aus dem Gesicht. Sanft zog ich sie wieder in mein Bett, unter meine Decke und sie ließ sich in die Kissen sinken. Schweigend tröstete ich sie. Ich gab ihr die Zeit, die sie brauchte, um sich zu beruhigen. Fast glaubte ich, dass sie eingeschlafen war, doch dann bewegte sie ihren Kopf zu mir und sah mich fragend an.
    »Und wie willst du das anstellen? Ich meine, wie willst du mich beschützen? Hat dieser Tramonti nicht selbst gesagt, dass nur wenige Illustris überleben?«
    Das stimmte zwar, aber ich hatte es mir geschworen, alles zu tun, was in meiner Macht stand, um sie zu schützen.
    »Mr. Chang glaubt an mich. Er rechnet mir große Chancen aus, wenn ich weiter hart trainiere. Und du solltest auch weiter daran arbeiten, stärker zu werden.«
    Amy nickte nachdenklich. »Ich verstehe einfach nicht, weshalb dieser Taluri dein Leben gerettet hat? Ich meine, sie wollen mich töten, wissen aber nicht, dass wir Zwillinge sind? Warum hat er dich nicht am Schulgelände getötet? Warum hat er Matteo davon abgehalten? Das ergibt doch alles keinen Sinn!«
    Amy hatte Recht, es war wirklich paradox und ich war wild entschlossen, den Grund dafür herauszufinden. Doch wie sollte ich das anstellen? Ich kannte den Aufenthaltsort der Taluris nicht. Wie viele von ihnen waren hier in Bayville? Waren sie überhaupt hier, oder versteckten sie sich in einer anderen Gegend? Ich sah sein Gesicht noch genau vor mir. Seine Augen und die kleinen Grübchen an seinen Mundwinkeln. Wärme durchfuhr mich. Schnell schob ich das Bild beiseite. Erst jetzt bemerkte ich, wie Amy mich beobachtet hatte.
    »Was starrst du mich so an?«
    Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. »Er gefällt dir, hab ich recht?«
    »Was? Bist du verrückt geworden? Hast du vergessen, was die vorhaben?«, gab ich empört zurück.
    »Nein, das hab ich nicht vergessen, aber ich kenne deinen Blick, wenn dir jemand gefällt. Und dieser Taluri tut es offensichtlich, außerdem hab ich es gesehen.«
    Natürlich! Meine verräterische Aura. Zartes Rosa entwich mir. Ich verfluchte meine Emotionen und zog die Decke weiter über meine Schultern.
    Das konnte doch nicht wahr sein. Es ging doch nicht um ein Spiel, das es zu gewinnen galt. Er war der Feind und wir sollten uns wirklich darauf konzentrieren, uns die Taluris vom Hals zu schaffen, als sie genauer anzuschauen. Genauso schnell, wie das Rosa aus mir geströmt war, verschwand es auch wieder und damit wurde Amy auch wieder ernster.
    »Meinst du wirklich, dass es Matteo war, der dich angegriffen hat?«
    Ich überlegte eine Weile und war mir schließlich sicher.
    »Ja, außerdem hatte ich in dem Club schon so ein merkwürdiges Gefühl. Ich bin mir fast sicher, dass er mich mit dir verwechselt. Er hat mich mit deinem Namen angesprochen. Offensichtlich hat er noch nicht begriffen, dass es uns zweimal gibt«, meinte ich nachdenklich.
    »Meinst du? Aber wir waren doch zusammen in dem Club.«
    »Das schon, aber es ist die einzige Erklärung, die ich habe. Warum sonst sollte er mich mit Amy ansprechen und dann auf mich einprügeln?« Sie nickte zustimmend. Wir hingen beide unseren Gedanken nach, bis ich Amy leise und gleichmäßig atmen hörte. Sie war eingeschlafen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, deckte ich sie behutsam zu. Das letzte Mal, als sie in meinem Bett schlief, war mehr als vier Jahre her.
    Meine Augen wurden schwer und auch ich schlief ein. Mein letzter Gedanke in dieser Nacht war bei diesem seltsamen Taluri, dessen Namen ich immer noch nicht kannte. Und obwohl mir klar war, dass er meine Schwester töten würde, war ich fasziniert von ihm.
     
    Der folgende Tag war trüb und der Himmel blieb bedeckt. Der Regen passte zu meiner Stimmung. Als ich aufwachte, lag meine Schwester nicht mehr neben mir. Völlig verschlafen sah ich zu ihrem Bett. Aber auch dies war leer. Im Badezimmer hing der Dunst noch vernebelt an den Wänden und am Spiegel. Seit wann war Amy ein Frühaufsteher? Normalerweise verließ sie ihr Bett nie freiwillig, und schon gar nicht, wenn sie nicht zur Schule musste.
    Ich weckte meine Lebensgeister und wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser und putzte schnell die Zähne. Meine Haare band ich unordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammen. Als ich den Flur betrat, hörte ich laute Stimmen, die aufgeregt durcheinander diskutierten. Neugierig horchte ich einige Augenblicke der Diskussion. Tom, Onkel Finley, Amy und Mr. Tramonti standen in der Eingangshalle. Die kleine Versammlung bemerkte mich gar nicht, als

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