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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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keine Probleme haben“, meinte Roxy. „Bei dir hingegen“, sie musterte Dagan mit einem skeptischen Blick, „habe ich meine Zweifel.“
    Das letzte Mal, als Roxy hier gewesen war, hatte sie mit einem Typen gesprochen, der sich Big Ralph nannte, einem Zuhälter, der im Auftrag von Asmodeus, dem Fürsten der Lüste in der Unterwelt, Mädchen auf den Strich schickte. Big Ralph hatte Roxy bei diesem Treffen etwas von Xaphan und einem gewissen Butcher erzählt.
    Vor knapp einer Stunde nun hatte Malthus angerufen und berichtet, dass er und Alastor einem Typen auf der Spur waren, der möglicherweise etwas über Lokans Ermordung wissen konnte, vielleicht sogar dabei gewesen war. Der Mann hieß – so ein Zufall – Butcher.
    Dagan, der nichts von Zufällen hielt, wollte deshalb, dass Roxy noch einmal mit Big Ralph ein Wörtchen redete, besser noch, wenn dieser es einrichten konnte, dass Dagan mit Asmodeus selbst sprechen konnte. Der Unterweltgott galt als korrupt bis ins Mark und bot bereitwillig jedem Informationen, der ihn dafür angemessen entlohnte.
    Dagan hielt Roxy am Arm fest. Er kannte ihre Bedenken. „Lass uns reingehen und sehen, was wir in Erfahrung bringen können. Und mach dir um später keine Sorgen.“
    „Du brauchst nicht mitzukommen. Ich kann schon allein auf mich aufpassen.“
    „Ich möchte nicht, dass du allein gehst. Es wäre mir unerträglich, hier draußen stehen und warten zu müssen.“
    „Dann mach dich wenigstens unsichtbar.“ Seufzend gab sie nach.
    Immerhin ein annehmbarer Kompromiss. Dagan konnte die Aufforderung durchaus wörtlich nehmen. Seelensammler hatten tatsächlich die Gabe, sich gewissermaßen zu entmaterialisieren, womit sie für das normale menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbar waren. Er konnte sie also begleiten, ohne dass ein anderer als Roxy von seiner Anwesenheit wusste.
    „Also los, verschwinde“, sagte sie.
    Im nächsten Augenblick hatte Dagan sich scheinbar in Luft aufgelöst.
    Roxy lachte leise. „Es gruselt mich jedes Mal, wenn du das machst.“
    Sie ging über die Straße. Vor dem Eingang zur Bar trat ihr einer der Türsteher in den Weg.
    „Hi“, begrüßte sie ihn freundlich.
    „Schön, Sie so bald wiederzusehen“, brummte der.
    Roxy gehörte nicht gerade zu den Stammgästen dieses Lokals, aber immerhin kannte man ihr Gesicht, wenn auch nicht ihren Namen. „Ich kann’s einfach nicht lassen“, antwortete sie lächelnd und steckte dem Mann eine Banknote zu, worauf dieser ihr beflissen die Tür aufhielt, nicht ahnend, dass er gerade zwei Gäste einließ. Dabei hatte er noch Glück. Als er Roxy lüstern hinterher starrte, war Dagan stark versucht, ihm durch die Rippen zu greifen.
    Naphré brauchte noch eine knappe Stunde, um Butcher wieder ordentlich einzugraben und alle Spuren zu verwischen, sodass das Grab und die Umgebung genauso aussahen wie vor ihrer Ankunft. Sie führte ihre Arbeit so gewissenhaft aus wie immer. Butcher würde unauffindbar bleiben, und so würde auch niemand nach ihr fragen.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, war geblieben. Naphré spürte es ganz deutlich. Alastor Krayl war also mit Sicherheit nicht der einzige Zeuge der doppelten Beerdigung von Crandall Butcher gewesen. Es war noch jemand da, der zuschaute – beim ersten Mal und auch jetzt, denn der Reaper war längst fort. Mehr als einmal hatte sie etwas aus dem Verborgenen aufblitzen sehen. Ein Fernglas oder ein Gewehrlauf, eher das Letztere.
    Trotzdem hatte Naphré sich bei ihrer Arbeit nicht aus der Ruhe bringen lassen. Wenn dieser jemand sie hätte erschießen wollen, hätte er das vor Stunden schon getan. Es war offenbar nicht der Tag, an dem sie den Löffel abgeben sollte. Ihr war es recht. Sie hatte vor, noch längere Zeit unter den Lebenden zu weilen. Nach ihrem Hinscheiden erwartete sie eh nur der Dämon, dem sie ihre Seele verschrieben hatte und dem sie dannbis in alle Ewigkeit dienen musste.
    Naphré machte einen letzten Rundgang um das Grab. Dann griff sie sich den Spaten und ging zurück zu Butchers Wagen. Sie nahm exakt den gleichen Weg, auf dem sie gekommen war, eine reine Routinekontrolle, denn die Spuren dort und auf dem Parkplatz hatte sie schon früher beseitigt. Auf halbem Weg fand sie ein Bonbonpapier. March English Toffee Caramels . Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Der Reaper. Sie knüllte den Fetzen zusammen und steckte ihn in die Hosentasche.
    Bei Butchers Wagen angekommen, verstaute Naphré den Spaten im Kofferraum, holte einen alten Lappen

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