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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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und gab ihr mit dem Fuß einen leichten Stoß in die Kniekehlen, sodass sie seinem Wunsch wohl oder übel nachkommen musste. Ein paar lehmige Brocken fielen von der Wand, als sie dagegen stieß. Aber Naphré wehrte sich nicht und schwieg.
    Aus irgendeinem Grund kam Alastor sich schäbig vor. Dabei wusste er nicht, was er sich vorzuwerfen hatte. Sie hatte einen wichtigen Zeugen erschossen, von dem er etwas hätte erfahren können, das ihm half, Lokan zu finden. Er fand es nur recht und billig, dass er alles versuchte, um an diese Informationen zu kommen. Trotzdem hatte er sich mit seinen plumpen Annäherungsversuchen in diesem stinkenden Loch Naphré gegenüber wie ein Idiot benommen.
    Er beugte sich über Butchers Leiche, warf aber noch einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass Naphré ihn mit ihren dunklen Augen anstarrte, als wollte sie ihn mit ihren Blicken erdolchen. Sicher, sie war schön, sie hatte eine wunderbare Figur und ein bemerkenswert hübsches Gesicht. Aber es gab noch etwas anderes, das sie für ihn so anziehend machte. Er wusste nicht, was es war, und jetzt war auch nicht der richtige Augenblick, um darüber zu grübeln. Letztendlich ging sie ihn nichts an. Er hatte etwas Wichtigeres zu tun, und das galt esjetzt endlich zu Ende zu bringen. Er musste Butchers Schwarze Seele holen und sie Sutekh bringen. Zu Hause konnte er dann eine kalte Dusche nehmen, um sich abzuregen.
    Vor sich hin fluchend machte er sich ans Werk. Es gab ein knirschendes Geräusch, als er mit der Hand durch den Brustkorb der Leiche stieß. Naphré zog scharf die Luft durch die Zähne, als sie sah, was Alastor tat, sagte aber nichts. Alastor tastete sich vor. Totes Fleisch, selbst das eines gerade erst Gestorbenen, fühlte sich anders an als lebendiges. Es war kälter, das Blut strömte nicht mehr, das Herz stand still. In aller Regel entriss er Lebenden das Herz. Es bei einem Toten zu tun machte keinen Spaß. Es kam ihm … unsportlich vor. Aber der Zweck heiligte die Mittel. Er musste da durch.
    Er zerrte das Herz aus der Brust und betrachtete es angewidert, während er die Arterien und Venen abriss. Die linke Herzkammer war total zerstört. „Das sieht ja schlimmer aus, als ich gedacht habe. Wie zwei Pfund minced beef .“
    „Wie bitte?“ Naphré hatte das Wort noch nie gehört.
    „Na, ground meat “, übersetzte er den britischen Ausdruck. „Hackfleisch eben.“
    Sie zuckte die Schultern. „Ich habe es ja gleich gesagt.“
    „Und? Soll ich mir jetzt die Antworten, die ich brauche, von dir holen?“
    „Hatake kara hamaguri wa torenu.“ Wieder dieses Lächeln, bei dem ihr Blick kalt blieb. Am liebsten hätte Alastor sie an sich gezogen und geküsst, um endlich ihr Eis zu brechen. Aber er hielt sich zurück. „Du kannst auf einem Reisfeld keine Austern ernten. Japanisches Sprichwort.“
    „Sehr hübsch.“ Er hatte das Gefühl, als machte sie sich über ihn lustig. Einerseits ärgerte es ihn. So etwas war ihm noch nicht untergekommen. Andererseits imponierte ihm aber auch, dass sie sich nicht einschüchtern ließ. Sie war nicht nur sehr schön, sondern auch sehr stark. Und wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass sie ihm unter die Haut ging. Und auch das war ihm bisher noch nie passiert. „Machst du dir gar keine Sorgen,dass ich mir auch deine Seele holen könnte?“
    „Meine Seele kannst du vergessen. Die ist schon vergeben“, sagte sie leise und fügte dann mit festerer Stimme hinzu: „Da kannst auch du nichts machen, Alastor Krayl.“ Es war das erste Mal, dass er seinen Namen aus ihrem Munde hörte. Es schien, als wollte sie ihn mal ausprobieren.
    Ihre Seele war also schon an jemanden vergeben. Dagegen konnte er in der Tat nichts ausrichten. „Und? Wem ist sie gewidmet? Isis, vermute ich mal.“
    „Vermuten kann man ja immer viel.“
    Also nicht Isis? „Wem dann?“
    Er bekam keine Antwort. Er hatte auch keine erwartet. So kümmerte er sich wieder um Butchers Leiche und konzentrierte sich darauf, dessen Schwarze Seele zutage zu fördern. Noch während er in den klaffenden Brustkorb griff, hörte er aus der Ferne ein kurzes Donnergrollen. Erstaunt blickte er nach oben, aber der Himmel war gerade jetzt sternenklar.
    Als er sich wieder herabbeugte, bemerkte er, dass, als ob der Donner sie geweckt hätte, Ungeziefer in Mengen aus dem Boden gekrochen kam: Gliederfüßer, Würmer, Raupen, Maden und was sonst noch alles das Erdreich bevölkerte. Ein zweiter Donnerschlag folgte, als Alastor sich

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