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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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provisorische Sperre schien dem ersten Ansturm standzuhalten.
    Mit einer Flanke setzte sie über das Geländer. Die Landung auf dem Pflaster war ziemlich schmerzhaft. Es war doch höher, als sie gedacht hatte. Da half auch die gekonnte Kniebeugenichts, mit der sie versucht hatte, den Aufprall aufzufangen.
    „Los geht’s“, sagte sie leise und hob das Mädchen wieder auf. „Wir müssen verschwinden.“ Naphré wuchtete die Hilflose durch die offen stehende Wagentür auf die Rückbank.
    Weiter kam sie jedoch nicht. Sie spürte einen eisenharten Griff um ihren Oberarm. Instinktiv fuhr sie so weit herum, wie es der Griff ihr erlaubte, und landete einen Uppercut. Sie kam nicht dazu, Genugtuung über den Treffer zu empfinden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schüttelte sie ihre Hand. Es war, als wären ihre Knöchel auf Beton gestoßen. Sie hob den Kopf und blickte in ein paar unbeschreiblich blaue Augen.
    Schon wieder dieser Reaper. Und wie das letzte Mal, als sie Butcher zweimal hatte begraben müssen, im denkbar ungünstigsten Moment. Man konnte den Eindruck bekommen, er mache sich einen Sport daraus, ihre Bemühungen zunichtezumachen. Und trotzdem löste seine Berührung wieder diesen wohligen Schauer in ihr aus, gegen den sie anscheinend wehrlos war.
    Alastor packte sie am anderen Arm, zog sie an sich und küsste sie – nur mit den Lippen, trotzdem hart und fordernd. Beinahe schien es, als hätte er sie gar nicht küssen wollen und nur nicht anders gekonnt. Rasch löste er die Lippen wieder von ihren und ließ sie los. Hätte Naphré nicht den Geschmack noch auf den Lippen gehabt, wäre sie bereit gewesen zu glauben, sie habe sich diesen Kuss nur eingebildet. Für einen Augenblick war sie völlig durcheinander.
    „Steig in das verdammte Auto“, befahl er barsch.
    Es fiel ein Schuss. Aufgeregte Rufe kamen vom Ende der Straße. Naphré begriff, dass Pyotr einen anderen Ausgang genommen haben musste. Und er hatte Verstärkung mitgebracht. Ein zweiter Schuss fiel. Fast gleichzeitig hörte Naphré einen kurzen Schmerzlaut und sah nun erst, dass Alastor sich schützend vor sie in die Schussbahn gestellt hatte. Er war mit einer solchen Geschwindigkeit zur Stelle gewesen, dass sie nicht mehr gespürt hatte als einen Windhauch. Offenbar hatte er die Kugelabgefangen, die für sie bestimmt gewesen war.
    Im nächsten Moment riss er die hintere Wagentür auf, stieß Naphré unsanft zu der Frau auf die Rückbank und saß weniger als eine Sekunde später schon hinter dem Steuer. Mit quietschenden Reifen setzte sich der Wagen in Bewegung.
    Naphré schlug das Herz bis zum Hals. Sie war es gewohnt, auch in kritischen Situationen die Nerven zu behalten, aber Szenen wie diese, die in heilloses Chaos mündeten, waren ihr zuwider. Hinter sich hörte sie das Geschrei der Verfolger. Ein Gewehrschuss peitschte durch die Straße.
    „Wir müssen sehen, dass wir wegkommen“, sagte sie zu Alastor. „Bei dem Radau, den die veranstalten, können die Bullen jeden Augenblick hier auftauchen.“
    „Aber sicher müssen wir hier wegkommen“, meinte er trocken. „Aber nicht um der örtlichen Polizeikräfte willen.“
    „ Um der örtlichen Polizeikräfte willen – wer hat dir denn diesen gequirlten Quatsch beigebracht?“
    „Leute, die Bridge spielen und Unmengen von Tee saufen.“
    Die junge Frau neben Naphré kam allmählich wieder zu sich und versuchte, sich aufzurichten, aber Naphré drückte ihr den Kopf herunter, weil von hinten noch immer geschossen wurde.
    „Verdammte Scheiße“, fluchte Alastor laut und trat mit aller Kraft auf die Bremse, sodass die beiden Frauen von der Rückbank purzelten.
    „Die … die schießen auf uns“, lallte das Mädchen und wollte sie wieder aufrappeln.
    „Ganz genau. Und deshalb bleibst du hier unten.“ Naphré hielt sie fest. Sie hatte keine Ahnung, warum Alastor ausgerechnet jetzt gebremst hatte, da sie die Setnakhts im Nacken hatten. Vorsichtig hob sie den Kopf so weit, dass sie durch die Frontscheibe sehen konnte, und erblickte eine Gruppe von Frauen, die mitten auf der Straße standen. „Drück auf die Hupe und gib Gas“, rief sie und boxte Alastor gegen die Schulter.
    „Siehst du das?“, fragte Alastor ruhig.
    „Ja. Irgendwelche Frauen, die sich hier herumtreiben.
    Scheuch sie weg! Fahr zu!“ Sie drehte sich um und sah sie ein paar Schatten näher kommen. Sie holte zu einem nächsten Schlag auf Alastors Rücken aus, da packte er sie beim Handgelenk. Ihre Blicke trafen sich im

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