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Seelensunde

Seelensunde

Titel: Seelensunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silver Eve
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Rückspiegel. Es war absurd. Selbst in Momenten größter Gefahr verursachten der Blick in seine blauen Augen und die Berührung seiner Hand ihr eine Gänsehaut. Vergeblich versuchte sie, die Hand wegzuziehen.
    „Schau genauer hin“, forderte er sie auf.
    „Warum soll ich denn …“ Ihr Protest verstummte abrupt. Was sie jetzt vor dem Wagen sah, waren nicht irgendwelche Nachtschwärmer. Alastor hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet gelassen, aber in dem spärlichen Licht dieser abgelegenen Straße erkannte Naphré zwar weibliche, aber beileibe nicht menschliche Wesen. Die Haut dieser Frauen war burgunderrot und wirkte wie fein gegerbtes Leder und an ihren Händen sah sie kräftige schwarze Krallen.
    „Kuso“, fluchte sie leise.
    „Schöner Mist, in der Tat“, bestätigte Alastor. „Xaphans Gespielinnen.“
    Naphré hatte schon verschiedentlich mit ihnen zu schaffen gehabt, aber jetzt sah sie sie zum ersten Mal in ihrer wahren Gestalt. Ihr schauderte. Hätte sie seinerzeit Xaphans charmantem Drängen nachgegeben, stände sie jetzt vermutlich Seite an Seite mit diesen Megären.
    Von hinten näherten sich die Schritte der Setnakhts, Schüsse fielen jedoch keine mehr. Entweder hatten sie auch Sorge, die Cops auf den Plan zu rufen, oder sie hatten die Xaphanbräute ebenfalls entdeckt.
    Eine von ihnen hob die Hand, als wollte sie einen Baseball werfen, und tatsächlich feuerte sie ein Wurfgeschoss ab, das ungefähr dieselbe Größe hatte. Ein faustgroßer Feuerball flog auf sie zu. Funken sprühend streifte er jedoch nur das Dach des Wagens und flog weiter in Richtung der Setnakhts. Ob es Absicht war oder nicht, war schwer zu entscheiden.
    „Feuerdämonen“, erklärte Alastor.
    „Danke. Das ist ja was ganz Neues.“
    Er legte den Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Dann bremste er. Wieder wurden Naphré und das Mädchen durchgeschüttelt, Letztere so sehr, dass sie sich erneut begann zu übergeben.
    „Komm mit und lass sie hier“, befahl er knapp. Er sprang aus dem Wagen, riss die Tür auf Naphrés Seite auf und griff nach ihrem Arm, um sie herauszuziehen.
    Naphré wehrte sich, so gut sie konnte, griff nach dem Mädchen, konnte sie aber nur bei den Haaren packen. So zog er sie beide aus dem Wagen. Das Mädchen schrie und jammerte vor Schmerz.
    „Lass sie hier, hab ich gesagt“, brüllte er Naphré an.
    „Nein. Sie sind hinter ihr her.“
    „Unsinn! Sie sind hinter dir her.“
    „Nein!“
    Alastor fluchte lauthals. Dann nahm er Naphré mit einem Arm hoch und hielt sie fest, während er mit der freien Hand das Mädchen am Schlafittchen packte und aus dem Wagen zerrte. Es gab keine Zeit zum Diskutieren mehr. Jetzt musste gehandelt werden. Der nächste Feuerball schoss schon auf sie zu und zerplatzte auf der Motorhaube in einem wahren Feuerwerk. Von der anderen Seite kamen erneut Schüsse, die nun aber offenbar mehr den Feuergeistern als ihnen galten. Alastor versuchte, mit seinem kräftigen Körper die Frauen, so gut es ging abzuschirmen. Naphré merkte, dass es verbrannt roch, und klopfte Alastor ein paar glimmende Funken vom Jackett.
    Die ersten Setnakhts hatten bereits fast den Wagen erreicht. Auf der anderen Seite war der Weg durch Xaphans feuergefährliche Freundinnen versperrt, die in ihrer eigenartigen Aufmachung mit High Heels und superkurzen Miniröcken noch gespenstischer waren, als sie ohnehin durch ihre rote Lederhaut schon wirkten. Naphré hätte das Ganze gern für einen scheußlichen Albtraum gehalten, aber es war die scheußliche Wirklichkeit.
    „Ich denke, wir gehen jetzt besser“, meinte Alastor, Naphré und das halbbewusstlose Mädchen im Schlepptau.
    Naphré hätte beinahe laut aufgelacht. „Gehen? Wohin denn?“
    Ohne eine weitere Erklärung stellte Alastor sie ab und machte mit der Hand die kreisförmige Geste, die Naphré schon einmal gesehen hatte. Dann blickte sie in das stockfinstere Loch, das sich vor ihnen aufgetan hatte, dessen Ränder wie in wabernden Nebel getaucht merkwürdig undeutlich waren.
    Als Alastor sie wieder am Arm nahm und mit ihr darauf zuging, spürte Naphré eine unglaubliche Kälte, schlimmer als ein Schneesturm im Polarwinter.
    „Kommt nicht infrage“, rief sie und stemmte trotz des Tumults, der um sie herum herrschte, die Fersen in den Boden. Hinter ihr waren Schreie, Schüsse, Feuerbälle, die mit orangefarbenem Schweif durch die Luft flogen. Am meisten Furcht aber flößte das schwarze Nichts ein, in das Alastor sie zu zerren versuchte.
    Sie merkte,

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