Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
Vom Netzwerk:
über sein Gesicht.
    »Du hast Ähnlichkeit mit meinem Mann«, stellte sie dann trocken fest. Ihre Stimme klang hell und zerbrechlich.
    »Ahh«, antwortete er unbeholfen.
    »Aber Hannelore kam ja auch schon nach ihm«, bemerkte Herta weiter.
    »Das ist ja interessant«, gab Peter zurück. Immerhin zeichnete sich jetzt eine beginnende Konversation ab. Was konnte man mehr erwarten?
    »Ich müsste etwas über meinen Opa wissen«, sagte Peter leise. »Und wenn ich dich dabei besser kennenlernen würde, wäre das sehr schön.«
    Seine Oma kräuselte die Stirn, und ein verbitterter Ausdruck trat in ihr Gesicht.
    »Ich rede nicht über Wilhelm«, verkündete sie knapp. »Wilhelm war ein böser Mann.«
    Sie seufzte und drückte sich noch tiefer in den Sessel. Für einen Augenblick hatte Peter tatsächlich Angst, dass seine Großmutter einfach durch eine der Ritzen am Ende des Sitzpolsters rutschen würde.
    »Du hast bestimmt deine Gründe«, sagte er und überlegte, ihre Hand zu nehmen. Für einen fürsorglichen Enkel wäre eine solche Geste wohl das Natürlichste der Welt gewesen. Aber er war ein Enkel, der sich bisher nicht im Geringsten für das Wohlergehen seiner Oma interessiert hatte, und entschied sich deswegen dagegen. Die Ausrede, dass seine Eltern kaum über sie sprachen, zählte dabei nur wenig. Wie Maren schon sagte, etwas Eigeninitiative hätte ihm gut zu Gesicht gestanden.
    »Dennoch würde ich gern ein paar Einzelheiten über Wilhelm herausfinden. Weißt du, ich habe in letzter Zeit so komische Erlebnisse.«
    Peter erzählte von den unheimlichen Ausflügen an der Front, die ihm so seltsam real erschienen waren, ohne allerdings auf die Details einzugehen.
    »Wilhelm hat die meiste Zeit des Krieges im hohen Norden verbracht. Der alte Opportunist.«
    »Im hohen Norden?«, wiederholte Peter und dachte an die schneebedeckte Landschaft seiner Träume.
    »In Finnland«, antwortete seine Oma prompt. »Wilhelm kämpfte im sogenannten Fortsetzungskrieg gegen die Russen. Zusammen mit den Finnen.«
    »Die Wehrmacht hat gemeinsam mit der finnischen Armee gekämpft?«
    Eine neuerliche Falte zeigte sich auf der Stirn seiner Oma.
    »Lernt ihr in der Schule nichts mehr über den Zweiten Weltkrieg?«, fragte sie erstaunt.
    »Doch, natürlich. Aber davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Nun ja, ist wahrscheinlich auch eher eine der weniger wichtigen Kriegsereignisse. Im Grunde genommen ging es denen da oben im hohen Norden recht gut. Ein paar Tausend Kilometer östlich – da lag die Hölle.«
    Peter sah auf seine Hände und nickte. Nun war ihm auch klar, warum einige der Männer in seinen Visionen andere Uniformen trugen und sich in einer fremden Sprache unterhielten. Das mussten Finnen gewesen sein. Im Wohnzimmerregal seiner Eltern stand ein alter Band über die beiden Weltkriege. Er nahm sich vor, noch heute Abend einen Blick in den Schinken zu werfen.
    »Hatte sich Opa irgendwelche Verletzungen während dieser Zeit zugezogen?«
    »Natürlich«, sagte seine Oma grinsend. »Welcher Krieg ist schon ungefährlich? Seine rechte Kniescheibe war kaputt, das Bein nur noch eingeschränkt zu bewegen. Zwei seiner Schneidezähne waren fast bis zur Hälfte abgebrochen. Einer lief derart spitz zu, dass Wilhelm damit jedem gefährlichen Raubtier die Show hätte stehlen können. Außerdem kam er mit schrecklichen Narben zurück.« Mit ihrer Hand klopfte sie auf ihr linkes Bein, knapp oberhalb des Knies. »Hier zum Beispiel hatte er sich eine furchtbare Wunde zugezogen. Rot und schwülstig. Fing selbst Jahre später immer noch aus heiterem Himmel an zu bluten. Die Schürfung sah aus …«
    »… wie ein großes Y«, beendete Peter den Satz und hatte zum ersten Mal den Eindruck, dass seine Oma ihn wirklich interessiert musterte.
    »Woher weißt du das?«, fragte sie erstaunt.
    »Dann habe ich recht?«
    »Natürlich. Ich habe manchmal Späße darüber gemacht. Habe ihm gesagt, dass er wahrscheinlich von einem Elchzüchter mit einem heißen Eisen markiert worden war, weil er sich so gut getarnt hatte.«
    Seine Oma kicherte leise, und Peter musste sich zwingen, seine Mundwinkel ebenfalls nach oben zu bewegen. Was verdammt noch mal ging mit ihm nur vor?
    »Der Hauptmann seiner Einheit war ein merkwürdiger Mann.«
    »Hauptmann Wissenhagen?«
    »Ja, genau. Hast du von ihm gehört?«
    Seine Oma lachte leise. »Wer hat das nicht. Wissenhagen war damals fast schon eine Berühmtheit. Ein listiger Fuchs, der sich immer neue Strategien ausgedacht

Weitere Kostenlose Bücher