Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
Vom Netzwerk:
hat.«
    »Eine List von ihm kenne ich. Die Soldaten mussten auf Bäume klettern und überraschten die anrückenden Russen gewissermaßen von oben.«
    »Ja, das hatte mir Wilhelm ebenfalls erzählt. Aber woher weißt du davon?«
    Peter schüttelte den Kopf und blickte konzentriert auf seine Hände.
    »Nicht so wichtig. Wahrscheinlich konnte sich Wissenhagen deshalb so einen extravaganten Haarschnitt leisten.«
    »Was meinst du?«, fragte Herta mit weit geöffneten Augen. »Wissenhagen hatte nicht mehr viele Haare auf dem Kopf, als er Hauptmann wurde. Aber einen Dreitagebart trug er. Das war damals auch schon extravagant.«
    Jetzt war es Peter, der erstaunt aufblickte.
    »Keine schwarze Mähne, die bis über seinen Kragen reichte?«
    »Bestimmt nicht. In der Wehrmacht undenkbar.«
    »Wie groß war Wissenhagen?«
    Seine Oma dachte einen Augenblick nach.
    »Nicht viel größer als ich, würde ich sagen 1,65 vielleicht. Der Gute ging mehr in die Breite. Habe ihn bei einem Fest getroffen. Großer Aufmarsch mit Feldmarschall von Mannerheim, dem Chef des ganzen Haufens.«
    Peter spitzte die Lippen. Was hatte das zu bedeuten? Wer war dieser lange, südländische Typ in seinen Visionen? Und warum nannten ihn Dieter und seine Kameraden dennoch Hauptmann Wissenhagen?
    »Hast du eine Ahnung, wohin Wilhelm verschwunden sein könnte? Ich meine, nachdem ihr euch getrennt hattet?«
    »Sitzen gelassen hat dieser Möchtegern mich«, stellte seine Oma mit erstaunlich fester und durchdringender Stimme klar. »Ich habe nicht die geringste Idee. Ich habe damals unsere gemeinsamen Freunde, Verwandte und Bekannte ausgefragt, aber niemand hatte ihn auch nur von hinten gesehen. Er war von einem Tag auf den anderen wie vom Erdboden verschluckt. Obwohl, das ist nicht ganz richtig. Es gab da diese Postkarte von der Post.«
    »Was für eine Postkarte?«
    »Ich bekam so ein Schreiben von der Post.« Ihre Hand wedelte durch die Luft und zeigte schließlich auf eine hölzerne Schachtel auf dem Schreibtisch. »Schau nach.«
    Peter stand auf und griff nach dem Kästchen. Zuoberst lagen ausgeschnittene Zeitungsberichte über einen längst in Vergessenheit geratenen Schlagersänger.
    »Ganz unten«, sagte Herta ungeduldig.
    Am Boden des Kastens lag eine graue Postkarte. Auf der rechten Seite prangte das Emblem eines altmodischen Posthornes. Peter nahm die Karte in die Hand, und ihm wurde nun erst bewusst, dass diese Mitteilung tatsächlich von der Post stammte. Anscheinend hatte man ein persönlich abzugebendes Einschreiben für ihren Mann nicht zustellen können. Unter einer Pensionsadresse war Wilhelms Name angegeben. Da man ihn dort anscheinend nicht gefunden hatte, hatte man es kurzerhand bei seiner alten Anschrift versucht. Mit einer Schreibmaschine waren beide Adressen untereinander eingetragen worden.
    »Ich bin sofort hingefahren, als mir die Karte zugestellt wurde«, sagte seine Großmutter, als wüsste sie, dass er sich gerade die Adressen anschaute. »Aber Wilhelm war augenscheinlich nicht mehr dort.« Keiner wusste etwas. Vielleicht am ehesten noch Karl Gustav, diese falsche Schlange. Doch der hielt natürlich sein Mundwerk – wie immer.«
    Peter musste daran denken, wie dieser alte Mann nach wie vor bei seinen Eltern ein und aus ging, seine eigene Oma aber schon seit Urzeiten nicht mehr willkommen war. Ob Herta das wusste? Aber woher sollte sie? Und er würde es ihr ganz bestimmt nicht sagen.
    »Gibt es noch Fotos von deinem Mann?«, fragte Peter stattdessen und kratzte sich flüchtig am Nasenflügel.
    Seine Großmutter schaute ihn einen Moment an und stemmte dann die Arme auf die Lehne. Mit einer erstaunlich schnellen Bewegung rutschte Herta vom Sessel und stand auf ihren Füßen, die unter dicken Wollsocken versteckt waren. Sie ging zu dem einzigen Schrank im Zimmer und kramte in einer dunkelblauen Schuhschachtel. Peter kam es endlos lange vor, bis Herta schließlich mit zwei vergilbten Fotografien zurückkehrte.
    Noch bevor seine Großmutter sich wieder setzte, reichte sie ihm die Bilder.
    Peter schaute auf einen lächelnden Mann, der in einem Gartenlokal saß und ein Glas in die Höhe hielt. Das zweite Bild zeigte ihn mit seiner Frau bei einer anderen Feierlichkeit. Sie saßen nebeneinander, und wieder hantierte Wilhelm mit einem Becher herum. Sein Lächeln wirkte gezwungen. Teile seines Gesichtes waren von einem gewaltigen Tischgedeck mit Schnittblumen verdeckt.
    Insgeheim hatte Peter gehofft, beim Anblick seines Opas würde irgendwo

Weitere Kostenlose Bücher