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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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im Hinterkopf eine Lampe angehen, sich etwas an diesen Mann erinnern, aber dem war nicht so. Dieses Gesicht hatte er noch niemals gesehen.
    »Du kannst die Fotos und die Postkarte behalten«, sagte seine Oma, als sie sich behäbig zurück in den Sessel begab. Das Hinsetzen schien ihr wesentlich mehr zuzusetzen als das Aufstehen. »Der Mann ist für mich schon seit Urzeiten gestorben.«
    Peter schlenderte den Flur zurück. Als er das Gebäude verließ, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Es war wieder heiß geworden. Seine Hände schwitzten auf dem Steuerrad, das Gebläse umspielte sein Gesicht mit angenehm kühler Luft.
    Mit keinem Wort hatte seine Oma nach Hannelore gefragt. Wie tief nur saßen Schmerz und Wut bei den beiden? Was war damals nur vorgefallen?

9
    Herta Heyde bewegte sich lange nicht. Irgendwann, später am Tag, kam eine Pflegerin herein und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie nickte freundlich, und beim nächsten Augenaufschlag war die Bedienstete bereits wieder verschwunden.
    Wie nett ihr Enkel im Gegensatz zu ihrem Mann war. Und dennoch hatten Peter und Wilhelm einige Gemeinsamkeiten. Wenn sie mit ihrem Enkel sprach, war es ein bisschen so, als säße Wilhelm ihr gegenüber.
    Diese Gesten.
    Wie sich Peter unbewusst mit der Hand immer wieder mal über den linken Nasenflügel fuhr.
    Oder wie er mit dem Zeigefinger den Hals hinaufstrich, wenn seine kleinen grauen Zellen ratterten.
    Haargenau wie bei Wilhelm.
    Derselbe Ausdruck lag in ihren Augen.
    Im Grunde genommen war es sogar ein bisschen unheimlich.
    Wilhelms Blick war stets so stechend und taxierend gewesen. Man hatte permanent das Gefühl, der Mann könnte jeden noch so gut versteckten Gedanken aufspüren. Bei Peter war es das Gleiche.
    Es war ganz genauso unangenehm, ihm lange in die Augen zu schauen. Da lag so eine Härte und Verschlagenheit in seinem Blick, die gar nicht zum anständigen Wesen ihres Enkels passen wollte.
    Herta seufzte und griff nach einem der Brote, die der junge Zivi geschmiert hatte.
    Was dachte sie sich da bloß aus? Sie war ja nur durcheinander.
    All die Erinnerungen an ihren Gatten und seinen Verrat taten nach wie vor unglaublich weh.

10
    Ärgerlich warf die Kreatur den ausgemergelten Hasen auf den Boden. Doch eigentlich durfte sie sich nicht beschweren. Wie gut es war, dass der Alte regelmäßig etwas zu essen brachte. Ohne ihn und seine unzähligen Vorfahren wäre sie schon lange verhungert. Es verirrten sich einfach nicht genügend Lebewesen vor den Höhleneingang.
    Die Energie des Hasen war erstaunlich rein gewesen. Hasen waren verhältnismäßig gute Lieferanten. Ihr Licht brannte beinahe so hell wie das eines Elches. Natürlich war es um einiges kleiner und damit nicht so sättigend, doch im Vergleich zur Größe konnte es ein Langohr mit fast jedem Organismus aufnehmen.
    Mit Ausnahme der Menschen selbstverständlich.
    Es gab keine Energie, die so gut sättigte, wie die eines Menschen. Dabei war es vollkommen gleichgültig, ob es sich um ein kleines Kind oder um einen ausgewachsenen, stattlichen Mann handelte. Ob den Menschen auch nur ansatzweise bewusst war, wie großartig die Kraft in ihrem Inneren leuchtete?
    Die Kreatur ging zu einer entlegenen Felswand. Hier sickerte ein Rinnsal durch das Gestein. Die feuchten Felsen spiegelten sich im roten Schein der Fackeln. Die Kreatur lachte heiser. Sie hatte sich in letzter Zeit nicht oft transformiert. Warum auch? Jede Körperveränderung kostete Energie, und Energie war das, was ihr in dieser verfluchten Höhle am meisten fehlte.
    Und doch war es hin und wieder notwendig, die Gestalt zu wechseln. Das lodernde Licht an den Seitenwänden warf ihre Konturen auf den klammen Fels. Obwohl sie seit beinahe drei Tagen auf nur zwei Beinen herumlief, gab es noch immer Schwierigkeiten mit der Koordination. Die Kreatur schaute auf das unscharfe, sich hin- und herbewegende Bild ihres Konterfeis und stellte fest, dass sie alles andere als sicher auf den mickrigen Menschenbeinen stand. Manchmal fragte sie sich, wie es die Menschen fertigbrachten, ein ganzes Leben lang auf diesen dünnen und gebrechlichen Knochenstücken durch die Gegend zu waten.
    Ihre Gedanken wanderten wieder zu Peter. Irgendwann im Laufe eines Tages konzentrierten sich ihre Gedanken immer auf Peter. Der Junge war der einzige Grund, warum es sich lohnte weiterzuleben.

11
    Der Nachmittag war angebrochen, als Peter den Schlüsselbund in die Schale auf der Dielenkommode warf und nach Maren rief.
    Sie war nicht

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