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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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verdammten Gegend so viel Schnee herumlag. Sein Kumpel landete kopfüber in einer meterhohen Verwehung. Karl Gustav rannte in den Staub, den das Geschoss aufgewirbelt hatte, und irrte einige schreckliche Sekunden völlig blind umher. Er hörte die schmatzenden Geräusche, die seine Schuhe auf dem Boden hinterließen.
    Panzermunition.
    Ein Panzer hatte sie ins Visier genommen. Eigenartigerweise schaffen es nur die Geschosse von Panzern, die oberen Schneeschichten in einem Umkreis von mehreren Metern zum Schmelzen zu bringen.
    Der Staub verzog sich, und Karl Gustav entdeckte seinen Kameraden. Sein Blick streifte Wilhelms Beine und Arme, und er atmete erleichtert aus, als ihm klar wurde, dass sämtliche Gliedmaßen noch dort waren, wo sie hingehörten.
    »Alles gut?«, fragte Karl Gustav, aber fast gleichzeitig fing Wilhelm schon an zu stöhnen.
    Ein gutes Zeichen bei so einem Beinahetreffer.
    »Komm hoch. Sie schießen mit Panzern auf die Hasen!«
    Für einen Moment glotzte Wilhelm ihn verwundert an, bevor er wieder dröhnend lachte. Es dauert nicht lange und Karl Gustav fiel mit in das Gelächter ein.
    Sie kamen erst zur Besinnung, als hinter ihnen eine weitere Granate einschlug. Karl Gustav reichte ihm die Hand, die Wilhelm ergriff. Als sein Kamerad sich schnaufend erhob, sah Karl Gustav, dass Wilhelm blutete. Die Uniform hatte sich auf der rechten Seite, etwa in Höhe der Leiste, bereits rot verfärbt. Ob der alte Haudegen in dieser Verfassung überhaupt laufen konnte?
    Nun waren wieder Maschinengewehrsalven zu hören. Sie durften hier nicht länger herumstehen. Karl Gustav rannte los. Er würde ja sehen, ob sein Kamerad ihm folgen konnte. Und wenn nicht, war das nicht sein Problem.
    Zehn Minuten später hatte Karl Gustav das Ödland beinahe hinter sich gelassen. Vor ihm ragten bereits mächtige Laubbäume auf, zwischen denen mickrige Tannen standen. Er hatte sich kein einziges Mal mehr umgeschaut. Die keuchenden Geräusche hinter ihm verrieten ihm jedoch, dass Wilhelm noch da war. Als der rettende Waldrand erreicht war, ließ Karl Gustav sich mit einem lauten Seufzer auf den Boden fallen. Sein Atem rasselte, ihm taten sämtliche Knochen weh – aber er war am Leben.
    Mühsam stand Karl Gustav auf und blickte über die Schulter nach hinten. Wilhelm war ein ganzes Stück zurückgefallen und hielt sich mit beiden Händen die blutende Seite. Aber solange der Hase lief, hatte er auch eine Chance.
    Wieder überkam ihn das Gefühl, lauthals loskichern zu müssen. Dieser Einsatz zehrte wirklich an sämtlichen Nerven. Was hatte ihn bloß geritten, sich freiwillig dafür zu melden? Weitere Salven schlugen in der Ferne ein, und Wilhelm hörte schließlich auf zu rennen. Der alte Bauer lächelte und streckte ihm den Daumen entgegen. Karl Gustav wusste, was Wilhelm meinte. Die Russen verlagerten ihren Angriff gen Süden. Dort schien es lohnenswertere Ziele zu geben als zwei erschöpfte Hasen, die praktisch schon in Sicherheit waren.
    Sie ruhten sich eine knappe halbe Stunde aus. Während dieser Zeit schoss der Feind auf ihre versprengte Einheit irgendwo südlich ein. Einmal flog eines der Geschosse sogar wieder direkt in ihre Richtung. Es blieb jedoch bei dieser einen Granate. Wahrscheinlich ein Irrläufer.
    Wilhelm knöpfte sein Hemd auf und wickelte sich eine Mullbinde um eine tiefe Fleischwunde am Hosenansatz. Karl Gustav vermied es, ihm dabei zuzusehen oder gar zur Hand zu gehen. Er konnte Blut noch nie gut ausstehen.
    Schließlich marschierten sie weiter und versuchten, sich nach der Sonne zu orientieren. Sie durften nicht zu weit abdriften. Die Wälder waren riesig, man konnte leicht verloren gehen. Auf Menschen traf man in dieser Gegend sowieso so gut wie nie. Karl Gustav erinnerte sich daran, wie ihre Einheit vor einigen Wochen ein kleines Örtchen durchquert hatte. Die Rollläden an sämtlichen Fenstern der Häuser waren heruntergelassen, kein Lebewesen hatte sich sehen lassen. Die Einheimischen trauten ihnen nicht. Gleichgültig, ob finnische Soldaten mit ihnen kämpften oder nicht. Sie waren in diesem Land allenfalls geduldet. Höchstwahrscheinlich würde ihnen auch niemand der Ansässigen den Weg weisen, sollte man sich zufällig hier im Wald begegnen.
    Während Karl Gustav darüber nachdachte, dass durchaus die Möglichkeit bestand, für immer in den Wäldern verloren zu gehen, stieß Wilhelm plötzlich einen heiseren Schrei aus.
    »Da vorne wird’s heller«, keuchte er erschöpft.
    Tatsächlich erhob sich vor

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