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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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der schon wieder blutenden Wunde. Der Mullverband hatte sich dunkelrot verfärbt.
    »Vielleicht sollten wir doch weiterziehen«, schlug Karl Gustav vor.
    Wilhelm würde von Minute zu Minute schwächer werden. Eigentlich konnten sie sich kein Verschnaufen leisten. Zumal es im Augenblick noch keinen Schnee gab. Und Sturm erst recht nicht.
    Anstatt zu antworten, stieß Wilhelm einen überraschten Schrei aus. Er war am Ende des Ganges angelangt.
    »Komm her«, rief er aufgeregt und winkte hektisch. Dazu nahm sein Kamerad sogar die Hand von der blutbesudelten Stelle.
    Karl Gustav folgte ihm stöhnend. Das beklemmende Gefühl war wieder da. Die Felswand vor ihnen sah gefährlich spitz aus. Sollte man ins Stolpern geraten und dagegen fallen, würde man mit Sicherheit von einem der zahlreichen Zinken aufgespießt werden.
    Karl Gustav legte eine Hand auf Wilhelms breite Schulter und sah, warum Wilhelm so aufgeregt war. Diese spitze Wand stellte nicht das Ende der Höhle dar! Der Weg fiel an dieser Stelle nur steil ab, etwa zwei Mannshöhen, und mündete in einem weiteren Raum.
    Wilhelm beugte sich vor.
    »Geh nicht zu nah ran«, warnte Karl Gustav.
    Der abschüssige Gang erinnerte ihn an eine rasante Rutsche. Runter kamen sie vielleicht, aber rauf würde es Wilhelm mit seiner Verletzung kaum schaffen.
    Und dann passierte etwas Merkwürdiges.
    Karl Gustav spürte zwei schmerzende Punkte in seinem Rücken. Zuerst war ihm, als hätte ihn dort irgendetwas gestochen. Dann bemerkte er ganz deutlich, wie ihn jemand von hinten schubste. Karl Gustav schrie überrascht auf, taumelte nach vorn und stieß dabei mit dem Körper gegen Wilhelm. Sein Kamerad gab ein grunzendes Geräusch von sich und verlor das Gleichgewicht.
    Für einen furchtbaren Moment sah es so aus, als würde er kopfüber in die untere Ebene stürzen. In letzter Sekunde konnte Wilhelm einen langen Ausfallschritt machen und vermied auf diese Weise immerhin einen senkrechten Fall. Seine Stiefel rutschten auf dem glatten, steil abfallenden Stein aus, er fiel nach hinten und schlitterte schließlich auf dem Hosenboden hinunter.
    Karl Gustav seufzte erleichtert auf. Das hätte schlimmer ausgehen können. Auch ihn hatte der Stoß zu Boden befördert. Es war, als hätte ihm der Teufel höchstpersönlich zwei glühende Finger in die Haut gebohrt und ihn anschließend nach vorn gestoßen.
    So schnell es sein ausgezehrter Körper zuließ, kam Karl Gustav auf die Beine und wirbelte herum. Ein trübes, graues Licht schien durch den Spalt. Draußen hatte es tatsächlich begonnen zu schneien. Aber er befand sich noch immer mutterseelenallein in dieser steinernen Gruft. Sein Blick glitt unruhig über die Felswände. Was um Himmels willen hatte er denn erwartet? Dass plötzlich die Russen hinter ihm stehen und breit grinsen würden, während sie ihre dicken Fellmützen abnahmen? Höchstwahrscheinlich hätten sie zuerst geschossen und dann gegrinst.
    Ein jämmerliches Stöhnen eine Etage tiefer ließ ihn erneut herumfahren.
    »Alles gut?«, erkundigte sich Karl Gustav.
    Wilhelm rappelte sich mühsam auf und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht über die Ellbogen. Anschließend pressten sich seine Hände wieder gegen die Mullbinde. Als ob man damit den kontinuierlichen Blutstrom aufhalten könnte. Wilhelm röchelte schwer, während er sich umsah. Plötzlich veränderte sich sein geplagter Gesichtsausdruck. Seine Augen wurden größer und drohten, aus ihren vorgesehenen Plätzen zu kullern.
    »Das gibt’s nicht«, stammelte Wilhelm leise.
    Karl Gustav kniete sich nieder.
    »Was?«, fragte er neugierig. Von seiner Position aus konnte man nicht mehr als einige Meter in das untere Gewölbe hineinsehen.
    »Komm runter. Das glaubst du nicht.«
    »Meinst du, es wäre klug, wenn ...«
    »Komm endlich. Es lohnt sich.«
    Karl Gustav seufzte, setzte sich auf die schmutzverkrustete Armeehose und brauste den kurzen Abhang hinunter, der ihn immer mehr an eine steile Rutsche erinnerte. Feuchtigkeit drang durch seine Hose, aber das war in Ordnung. Wenn man in diesen Breiten kämpfte, gab es keine Körperstelle, die nicht mindestens einmal am Tag mit geschmolzenem Schnee in Berührung kam.
    Die untere Höhle war um einiges größer. Ein halbes Dutzend Panzer hätte man hier bequem unterbringen können.
    Und dann sah Karl Gustav, was Wilhelm so aus der Fassung gebracht hatte.
    An den Wänden hingen brennende Fackeln!
    »Wer hat die angezündet?«, fragte er verwundert.
    Wilhelm, der inzwischen bis

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