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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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ihnen ein sanfter Hügel, der von einer unberührten Schneedecke umgeben war.
    »Vielleicht können wir von dort oben etwas sehen«, schätzte Wilhelm.
    Sein Keuchen war in den letzten Minuten schlimmer geworden. Immer wieder presste er die Hand gegen den Mullverband. Wenn sie nicht bald zu ihrer Einheit zurückfänden, würde Wilhelm in Kürze wahrscheinlich einfach umkippen, den sauberen Schnee rot färben und sterben.
    Karl Gustav grunzte unbehaglich. Ihm fiel es noch nie leicht, sich zu orientieren. Wenn Wilhelm abnibbelte, wäre er verloren, würde elendig erfrieren, verhungern oder beides zusammen.
    »Da komme ich nicht hoch. Geh alleine.«
    Karl Gustav blickte seinen Kameraden an, der von einem Bein auf das andere schwankte, als wäre er besoffen. Sein Gesicht war fast so bleich wie der Schnee. In dieser Verfassung würde Wilhelm bald überhaupt nicht mehr gehen können.
    »Also gut«, erwiderte Karl Gustav und machte den nächsten großen Schritt, der ihn erneut knietief versinken ließ.
    Nach einer kleinen Ewigkeit war er endlich oben angelangt. Karl Gustav schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Obwohl sein Blick weit über die Baumwipfel reichte, war nicht die geringste Spur von ihrer Einheit auszumachen. Auch von den Russen war nichts zu entdecken. Es gab keinerlei Mündungsfeuer oder Panzerbewegungen. Es war geradezu gespenstisch still. Niemand schien mehr zu schießen.
    »Was siehst du?«, brüllte Wilhelm von unten herauf.
    Ein paar Krähen flatterten von einem entfernten Baum auf, wahrscheinlich gestört durch sein Rufen.
    Karl Gustav zuckte mit den Schultern. »Nichts. Rein gar nichts.«
    Langsam drehte er sich um die eigene Achse. Dieser Wald war tückisch. Man verlor so verflucht schnell die Orientierung. Erst recht, wenn sich die Sonne versteckte. Im Laufe der letzten Stunden hatte es sich zugezogen. Nun hingen dicke graue Wolken am Himmel, die aus allen Richtungen zu kommen schienen. Als Karl Gustav eine halbe Umdrehung gemacht hatte, entdeckte er mehrere Felsen auf der anderen Seite des Hügels. Zwischen zwei dieser haushohen Ungetüme verlief ein senkrechter Spalt. Vielleicht befand sich dahinter ein Hohlraum?
    »Eventuell ist da unten eine Höhle.«
    »Wenigstens was«, schrie Wilhelm hinauf. »Ich kann ’ne Pause gebrauchen. Außerdem wird es gleich wie wild schneien.«
    Karl Gustav schwenkte den rechten Arm, als ob er etwas Großes umarmen wollte. »Geh außen rum. Ich nehm den direkten Weg.«
    Den Hügel wieder herunterzukommen nahm fast die doppelte Zeit in Anspruch. Wilhelm hatte ihn dennoch nicht eingeholt. Karl Gustav stand als Erster vor den zwei ineinander gekeilten Felsen, die aussahen, als hätten mächtige nordische Riesen vor Urzeiten mit ihnen Kegeln gespielt.
    Vorsichtig ging er näher. Die Felsen waren aus einem fast schwarzen glänzenden Stein. In ihrer Mitte schien sich tatsächlich ein Hohlraum zu befinden, wahrscheinlich entstanden, als die Gesteinsmassen kollidiert waren. Wie auch immer das geschehen sein mochte. Plötzlich kam ihm die Version mit den Riesen gar nicht so unwahrscheinlich vor. Hier im hohen Norden war alles möglich. Irgendwie war diese Gegend verdammt unheimlich. Als Karl Gustav einen weiteren Schritt auf die Felsen zumachen wollte, packte ihn etwas am Arm, und um ein Haar wäre ein lauter Schrei über seine Lippen gekommen. Dann sah er das grinsende Gesicht seines Kameraden.
    »Du hattest recht«, freute sich Wilhelm und drängelte sich an ihm vorbei.
    Für einen Moment war Karl Gustav versucht, ihm ein Bein zu stellen. Plötzlich war es ihm wichtig, die Grotte als Erster zu entdecken. Aber wahrscheinlich würde Wilhelm nie wieder aufstehen, wenn er erst einmal wie ein kranker Käfer im weißen Schnee lag.
    Während Karl Gustav durch den etwa türbreiten Spalt hinter seinem Kameraden herging, wurde ihm bewusst, dass er sich geirrt hatte. Dies war nicht nur ein Hohlraum, verursacht durch das Aneinanderkrachen zweier schwerer Steine. Vielmehr handelte es sich um einen Gang von der Breite einer Straße, der viele Meter weiter ins Innere führte. Das Tageslicht reichte fast bis zur Hälfte, der Teil dahinter lag im Zwielicht. Die Steinwand am Ende des Ganges sah seltsam verzogen aus.
    Wilhelm schaute sich flüchtig um und ging tiefer hinein.
    »Hier lässt es sich aushalten, wenn der Schneesturm kommt«, brummte er zufrieden.
    Karl Gustav beobachtete, wie Wilhelm sich zum wiederholten Mal an die Leiste griff. Inzwischen klebte sein Hosenbund an

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