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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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müssen«, bemerkte Karl Gustav und schlug die Tür zu.
    Wilhelm zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Aber wir haben ja den Rucksack gepackt.«
    Karl Gustav nickte, öffnete den Kofferraum, nahm den prall gefüllten Rucksack heraus und setzte ihn auf. Für einen Moment fühlte er sich an die damalige Zeit erinnert. Fast erwartete er, von irgendwoher Schüsse oder Panzermotoren zu hören.
    Das Gepäck drückte kantig gegen seinen Rücken. Dass ein bisschen Proviant so schwer sein konnte.
    Die Krähe stieß einen Schrei aus und flog in den Wald hinein.
    »Jetzt aber schnell«, rief Wilhelm und betrat den feuchten Boden zwischen zwei hohen Birken.
    Sie kamen gut voran. Die Bäume konnten in diesen Breiten dicht an dicht stehen, da gab es mitunter überhaupt kein Durchkommen. Karl Gustav erinnerte sich an so manchen Marsch, damals, mit ihrer Einheit. Wie oft hatten sie umkehren und einen anderen Weg einschlagen müssen.
    Aber diesmal war das Glück auf ihrer Seite.
    Der Wald war geradezu luftig.
    Karl Gustav schaute auf den Rabenvogel, der stets vorausflog. Schon nach kurzer Zeit war ihm nicht mehr klar, in welcher Richtung ihr Auto stand. Ihm beschlich das Gefühl, ständig im Zickzack zu gehen. Aber auf seinen Orientierungssinn konnte man sowieso nichts geben. Das hatte sich in all den Jahren auch nicht gebessert.
    »Wüsstest du noch, wie wir zurückkommen?«, fragte er Wilhelm, der schnaufend hinter ihm herging.
    »Nicht die Spur«, gab sein Kamerad offen zu und lächelte erschöpft. »Der Vogel ändert alle paar Meter die Richtung.« Wilhelm hielt das Bündel in den Armen und wischte sich mit der Blümchendecke den Schweiß aus dem Gesicht. Wenigstens war der Rotzlöffel wieder eingeschlafen. Wilhelms große Schritte auf dem federnden Waldboden mussten beruhigend wirken. Karl Gustav schnallte sich den Rucksack ab und holte eine Plastikflasche heraus.
    »Mir auch Wasser«, forderte Wilhelm hinter ihm.
    »Auch ’ne Salamiwurst?«
    »Klar doch.«
    Karl Gustav reichte Wilhelm die Vorräte, die sie auf der Fährüberfahrt vom Frühstücksbüfett genommen hatten. Das Wasser war noch immer angenehm kühl.
    »Meinst du, das Federvieh nimmt es uns übel, wenn wir uns einen Moment setzen?«, fragte er.
    »Probieren wir’s«, antwortete Wilhelm und ließ sich fast augenblicklich auf seinen Hintern fallen. Gierig stopfte er die Wurst in sich hinein und spülte mit Wasser nach. Karl Gustav lächelte vor sich hin und setzte sich ebenfalls. Wilhelms Körper war einfach nicht mehr geschaffen für so einen langen Marsch. Bestimmt schmerzten seine Beine. Und nicht nur die.
    »Was guckst du so belustigt?«, erkundigte sich sein Kamerad schmatzend.
    »Nichts weiter«, sagte Karl Gustav und drehte sich suchend nach dem Vogel um.
    Ihr Begleiter saß im gebührenden Abstand mitten auf dem Weg und schaute mit den kleinen schwarzen Augen aufmerksam in ihre Richtung. Aber immerhin machte er keine Anstalten weiterzufliegen. Erst als sich Wilhelm langsam erhob und er selbst seinen Rucksack umgeschnallt hatte, kam Leben in den Vogel. Er krächzte laut und flog kurz darauf links von ihnen an einem Baum vorbei.
    »Noch ’ne Kursänderung«, kommentierte Wilhelm und nahm die Verfolgung auf.
    Sie gingen eine kleine Anhöhe hinauf. Karl Gustav merkte, wie seine Beine allmählich schwer wurden. Das Baby fing zu allem Überfluss nun auch wieder an zu quengeln. Zunächst ganz leise, dann immer eindringlicher und fordernder.
    Dummerweise schien der Vogel beschlossen zu haben, die vergeudete Zeit der Rast aufholen zu wollen. Die Krähe setzte sich auf keine Äste mehr, sondern kreiste ständig aufgeregt durch die Luft und stieß dabei hohe Schreie aus.
    Hinter Karl Gustav knackte ein Ast.
    »Geh mal langsamer«, sagte Wilhelm keuchend.
    Karl Gustav drehte sich um und blieb stehen. Das Baby trommelte mit den dünnen Ärmchen gegen Wilhelms Brust. Das kleine Gesicht war rot angelaufen und verzerrt von all dem unnützen Geplärre. Karl Gustav war heilfroh, dieses Bündel nicht in den Armen zu halten. Da schleppte er mit Freuden den Rucksack bis zum Ende der Welt.
    Seine Gedanken wanderten zu der missglückten Entführung. Das Kind, das er sich ausgesucht hatte, konnte immerhin schon laufen. Er hätte es nicht tragen müssen, sondern vor sich herscheuchen können.
    Bei der Vorstellung musste Karl Gustav breit grinsen. Aber nur kurz. Schnell kam der Ärger wieder hoch. Er war so nah dran gewesen, so verdammt nah!
    Ihm fiel auf, dass der Vogel nicht

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