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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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fing er an, als Wilhelm mit der Hand vor seinem Gesicht herumfuchtelte.
    »Ist es doch«, unterbrach er barsch. »Hannelore würde ihr Baby nur ihrer Mutter anvertrauen. Weißt du, was heute für ein Tag ist?«
    »Mittwoch.«
    »Richtig. Und am Mittwoch geht Herta immer einkaufen. Das war schon so, als ich sie kennengelernt habe.«
    »Und deshalb stehen wir hier auf dem Parkplatz.«
    »Richtig. Hier sind die Geschäfte, die Herta kennt. Meine Alte geht nur in Geschäfte, die sie kennt.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass du recht behältst.«
    Karl Gustav schaltete das Radio ein und tippte mit dem Fuß im Takt auf die Pedale. Sie saßen eine knappe Viertelstunde schweigend im Wagen, als Wilhelm plötzlich mit der Faust gegen die Seitenscheibe haute.
    »Bingo«, rief er begeistert aus.
    Karl Gustav folgte seinem Blick und sah die schmale Frau in ihrem hellblauen Mantel. Herta schob einen Kinderwagen vor sich her und hatte sich trotz der frühlingshaften Temperaturen eine weiße dicke Mütze über den Kopf gestülpt.
    »Wahrscheinlich sitzt ihre Frisur mal wieder nicht«, kommentierte Wilhelm gehässig.
    Karl Gustav lachte.
    »Wie sollte sie auch. So oft, wie du ihren Kopf blutig gehauen hast.«
    Die beiden Männer lachten ausgelassen und ließen Herta nicht aus den Augen. Wilhelms Frau blieb vor einer Apotheke stehen und hievte mühsam ein kleines Bündel aus dem Kinderwagen. Etwas fiel herunter und Herta bückte sich schwerfällig, während das Baby in ihrem Arm strampelte. Als Herta die Schwelle des Geschäftes betrat, blieb sie mit dem Fuß irgendwo hängen und taumelte für eine Sekunde unbeholfen zurück. Dann schließlich verschwand sie in dem Laden.
    Wilhelm grunzte.
    »Ungeschickt wie eh und je, die Alte.«
    Karl Gustav ging diesmal nicht auf seine Worte ein.
    »Und nun?«, fragte er. Ihm war nicht klar, wie Wilhelm Herta das Baby wegnehmen wollte.
    »Wir warten. Unsere Gelegenheit wird kommen. Notfalls passen wir Herta auf dem Rückweg ab. Da gibt’s so ’ne einsame Straße.«
    Karl Gustav musterte seinen Genossen skeptisch. Wollte Wilhelm das Baby etwa zusammen mit Herta entführen? Und dann? Was sollten sie mit ihr machen? Sie konnten die Alte ja schlecht wieder ziehen lassen.
    »Sie kommt wieder aus dem Laden«, bemerkte Wilhelm und holte ihn aus seinen Überlegungen. Herta tapste aus der Tür. In ihrem Arm befand sich noch immer das Bündel. Die Finger ihrer beiden Hände umklammerten je eine prall gefüllte Plastiktüte.
    »Die Olle hat die Apotheke leer gekauft«, stellte Wilhelm wütend fest.
    Herta legte das Baby und die Tüten umständlich in den Kinderwagen. Zwei Passanten drängten sich ärgerlich an ihr vorbei, da sie mitten auf dem Bürgersteig stand und alles blockierte. Herta brauchte Ewigkeiten mit ihrer Sortiererei. Schließlich packte sie die Tüten in ein kleines Netz hinten am Kinderwagen und schüttelte eine kleine blümchenverzierte Decke aus, die anschließend wieder ordentlich zurückgelegt wurde.
    »Früher mit Hannelore war die Alte auch so langsam«, stellte Wilhelm grimmig fest. »Wie hat mich das immer aufgeregt.«
    Sie sahen zu, wie Herta und der Kinderwagen sich endlich in Bewegung setzten. Unheimlich bedächtig schob Herta ihn die Straße hinauf. Vor einer Schlachterei blieb sie erneut stehen und blickte durch die leicht getönte Scheibe des Geschäftes. Dann lenkte sie den Kinderwagen direkt vor das Schaufenster, fummelte in dem Netz herum und holte ein Geldbeutelchen hervor. Wilhelm richtete sich kerzengerade auf.
    »Sie wird doch nicht …«, rief er mit glänzenden Augen. Seine Hände klopften Karl Gustav aufgeregt auf die Schulter. »Meine Alte lässt das verflixte Baby im Wagen!«
    Während Karl Gustav noch beobachtete, wie Herta einen letzten skeptischen Blick auf den Kinderwagen warf, bevor ihre Gestalt hinter der Tür des Schlachtergeschäftes verschwand, war Wilhelm bereits aus dem Auto gesprungen. Dafür, dass er dauernd klagte, wie weh ihm die meisten seiner Knochen ständig taten, war er erstaunlich wendig. Wilhelm hopste geradezu anmutig über den Parkplatz und schlängelte sich elegant zwischen zwei eng geparkten Autos hindurch. Erst als er auf den Rand des Bürgersteiges sprang, drosselte er sein Tempo.
    Wilhelm befand sich jetzt genau vor dem Schaufenster des Nachbargeschäftes. Karl Gustav betrachtete das knallgelbe Kopfkissen und die hängende, orangerote Auslegeware darin und schüttelte den Kopf. Früher hatte es solch farbigen Schnickschnack nicht

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