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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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geworden.
    Karl Gustav knurrte leise.
    »Zuerst gilt es, den Hauptmann zu finden.«
    Wilhelm warf ihm einen abschätzenden Seitenblick zu.
    »Sei unbesorgt. Wir müssen nur langsam fahren. Die Krähe wird uns schon entdecken.«
    »Und wenn nicht?«, gab Karl Gustav schnaufend zurück. Seine Reizleitung war so dünn wie ein Spinnenfaden. Das hatte unter anderem mit diesem furchtbaren Schreihals zu tun, der auf der Rückbank fortwährend Rabatz machte. Wie angenehm es gewesen war, als sich das Baby noch im Kofferraum befunden hatte. Dort hatte es plärren können, wie es wollte, die Geräusche waren nur dumpf und kaum hörbar zu ihnen herübergedrungen. Doch bevor sie die erste Grenze erreicht hatten, hatte Wilhelm ihn vorgeholt. Bei einer Kontrolle käme es nicht so gut, wenn die Zöllner ein Baby im Kofferraum fänden. Am Anfang war das ja auch alles kein Problem gewesen. Die Tabletten, die Wilhelm ihm eingeflößt hatte, hatten lange Zeit hervorragend gewirkt. Das Baby hatte hin und wieder kläglich gejapst, war sonst aber angenehm ruhig gewesen. Die Nacht auf der Fähre war ereignislos verlaufen. Wilhelm hatte Milch besorgt und der Schreihals wunderbar geschlafen. Erst beim Ausschiffen in Finnland hatte das ewige Geplärre angefangen. Und ausgerechnet jetzt hatte Wilhelm keine Tabletten mehr. Zumindest wollte er dem quakenden Bündel keine mehr geben.
    »Die sind auf Dauer bestimmt nicht gut«, hatte er heute Morgen gesagt. »Und dann schneide ich mir ja praktisch ins eigene Fleisch.«
    »Fahr mal langsamer«, schrie Wilhelm plötzlich und wedelte mit der Hand aufgeregt an der Fensterscheibe herum. »Ich hab da was gesehen.«
    Routinemäßig warf Karl Gustav einen Blick in den Rückspiegel, bevor sein Fuß das Bremspedal durchdrückte. Völlig unsinnig in diesen Breitengraden. Auf der kleinen Schotterstraße waren ihnen seit heute Morgen erst fünf Autos entgegengekommen. Und sie waren von zwei Wagen mit wahnwitziger Geschwindigkeit überholt worden. Die Einheimischen hatten es anscheinend immer eilig. Aber das letzte Mal war auch schon wieder mehrere Stunden her. Auch jetzt sah Karl Gustav im Spiegel nur eine vollkommen verlassene Straße hinter sich.
    »Da sind Vögel«, bemerkte Wilhelm und öffnete die Beifahrertür, quälte sich schnaufend aus dem Sitz und ging zu einer der Birken, die dicht am Fahrbahnrand standen.
    Tatsächlich saß auf einem der Äste eine Handvoll dunkler Krähenvögel.
    Durch das plötzliche Erscheinen eines Menschen aufgeschreckt, flatterten die Federviecher auf, als hätte jemand auf sie geschossen. Nur ein Vogel blieb unbeeindruckt. Er war größer als die anderen, und seine Federn glänzten noch eine Spur schwärzer. Karl Gustav sah, wie er den Kopf schräg hielt und Wilhelm musterte. Sein Schnabel öffnete sich und ein markerschütternder Schrei kam aus seinem kleinen Hals.
    Wilhelm nickte und drehte sich um.
    »Wir haben ihn gefunden«, sagte er gut gelaunt.
    Karl Gustav fuhr sich durch die Haare. Wie konnte Wilhelm sich da so sicher sein?
    »Und jetzt? Ich kann den Wagen doch nicht einfach auf der Straße parken.«
    Als hätte die Krähe seine Worte gehört, krächzte sie erneut, breitete ihre mächtigen Flügel aus und erhob sich in die Luft. Der Vogel beschrieb einen Kreis und folgte dann dem Straßenverlauf.
    Wilhelm ließ sich zufrieden in seinen Sitz fallen. »Ihm nach«, kommandierte er fröhlich.
    Nach wenigen Minuten verlor der Vogel beträchtlich an Höhe. Auf der rechten Fahrbahnseite erschien eine grasbewachsene Fläche, nicht viel breiter und länger als ihr Auto. Karl Gustav bremste ab.
    Die Krähe landete auf der Wiese und machte zwei hüpfende Schritte. Für einen Moment sah es so aus, als hätte sie plötzlich Hunger bekommen und würde Jagd auf einen dicken, fetten Wurm machen. Doch schon im nächsten Augenblick startete sie wieder durch und machte es sich kurz darauf auf einem Ast direkt neben der grünen Böschung bequem.
    Wilhelm lachte.
    »Das verstehst ja wohl selbst du.«
    Karl Gustav parkte rückwärts ein, stellte den Motor ab und atmete tief durch. Erst dann fiel ihm auf, dass es in den letzten Minuten völlig ruhig auf der Rückbank gewesen war. Sein Blick glitt über das eingewickelte Bündel. Der Junge schlief. So ein Widerling. Hätte er das nicht von Anfang an machen können?
    Wilhelm klappte seinen Vordersitz zurück und langte nach dem Baby, das augenblicklich aufwachte und sofort zu quengeln begann.
    »Ich hoffe, dass wir nicht zu lange wandern

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