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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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Blick nicht gewesen wäre. Auch das Baby lag nun völlig ruhig auf dem Boden. Es schrie und strampelte nicht mehr. Der Hauptmann musste es aus der Decke genommen haben, denn es ruhte nackt neben seinen Stiefeln. Selbst die Windel war verschwunden.
    Bevor Karl Gustav mehr erkennen konnte, qualmte die nächste Ladung Nebel in die Höhe, und die Gestalten verschwanden erneut hinter einem diffusen Schleier. Nur die Lichter auf den Händen waren weiterhin deutlich auszumachen.
    Dann fing das helle Licht über dem Baby an, sich zu bewegen.
    Es wanderte gemächlich auf die andere Seite. Gleichzeitig rotierte auch das schwächere Licht in die entgegengesetzte Richtung. Wieder stob der Nebel auseinander, als würde ihn eine Sturmböe vertreiben. Sofort erkannte Karl Gustav, dass er sich geirrt hatte. Die Lichter verharrten noch immer etwa zehn Zentimeter über den Handflächen des Hauptmannes. Nicht die Lichter bewegten sich, sondern der Hauptmann.
    Wie in Zeitlupe drehte er seinen Körper auf der Stelle. Die Hand mit dem schwachen Licht wanderte vorn herum in Richtung des Babys, die andere Hand mit dem strahlend hellen Licht bewegte sich hinter dem Körper des Hauptmannes auf Wilhelm zu.
    Da Wilhelm nur unwesentlich kleiner als der Hauptmann war, und dieser seinen Arm anscheinend nicht höher heben mochte, blieb er mit seiner Hand vor dessen Rücken stehen. Wilhelms Körper verdeckte die kleine Sonne, die aber auch jetzt noch derart intensiv schien, dass die Konturen seines Körpers seltsam scharf hervortraten.
    Der Hauptmann stand nun verkehrt herum zwischen den beiden Menschen.
    Es war warm geworden. Karl Gustav merkte, dass ihm sein Hemd an der Haut klebte. Sein Gesicht war feucht, die Brille rutschte ihm immer wieder an die Nasenspitze.
    Der Nebel war nun dünner und waberte auf den Aufgang zur oberen Höhle zu.
    Ein Donnerhall ließ die Wände erzittern. Karl Gustav schrie auf. Der Boden unter seinen Füßen bewegte sich. Er wurde gegen den Felsen gedrückt. Sein Blick ruhte weiter auf den drei Gestalten. Sie schienen diese Stöße nicht zu spüren. Wilhelm und der Hauptmann standen fest auf ihren Beinen, das Baby lag wie angeklebt auf dem Felsboden.
    Mit einer unendlich langsamen Bewegung begann der Hauptmann, seine Handflächen nach unten zu drehen. Die Lichter fingen an, unruhig in der Luft zu wanken. Mit einem leichten Zischen fiel das schwächere Licht auf das Baby. Kurz sah es so aus, als ob der gesamte kleine Körper orange leuchtete. Dann war das Licht verschwunden. Im gleichen Moment stieß das Baby einen Schrei aus. Nur Sekunden später flammte Wilhelms Körper gespenstisch glühend auf. Gleichzeitig wurde es in der Höhle ein ganzes Stück finsterer. Das helle, unverbrauchte Licht musste in seinen Körper getaucht sein. Karl Gustav konnte es von seinem Standpunkt aus nicht genau sehen, denn die Hand des Hauptmannes befand sich noch immer am Rücken seines Kameraden.
    Wilhelm begann, heftig zu zittern. Er schloss die Augen, nur um sie im nächsten Moment wieder aufzureißen. Sie starrten panisch geradeaus. Dann öffnete Wilhelm den Mund, und ein markerschütternder Schrei erfüllte die Höhle. Wilhelm fiel auf die Knie und kreischte ein weiteres Mal. Dieses Geräusch klang absolut durchgedreht, völlig irre. Wie ein kastrierter Affe in einem Versuchslabor. Wilhelm klopfte mit den Händen wie verrückt auf den Höhlenboden. Speichel lief ihm aus dem Mund, vermischt mit Blut. Er schien sich irgendwo gebissen zu haben. Unartikulierte Laute kamen über seine Lippen, dann sackte sein Körper zusammen, als hätte ihm jemand den Strom abgedreht. Sein Kopf knallte auf den Felsen, und Wilhelm erschlaffte.
    Karl Gustav atmete tief durch und stieß sich von der Felswand ab.
    »Was ist mit Wilhelm?«, keuchte er.
    Der Hauptmann lächelte und zeigte auf das inzwischen brabbelnde Baby.
    »Mit Wilhelm ist alles in Ordnung«, stellte er mit leiser, monotoner Stimme fest. Der Hauptmann drehte sich zu Wilhelms Körper um, beugte sich vor und drückte der leblosen Hülle seine Hand auf die Augen. »Für Peters Seele war der Schock allerdings zu groß. Ruhe in Frieden, kleiner Mensch.«
    Die Rückfahrt kam ihm auch später noch wie ein unwirklicher Traum vor. Es ging alles so furchtbar einfach. Das Baby war ganz lieb, als er es aus der Höhle trug. Die Krähe nahm diesmal einen Weg, der ihn erstaunlich schnell zum Auto führte. Fast die gesamte Zeit über, die sie im Wagen und auf der Fähre verbrachten, schlief das Baby. Als sie

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