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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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vor seinem Gesicht. Direkt vor ihm kraxelte Lackner geradezu leichtfüßig über den tief verschneiten Abhang.
    »Wie weit ist es denn noch?«, rief eine laute Stimme hinter ihnen.
    Erschrocken wirbelte Peter herum. Ein untersetzter Mann, der ihm bekannt vorkam, obwohl er ihn nie gesehen hatte, folgte ihnen. Er hatte freundliche, kleine Augen und einen gut gestutzten Dreitagebart.
    »Wir sind gleich da, Herr Hauptmann«, schrie Lackner von vorn.
    Der Hauptmann blieb neben ihm stehen und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Was gucken Sie so, Heyde?«, fragte er streng, aber nicht unhöflich. »Sie sehen aus, als wären Sie einem Geist begegnet.«
    »Ach«, erwiderte Peter schulterzuckend. »Wahrscheinlich nur einem Schneegeist. Man sieht ja die Hand vor Augen kaum.«
    »Und deshalb war es außerordentlich gut, dass Sie und der Hauptgefreite Lackner die Höhle entdeckt haben«, gab Wissenhagen lachend zurück. »Dort können wir uns ausruhen und uns alle mal ein wenig erholen. Also kommen Sie.«
    Hauptmann Wissenhagen ging an ihm vorüber und machte eine winkende Bewegung mit der rechten Hand. Erst jetzt sah Peter, dass weitere Männer folgten.
    Dieter schlenderte an ihm vorbei und nickte ihm lächelnd zu. »Ich freue mich auf eine windgeschützte Höhle.«
    Für einen Augenblick hörte es auf, zu schneien. Der graue Schleier verzog sich, und jetzt sah Peter die lange Schlange an Soldaten, die stumm hintereinander hergingen. Es war die gesamte Einheit, bestimmt sechzig Mann. Auch Finnen waren wieder dabei.
    Schlagartig wurde ihm klar, auf was für einem Weg sie sich gerade befanden. Lackner und er führten die Männer wie Schlachtvieh geradewegs in die Höhle des Löwen!
    Auf einmal war jegliche Kälte aus seinem Körper verschwunden. Er musste die Truppe aufhalten oder an der Höhle vorbei lotsen!
    Schnell ging Peter weiter und überholte Dieter und den Hauptmann. Das Wetter wurde schlechter. Jetzt fiel der Schnee in fingerdicken Fäden und die ganze Umgebung verschwamm in einem eisigen Grau. Vor ihm gab Lackner rasselnde Atemgeräusche von sich.
    »Wir müssen sprechen«, sagte Peter und zupfte seinen Kameraden am Ärmel.
    »Nicht jetzt«, gab Karl Gustav konzentriert zurück. »Ich muss auf den Vogel achten. Ich verliere ihn sowieso schon dauernd aus den Augen.«
    Peter schaute nach vorn und sah das schwarze Krähenvieh auf einem kleinen, abgebrochenen Baumstumpf sitzen. Einen Moment war er versucht, einen Schneeball zu formen und den Vogel damit über den Haufen zu schießen. Aber natürlich wäre das sinnlos gewesen. Er konnte den Vogel nicht verscheuchen. Es war zu spät. Das Wesen aus der Höhle würde seine Opfer nicht mehr gehen lassen.
    Trotz der Eiseskälte begann Peter zu schwitzen. Er atmete durch den Mund und spürte die Flocken, die auf seiner Zunge zerschmolzen. Er musste zumindest probieren, die Männer auf einen anderen Kurs zu bringen.
    Die Krähe hatte sich gerade nach links in den Wald geschlagen.
    »Hier müssen wir lang«, schrie Peter mit ganzer Kraft und zeigte auf einen ausgetretenen Pfad halb rechts von ihnen. Würde er es eben auf einen Machtkampf mit Karl Gustav ankommen lassen. Er war sicher, dass ihm ein Teil der Mannschaft folgen würde, wenn er einen anderen Weg einschlug.
    Peter wollte einen Schritt auf den Pfad zumachen, als ihm bewusst wurde, dass seine Beine nicht mitspielten. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schock. Eben hatte doch alles noch so wunderbar funktioniert, und er war Herr seines Körpers gewesen. Aber nun war ihm die Kontrolle von einem Moment auf den nächsten abhandengekommen. Peter konzentrierte sich darauf, seinen Fuß wenigstens ein kleines bisschen zur Seite zu setzen. Nichts geschah. Er ging weiter geradeaus. Es hatte keinen Sinn, sich dagegen zu wehren.
    »Du hast Tomaten auf den Augen«, rief Lackner beinahe fröhlich. »Das Federvieh ist genau in die andere Richtung geflattert.« Lackner zeigte auf den verdammten Rabenvogel, der jetzt wenige Meter links von ihnen auf dem Waldboden stand und zweimal heiser krächzte.
    »Kommen Sie, Herr Hauptmann«, rief Lackner fast schon aufgekratzt. »Hier ist der richtige Weg. Gleich sind wir da.«
    Und tatsächlich konnte Peter hinter den ausgedünnten Bäumchen, deren kleine Äste von all dem Schnee tief nach unten hingen, bereits eine Lichtung erkennen, die ihm seltsam vertraut erschien. Sie hatten sich den zwei schwarzen, ineinander verkeilten Felsen diesmal von der anderen Seite genähert. Als die

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