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Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)

Titel: Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Stefan Burkhardt
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zurück in Norddeutschland waren, fuhr Karl Gustav geradewegs auf Wilhelms Hof und legte den Wurm auf den Stufen ab. Geschafft und zufrieden kehrte er schließlich in seine Wohnung und nahm sich vor, zukünftig etwas mehr Zeit auf dem Hof zu verbringen. Er wollte unbedingt mitverfolgen, wie sich das mit Wilhelm entwickelte. Herta konnte einen Begleiter in ihrer augenblicklichen Situation ganz gut gebrauchen.

24
    Maren hätte nicht für möglich gehalten, dass sie Lackners Mordversuch so schnell verdrängen könnte. Doch was dieser widerliche Greis da eben von sich gegeben hatte, reichte aus, diese Bilder vollkommen in den Hintergrund zu drängen.
    Peter stöhnte und rieb sich mit der Hand über die Stirn.
    »Aber etwas ist schiefgegangen?«, vermutete er mit dünner Stimme. »Irgendwas hat nicht geklappt. Immerhin bin ich noch ich, und nicht mein Opa.«
    Lackner starrte ihn einige Sekunden an, dann grinste er matt.
    »Nun, es kommt darauf an«, sagte der Greis nachdenklich. »In gewisser Weise hat der Hauptmann Wilhelm und mich hereingelegt. Oder besser gesagt: Er hat uns einfach nicht vollständig informiert. Es dauert nämlich eine Weile, bis sich die transferierte Seele eines Menschen in einem jungen Körper durchsetzten kann. Manchmal zwei bis drei Jahre, meistens um die zehn Jahre, aber hin und wieder auch bis zu dreißig.«
    »Und dazwischen?«, fragte Hannelore zitternd. »Peter ist doch nicht seelenlos. Er ist seit neunundzwanzig Jahren mein guter Sohn.«
    »Der Schatten seiner alten Seele gibt ihm seine Persönlichkeit. Aber dieser Schatten verblasst nun langsam. Wilhelms Seele setzt sich endlich mehr und mehr durch.«
    Maren trommelte mit ihren Fingern auf den Tisch.
    »Was macht dich da so sicher?«, fragte sie böse.
    »Die Visionen sind die Vorboten des Seelenwechsels.«
    »Woher weißt du von meinen Visionen?«, fragte Peter überrascht.
    »Der Hauptmann hat es mir gesagt. Seit damals befinde ich mich im ständigen Kontakt mit ihm. Außerdem sind da all die kleinen Gesten, die Wilhelm früher gemacht hat. Das ewige Angefasse der Nase beispielsweise.« Lackner zuckte mit den Schultern und betrachtete sein leeres Glas. »Aber hätte ich vorher gewusst, dass es so lange dauert …« Er machte eine Pause und schüttelte den Kopf. »Das hat mir der Hauptmann wohlweislich erst später mitgeteilt.«
    Mit einem Ruck schob der Alte das Glas von sich weg. Es kullerte über den Küchentisch und fiel auf der anderen Seite herunter. Es gab ein leises Klirren. »Aber eins ist jedenfalls klar«, bemerkte Lackner, während er sich von seinem Stuhl erhob. »Du besitzt die Seele deines Opas. Deine eigene ist schon vor langer, langer Zeit gestorben. Du weißt es bloß noch nicht.«
    In der nächsten Sekunde brach der Alte zusammen.

25
    Karl Gustav Lackner hatte einen Schwächeanfall erlitten. Ob ihn die Erinnerungen so zusetzten oder ob es doch am vielen Schnaps lag, den er während seiner Geschichte heruntergeschüttet hatte, vermochte Peter nicht zu sagen. So, wie er den Alten inzwischen einschätzte, sprach mehr für die zweite Möglichkeit. Peter konnte sich nicht vorstellen, dass Lackner irgendetwas bereute. Seine Hände umklammerten die dünnen schrumpeligen Beine eine Spur fester.
    »Gleich sind wir da«, keuchte Wolfgang, der vorausging und Lackners Nacken festhielt. »Wir legen ihn in das kleine Gästezimmer in der Mitte. Dort riecht es am muffigsten.«
    Peter nickte. Sein Kopf fühlte sich seltsam leer an. Eigentlich hätte er erwartet, dass ihn Tausende von Gedanken beschäftigen würden, doch genau das Gegenteil war der Fall. Das Vakuum, welches sich langsam in seinem Gehirn ausbreitete, war fast zu spüren. Konnte man den Erzählungen von Lackner glauben? Hatte es sich damals wirklich so zugetragen, oder redete der Alte einfach nur drauf los, um von seiner Messerattacke abzulenken?
    Wie gern hätte Peter das geglaubt! Aber seine Visionen sprachen eine andere Sprache. Lackner hatte den Hauptmann exakt so beschrieben, wie Peter ihn erlebt hatte.
    Wolfgang stieß mit dem Fuß die angelehnte Tür auf, und sie legten den leise röchelnden Greis auf ein schmales Bett, ohne vorher die hellblau gehäkelte Überdecke zu entfernen. Wolfgang warf einen kleinen silbernen Schlüssel auf den wackeligen, dreibeinigen Beistelltisch neben dem Bett.
    »Schließ den Mistkerl ein. Morgen sehen wir weiter«, knurrte sein Vater und stürmte bereits wieder in den Flur hinaus. Peter nickte, während er die schlaffen Gesichtszüge

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