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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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bedeutete die Schwangerschaft, dass sie Mutterschaftsurlaub nehmen und Atem schöpfen konnte. Die Panik eine Zeitlang beiseiteschieben. Sie konnte sich ihre Welt einrichten, einen Kinderwagen kaufen und Strampelanzüge auf der weiß gestrichenen Wickelkommode stapeln. Frank fühlte sich verpflichtet, sie zu verwöhnen, und gewann das Baby, das gegen ihren Bauch trat, ganz gegen seinen Willen lieb.
    Als sie wieder zur Arbeit zurückkehrte, war Jenny überaus rücksichtsvoll gewesen. Voller Hingabe sah sie sich die Fotos von Alice an. «Sind Sie sicher, dass Sie das wollen? Für viele junge Mütter ist es zu stressig, zu nah am eigenen Leben. Es gibt andere Bereiche der Sozialarbeit, die ebenso befriedigend sind und einen nicht so fordern.» Inkontinente alte Damen. Gemeindebetreuung.
    Connie weigerte sich, den angebotenen Fluchtweg zu nehmen. Warum? Aus Stolz, und weil die Alternativen ihr nur noch schlimmer vorkamen. Weil sie glaubte, die Mutterschaft habe ihr einen Einblick verliehen, ein Einfühlungsvermögen, das ihr vorher gefehlt hatte. Sie erklärte Jenny das, holprig und stockend, und erntete ein breites Lächeln als Belohnung. «Nun gut. Lassen Sie es uns anpacken.» Und in der Woche darauf traf Connie Elias’ Mum.
    Mattie war schutzlos und verstört. Ihre unverheiratete minderjährige Mutter hatte sie offenbar nicht haben wollen, und so hatte Mattie den Großteil ihres Lebens in öffentlicher Obhut verbracht, war von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht worden. Aus irgendeinem Grund wurde sie nie zur Adoption freigegeben. Dass ihre Vermittlung in Pflegefamilien immer wieder scheiterte, schien nicht an ihr zu liegen; nach allem, was man erfuhr, war sie fügsam und bemüht, es allen recht zu machen. Als sie sechzehn war, wurde eine Wohnung für sie gemietet. Nicht in einer der üblen Wohnsiedlungen, sondern in einer kleinen, neu errichteten Siedlung mit sozialem Wohnungsbau. Das war der heiligen Jenny zu verdanken, die von Anfang an für Mattie gekämpft hatte. Mit siebzehn merkte das Mädchen, dass es schwanger war. Als Connie Mattie kennenlernte, war Elias gerade sechs. Er sah einfach zum Knuddeln aus. Offensichtlich ein Mischlingskind mit kaffeebrauner Haut und schwarzem Haar. Nicht zerzaust, nur sehr lockig. Und doch: Er war das Kind, von dem Connie während der Ausbildung geträumt hatte, das Kind, das sie befreien, dessen Retterin sie sein würde. Der Vater des Jungen spielte in der ganzen Geschichte keine Rolle.
    Solange Elias noch klein war, hatte Mattie es weitgehend ohne die Unterstützung der öffentlichen Fürsorge geschafft. Sie brachte den Kleinen zur Kinderbetreuung, die in der Nähe ihrer Wohnung lag. Er war regelmäßig zur Untersuchung beim Arzt. Wenn die Berichte überhaupt etwas aussagten, dann, dass sie eine überfürsorgliche, fast schon neurotische Mutter war. Verglichen mit den drogenabhängigen, unzuverlässigen Müttern im Teenageralter, mit denen die Mitarbeiter der Gesundheitsfürsorge oft zu tun hatten, war die Arbeit mit ihr ein Kinderspiel. Eine wahre Freude. Sie war vielleicht nicht gerade die Hellste, aber eine hingebungsvolle Mutter war sie sehr wohl.
    Dann verliebte Mattie sich. Connie bekam nie ganz heraus, wie das Paar sich begegnet war. Sie erkundigte sich danach, aber Mattie wurde dann ganz rot und stotterte und sagte: «Ach, na ja, wissen Sie, wir sind uns halt so irgendwie übern Weg gelaufen.» Und der Mann, den Mattie so anhimmelte, war im Grunde nie da, sodass Connie ihn nicht fragen konnte. Vielleicht über eine Partnerschaftsvermittlung? Die Kleinanzeigen in der Lokalzeitung? Obwohl Connie nie gesehen hatte, dass Mattie etwas las – außer den Bilderbüchern, die sie Elias stockend vorlas, weil man ihr in der Kinderbetreuung gesagt hatte, dass das gut für ihn sei. Vielleicht hatte Michael Morgan sie auf der Straße aufgelesen. Sie war eine hübsche junge Frau geworden, wenn man auf hilflose, elfengleiche Kindfrauen stand. Und wenn man nach Frank gehen konnte, mochten viele Männer solche Frauen.
    Alle waren sich einig, dass Michael irgendwie seltsam war. Aber harmlos, auch darin waren sich alle zunächst einig. Connie war nur mit dem Fall betraut worden, weil Jenny auf der Hut war und ein persönliches Interesse an Mattie hatte, und weil, wie Jenny sagte,
alle Untersuchungen beweisen, dass sich, wenn ein fremder Mann in die Familie kommt, die Kräfte verschieben. Am besten, wir behalten sie im Auge, bis sich alles eingependelt hat
. Und wahrscheinlich dachte

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