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Seelentod

Seelentod

Titel: Seelentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Karen sprechen. Bevor der Mann kam. Das Letzte, was sie brauchen konnte, war ein überfürsorgliches Alphamännchen, das sich im Hintergrund herumdrückte.
    «Wie ging es Danny so, Karen? In den letzten paar Tagen, meine ich. Seit wir Mrs Listers Leiche im Dampfbad gefunden haben.»
    «Ich weiß nicht, was Sie meinen.»
    «Kam er Ihnen besorgt vor? Hatte er Angst?»
    «Wollen Sie damit sagen, dass er Selbstmord begangen hat?»
    Das hatte Vera kurz in Betracht gezogen. Es wäre eine saubere Erklärung für den Fall gewesen: Jenny hatte gesehen, wie Danny klaute, Danny hatte sie umgebracht, um sie zum Schweigen zu bringen, und dann hatte er Selbstmord begangen, weil er dem Druck nicht mehr standhielt. Aber niemand beging Selbstmord, indem er sich erdrosselte.
    «Nein», sagte Vera sanft. «Wir glauben, dass er umgebracht wurde.»
    «Danny hatte nie Angst», sagte Karen. «Nicht mal als Kind. Er ist auf die höchsten Bäume geklettert, die er finden konnte, und im Meer zu weit rausgeschwommen. Leichtsinnig. Wir haben immer gesagt, eines Tages bricht er sich noch den Hals.» Sie sah Vera mit leerem Blick an. «Bei den Mutproben unter den Kindern hier im Dorf hat er immer bis zuletzt durchgehalten.»
    «Also besorgt» – Vera versuchte, ihre Ungeduld nicht durchklingen zu lassen –, «ist das vielleicht eher das Wort, das seinen Zustand beschreibt?»
    Karen hatte sich bemerkenswert gut in der Gewalt, sie stand unter Schock, und die Tatsache, dass ihr Sohn tot war, war noch nicht zu ihr durchgedrungen. Vera wollte so viele Informationen wie möglich aus ihr herausbekommen, solange sie noch klar denken konnte.
    «Unberechenbar trifft es eher», sagte Karen. «Launisch. Den Job im Willows hat er gehasst, aber es waren ja nur noch fünf Tage, bis er wieder nach Bristol gefahren wäre.»
    «Was hat er da studiert?» Im Moment wollte Vera die Frau einfach nur am Reden halten.
    «Jura.»
    Vera stellte sich vor, was für ein Jurist aus Danny wohl geworden wäre. Ein Rechtsanwalt, der große Töne spuckte, mit teurem Anzug und einer niedlichen kleinen Juniorpartnerin, die ihm an den Lippen hing. Aber mit einer Vorstrafe wäre er nicht weit gekommen. Falls Jenny Lister ihn also mit der Hand in der Geldbörse eines anderen erwischt hätte, wäre das durchaus ein denkbares Mordmotiv. Danny wäre vielleicht arrogant genug gewesen, zu glauben, dass er mit einem Diebstahl ungestraft davonkommen könnte, und hätte es als Möglichkeit, ja fast schon als sein gutes Recht betrachtet, sein Einkommen auf die Weise aufzubessern. Solche kleinen Gauner aus der Mittelschicht waren ihr schon untergekommen. Aber jetzt war er das Opfer, und nichts von alldem schien noch wichtig zu sein. Vera hatte das Gefühl, im Nebel zu stochern, ohne jede Orientierung. Sie hatte nicht die leiseste Idee, wohin sie sich als Nächstes wenden sollte.
    «Hat Danny Michael Morgan gekannt?» Ashworth hatte das Fragen übernommen. Er beugte sich nach vorn, bis seine Hand die Hand der trauernden Frau fast berührte. «Diesen Akupunkteur, der auch im Willows praktiziert. Hat Danny ihn gekannt?»
    Karen antwortete nicht, und Joe sprach weiter, sanft und freundlich, um sie nicht aufzuregen. «Ich dachte nämlich, dass sie sich vielleicht miteinander angefreundet haben. Ich meine, trotz des Altersunterschieds. Aber zwei gebildete Männer an einem Arbeitsplatz mit lauter Frauen, die könnten schon Freunde werden.»
    Karen sah auf. «Ich habe Danny gesagt, dass er nichts taugt. Ich habe Danny gesagt, er soll sich von ihm fernhalten.»
    «Aber auf solche Ratschläge hören die Kinder doch nicht, oder?» Joe Ashworth redete so, als hätte er selbst Kinder im Teenageralter. Vera lehnte sich bewundernd zurück und ließ ihn weitermachen. «Sie glauben immer, dass sie es selbst am besten wissen.» Er schwieg kurz. «Wie haben die beiden sich kennengelernt?»
    «Beim Kaffeetrinken in der Lounge vom Hotel. Danny hat gesagt, dass er die Plörre im Pausenraum nicht erträgt. Seit seinem Umzug nach Bristol hatte er Allüren. Bei uns gibt es immer nur löslichen Kaffee.» Karen lächelte bitter, in Gedanken an ihren Sohn und an sich selbst, der es etwas ausgemacht hatte, dass er sich veränderte. «Er hat vor seiner Schicht immer in der Lounge gesessen. Und Morgan war oft da, wenn seine Sprechstunde zu Ende war.»
    «Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Danny sich für diesen New-Age-Quatsch interessiert hat.»
    «Er hat gesagt, Morgan selbst würde auch nicht dran glauben. Nicht

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