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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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nicht.«
    »Dann mach dir keine Sorgen.« Lächelnd streckte sie die Hand aus und streichelte sein Gesicht. Richard spannte unwillkürlich die Armmuskeln an.
    »Du machst dir viel zu viele Gedanken, Elvei.«
    »Charlotte, du bist schon seit einiger Zeit volljährig und brauchst ihre Erlaubnis nicht, wenn du heiraten willst.«
    »Elvei, ich würde mich ohne Lady Augustines Einverständnis niemals auf eine feste Beziehung, geschweige denn eine Heirat einlassen. Sie ist wie eine Mutter für mich, und ihre Meinung ist mir wichtig.«
    »Und wenn sie nicht mit mir einverstanden ist?«
    »Würde ich unsere Verlobung lösen. Ich fürchte, diesen Preis musst du zahlen, wenn du mit mir zusammen sein willst.«
    »Dann werde ich ihn mit Freude entrichten.«
    Charlotte lächelte. Das Bild verschwand.
    »Da hast du es«, sagte Kaldar. »Wenn du mit Charlotte leben willst, musst du erst mal an Lady Augustine vorbei, und das ist ein Kampf, den du unmöglich gewinnen kannst. Was willst du ihr sagen, wenn sie dich ausforscht?«
    »Dass ich eine Moor-Ratte bin.« Richard grinste. »Und dass mein Vater eine Moor-Ratte war und sein Vater vor ihm und immer so weiter, bis zum Ursprung unserer Familie, als die alten Legionäre, die diesen Kontinent besiedelt haben, im Moor festsaßen und sich mit den Eingeborenen vermischten.«
    »Ja, klar, und wenn du schon mal dabei bist, solltest du Vernard nicht vergessen.« Kaldar schüttelte den Kopf.
    »Wie könnte ich den vergessen? Gute Frau, mein angeheirateter Großonkel war ein Verbannter, einer meiner Onkel ein Gestaltwandler, und ein paar meiner Vettern sind nicht mal menschlich. Ich besitze ein winziges Grundstück und nur sehr wenig Geld, und ich werde nur deshalb in Adrianglia geduldet, weil meine Cousine Cerise einen Gestaltwandler geheiratet hat, der dem Spiegel zehn Jahre seines Lebens verschrieben hat, damit die Mars hier Asyl bekommen haben und eingebürgert wurden. Habe ich noch was vergessen?«
    »Du solltest Charlotte mitnehmen, wenn du ihr das sagst, sonst erleidet die adlige Dame noch einen Schlaganfall. Du nimmst das nicht ernst, oder?«
    »Das ist köstlich, von einem Mann, der noch nie irgendetwas ernst genommen hat.«
    »Die Sicherheit meiner Frau und meiner Familie nehme ich sogar sehr ernst. Was ist bloß in dich gefahren? Geht noch irgendwas von alledem in deinen Dickschädel rein?«
    »Ich mache mir keine Sorgen, dass die Blaublütigen mir Charlotte wegnehmen könnten. Sie kennt diese Leute schon, und sie hat sich trotzdem für mich entschieden. Abgesehen davon haben wir größere Probleme als Lady Augustine.« Richard ging quer durchs Zimmer zum Bücherschrank und zog einen schweren, geprägten Band aus dem obersten Regal. Er hatte das Buch dort vor Charlotte versteckt.
    »Zum Beispiel?«
    »Charlotte kann mit ihrer Magie töten.«
    Kaldar starrte ihn an. »Sie ist eine gefallene Heilerin. Richard, die bringen sie um, wenn sie dahinterkommen.«
    »Das ist
ein
Teil des Problems.«
    »Und der andere?«
    Das Buch war schwer wie ein Felsblock. Richard blätterte darin, wendete die dicken Seiten, bis er einen bestimmten Artikel gefunden hatte, dann reichte er das Buch seinem Bruder. Er hatte es so häufig gelesen, dass er die Worte auswendig konnte. Immer hoffte er, dass sie etwas anderes sagen würden, aber das taten sie nicht.
    Der Vorgang, jemandem seine Magie zu entziehen und sie sich selbst zuzuführen, ist allgemein als Lebenskraftentzug bekannt, ein Begriff, der auf Augenzeugenberichte der wenigen zurückgeht, die dergleichen erlebt haben. Sie beschreiben das Phänomen als Entzug oder Diebstahl der Lebenskraft des Opfers. In Wahrheit bilden Magienutzerin und Opfer eine Art magische Feedbackschleife, und was dabei entzogen wird, ist keine geheimnisvolle Lebensenergie, sondern die Zauberkraft des Opfers. Da der menschliche Körper ohne diese magische Energie nicht überleben kann, stirbt das Opfer, sobald seine Magie sich erschöpft hat, sodass der Begriff nicht so ungenau ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.
    Wenn es zum Lebenskraftentzug kommt, zieht der Angreifer die Magie des Opfers an, nimmt sie in sich auf und absorbiert sie. Der Angreifer wird bald vom Zustrom fremder Energie überwältigt, sein Körper beginnt, sie in der dem Angreifer naturgemäßen Form abzustrahlen. Der Angreifer gibt dann entweder mehr Energie ab, als er empfängt, was ihn im Gegenzug dazu veranlasst, in noch größerem Ausmaß Energie zu absorbieren, als er wiederum abgeben muss.

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