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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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aber besser ordentlich nach.«
    Er sprach sanft, sein Blick ließ jedoch keinen Zweifel – das war ein Befehl.
    »Na schön.« Richard schob seine sämtlichen Münzen in die Mitte des Tisches.
    Lorameh stieß einen leisen Pfiff aus. Korban wurde eine Schattierung blasser.
    »Akzeptiert«, sagte Brennan nun. Dann positionierte er mit einer achtlosen Geste einen Turm Münzen in der Mitte und wandte sich Maedoc zu.
    Hier ging es um Strafe, erkannte Richard. Maedoc wurde für das Versagen der Sklavenhändler auf der Insel bestraft. Er war für die Schläger der Sklavenhändler zuständig. Die Sicherheitslücke ging auf Maedocs Kappe, und Brennan demütigte ihn nun vor aller Augen.
    Der große Mann erwiderte Brennans Blick mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Bist du für oder gegen uns, Maedoc?«, fragte Brennan.
    Maedocs Kiefermuskeln zuckten. Er starrte die Münzen an. Von den Fünfen besaß er am wenigsten Geld. Brennan und Casside waren reich, für die übrigen drei Blaublütigen jedoch war Geldmangel ein echtes Problem.
    Die Anspannung stand Maedoc ins Gesicht geschrieben. Richard hatte kein Mitleid mit ihm. Die Erinnerung an regennasse Erdlöcher, an die Kinder darin, den Jungen mit den zugenähten Lippen und kaum mehr menschliche Sklaven war noch zu frisch.
    »Nun?« Brennan klopfte auf den Tisch.
    »Ich bin dabei.« Maedoc stieß Gold von sich.
    »Du bist dran.« Brennan sah Richard an.
    »Triple Royal Charge.« Richard legte einen König, drei Ritter und einen Bogenschützen auf den Tisch.
    Maedoc wurde puterrot. »Double Charge«, krächzte er und ließ seine Karten fallen. Zwei Ritter, ein Junker, ein Knappe und ein Hufschmied.
    »Zwei Knappen, zwei Junker und ein Zimmermann.« Brennan breitete seine Karten auf dem Tisch aus. »Du hast gewonnen, Casside.«
    »Was für ein lausiges Blatt«, meinte Korban.
    »Glückssache.« Brennan grinste.
    Dann stand er auf und schob Richard das Geld hin. »Nimm es, bevor wir es uns anders überlegen.«
    Maedoc schien reif für einen Schlaganfall. Richard verkniff sich ein Grinsen, was Bände über seine eigene Moral sprach. Doch alles, was den Fünfen schadete, bereitete ihm Freude.
    Lorameh schnitt ein seltsames Gesicht – er war sich nicht darüber klar, was gerade passiert war, aber es gefiel ihm nicht.
    »Ich denke, ich sollte meinen Gewinn nach Hause tragen.« Richard fegte die Münzen in einen Beutel.
    »Ich komme mit«, sagte Brennan.
    Gemeinsam traten sie in die Nacht hinaus. Es hatte geregnet. Die Luft war noch feucht, im unebenen Straßenpflaster unter ihren Füßen sammelte sich Regenwasser. Der Club war in einem der restaurierten Gebäude von Carver Castle untergebracht. Die enge Gasse wand sich in zahlreichen Biegungen durch ein Häusergewirr, in dem einst Diener, Ritter und Soldaten gewohnt hatten. Hier und da hingen Bündel magischer Laternen an den Mauern, deren fahles Licht die Dunkelheit eher verdünnte als verbannte.
    »Du hast heute Abend ziemlich aggressiv gespielt«, sagte Brennan.
    Was würde Casside darauf antworten? »Ich verliere nicht gerne Geld.«
    Brennan verzog das Gesicht. »Wir haben kürzlich
alle
einen Haufen Geld verloren.«
    »Wie schnell kann man das Unternehmen wiederaufbauen?«, fragte Richard.
    »Wir sind bereits dabei. Sechs Monate.« In Brennans Gesicht zuckte es. Eine hässliche, finstere Miene verzerrte seine Züge, als wolle sich die Wut in seinem Inneren durch die papierdünne Maske seines lässigen Gebarens fressen. Der Mann war ein Hitzkopf. Richard verbuchte das zur späteren Verwendung. »Das war der Jäger. Dreihundert Mann, die den Kerl ein Jahr lang verfolgen, und sie können ihn trotzdem nicht töten.«
    Zu köstlich, diese Ironie. Es war höchste Zeit, Brennan behutsam in die richtige Richtung zu dirigieren. »Man fragt sich, woran das liegt.«
    Brennan wirbelte auf einem Absatz zu ihm herum. »Was soll das heißen?«
    »Ich finde es merkwürdig, dass diese dreihundert Mann ein Zwillingspaar von bestimmter Hautfarbe und in einem gewünschten Alter auftreiben können, nicht aber den Jäger.«
    Der Durchgang wurde breiter und umkreiste den zentralen Bergfried. Nicht mehr lange, und sie würden das Haupttor passieren, den Burghof betreten und in ihre Phaetons steigen.
    In der Finsternis unter dem Tor regte sich etwas.
    Brennan blieb stehen. Richard legte eine Hand auf sein Rapier. Casside war ein tüchtiger Fechter – wie viele Blaublütige hatte er ein ordentliches Kampftraining genossen. Das schlanke Schwert war nicht

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