Seelentraeume
gerade Richards Lieblingswaffe, und seine Magie nicht einsetzen zu können stellte ein zusätzliches Hindernis dar. Casside konnte seinen Blitz nicht in seine Klinge leiten. Diese alte Kunst beherrschten nur noch wenige. Und da er nun Casside mimte, musste Richard ohne sie auskommen.
Unter dem Torbogen bewegten sich tintenschwarze Silhouetten.
Brennan hob den Kopf. »Und was haben wir hier?«
Plötzlich sausten Pfeile durch die Luft. Brennans Magie schlug Funken, sein Blitz bildete einen leuchtend weißen Schutzschild, der die Geschosse zerstreute.
Hinter ihnen zuckte ein hellblauer Blitz, der Brennan beinahe in zwei Stücke gerissen hätte. Doch Richard stieß ihn aus dem Weg, sodass der Blitz nur das Pflaster zwischen ihnen versengte.
Mit gezücktem Rapier und leise zählend, stürzte Richard in Richtung des Blitzes in die Dunkelheit. Eins, zwei, drei, vier. Ein zweiter blauer Blitz schoss auf ihn zu. Der Werfer benötigte also vier Sekunden für eine neue Entladung. Versierte Blitzwerfer brauchten keine Pause, die meisten jedoch mussten sich erst mal neu sammeln.
Richard duckte sich weg. Die Magie verbrannte das Pflaster. Der Angreifer verausgabte sich. Jetzt sah er sie, es waren drei, in der Mauernische links – der Blitzwerfer und zwei Kämpfer.
Richard griff an.
Eins
.
Der Kämpfer links, eine flinke Frau, ging auf ihn los, drehte sich, ihre beiden Breitschwerter wirbelten wie ein rasiermesserscharfer Tornado. Er wich aus, links, rechts, wieder links.
Zwei
. Das größere Schwert streifte seine Brust, ritzte sein Wams. Stahl brannte auf seiner Haut.
Drei
.
Die Frau nutzte ihren Vorteil.
Vier
. Richard wich nach links aus, entging um Haaresbreite dem Blitz und lächelte, als die Spitze seines Rapiers das Herz seiner Gegnerin sprengte. Die Frau fiel.
Eins
. Der große Mann hinter ihr nahm mit einem Sprung ihre Stelle ein und schlug mit einer gemeinen kleinen Streitaxt nach ihm.
Zwei. Drei
. Richard wich zurück.
Vier
. Seine Instinkte schlugen Alarm, er tauchte rechts ab, eine halbe Sekunde bevor der nächste Blitz hinter ihm eine Scharte in die Mauer brannte.
Der Mann mit der Streitaxt stürzte sich auf ihn, sodass er das Gleichgewicht verlor. Anspringen konnte er ihn so nicht. Er war viel zu nah. Richard schwenkte nach links, packte den rechten Arm des Axtmannes, riss ihn nach vorne und stieß ihm den massiven Griff des Rapiers ins linke Auge. Der Mann jaulte vor Schmerz.
Drei
. Richard wirbelte ihn herum und stieß ihn von sich. Der nächste Blitz traf den Mann mit der Streitaxt. In der Luft hing der Gestank von brennendem Menschenfleisch.
Richard lief los. Legte so viel Tempo in seinen Lauf wie möglich. Die Zeit verging langsamer, dehnte sich wie zähflüssiger Honig.
Dann entdeckte er den Blitzwerfer, eine kleine, übergewichtige Frau. Langsam, wie unter Wasser, öffnete sie den Mund und hob beide Arme. Zwischen ihren Fingern bildete sich der erste leuchtend blaue Funke eines neuen Blitzes, der mit Wurzeln aus Licht in ihre Haut biss.
Er stieß vor.
Seine Klinge fuhr unter dem wachsenden magischen Gewirr hindurch und bohrte sich unter der linken Brust der Frau in ihre Lunge. Das Herz hatte er knapp verfehlt.
Richard warf sich nach links. Die Magie schoss in einem breiten Strahl aus ihr heraus. Sie wollte schreien, doch die Worte blieben ihr gurgelnd im Hals stecken. Richard ließ das Rapier fallen, packte sie von der Seite und brach ihr mit einem schnellen Ruck das Genick.
Er brauchte eine halbe Sekunde, um sein Schwert aufzuheben. Dann stürmte er zurück. Als er seinen Vetter Garett beauftragt hatte, die Schurken anzuheuern, die diesen Anschlag auf Brennan verüben sollten, hatte er ihn ermahnt, so viele zu finden, dass der Überfall echt wirkte, aber wiederum nicht so viele, dass Brennan tatsächlich überwältigt wurde. So gut es sich auch angefühlt haben mochte, Brennan durfte nicht sterben. Allerdings hatte Richard nicht mit einer Blitzwerferin oder tüchtigen Schwertkämpfern gerechnet. So hätten die Attentäter vielleicht sogar Erfolg haben können, und ihr Plan wäre gescheitert, ehe er überhaupt richtig in die Tat umgesetzt werden konnte.
Richard bog um die Ecke. Brennan beugte sich über einen bäuchlings daliegenden, schwer atmenden Mann, dessen Gesicht zu einer hässlichen, wilden Maske verzerrt war. Aus seinen Haaren rann ihm ein dicker, hellroter Blutstropfen ins Gesicht. Drei Körper lagen auf dem Pflaster. Keiner rührte sich.
Brennan packte einen Mann beim
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