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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Hemdkragen und stach auf ihn ein.
    Der Mann schrie.
    »Wer?«, wollte Brennan mit rauer, wütender Stimme wissen.
    »Ich weiß es nicht«, stöhnte der Mann.
    Brennan drehte das Messer in der Wunde. »Wer?«
    »Kordon hat gesagt …« Die Stimme des Mannes wurde schwächer. »Er sagte … es war …«
    »Was?« Brennan zerrte ihn höher.
    »Der Adler«, hauchte der Mann. Dann verdrehte er die Augen. Sein Körper zuckte noch einmal, dann sackte er in Brennans Griff zusammen. Der Vetter des Königs starrte den schlaffen Körper mit hervortretenden Augen an. Er schien außer sich. Dann verrauchte der Zorn, er streifte seine Fassung über wie eine Larve.
    »Robert!« Richard legte Nachdruck in sein Flüstern. »Wir müssen hier weg. Man wird Fragen stellen.«
    Brennan ließ den Leichnam los, staubte sich die Hände ab und marschierte mit energischen Schritten unter den Torbogen. »Hast du einen Phaeton?«
    »Ja.«
    »Dann nehmen wir den. Kann man deinen Dienern trauen?«
    Richard verkniff sich ein Grinsen. Er hatte das gesamte Hauspersonal durch Familienmitglieder ersetzt. Es gab niemanden mehr im Haus, der nicht auf den Namen Mar gehört hätte. »Bedingungslos.«
    »Gut.«
    Der Torweg öffnete sich auf einen hell erleuchteten Burghof voller Phaetons und Pferde. Richard blieb stehen, zog ein Taschentuch aus seinen Kleidern und hielt es Brennan hin. »Blut.«
    »Danke.« Rasch überquerten sie den Hof. Richard öffnete die Tür seines Phaetons, Brennan glitt hinein und ließ sich auf der breiten Bank nieder. Richard stieg hinter ihm ein, seine Finger flogen über die Kontrollen. Das verzierte Armaturenbrett summte, die Zahnräder arbeiteten, und der Phaeton erwachte zum Leben. Mit mittlerer Geschwindigkeit steuerte Richard das Gefährt vom Burghof.
    Sieben Leben dahin. Allesamt Profikiller. Er empfand keine Schuld, nur vage Unzufriedenheit. Ein Teil von ihm hatte wohl insgeheim gehofft, dass Brennan dabei draufgehen würde.
    Brennan wischte sich das Blut vom Kopf. »Tja, so gut habe ich mich schon lange nicht mehr amüsiert. Wie steht’s mit dir?«
    Richard ging Cassides mögliche Erwiderungen durch. »Du hast eine komische Vorstellung von Vergnügen.«
    »Du warst schon immer ein vorsichtiger Mann, Casside.« Brennan klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Na, komm, du musst dich doch mal für ein paar Minuten lebendig gefühlt haben.«
    »Ich habe deutlich gespürt, wie lebendig ich war. Ich wollte es aber auch bleiben.«
    »Bist du doch auch. Das viele Fechten hat sich ausgezahlt. Ärgere dich nicht, Casside. Du warst nicht das Ziel. Die sind direkt auf mich los.« Brennan setzte das ansteckende Grinsen auf, für das er berühmt war. »Eine Schande, dass sie nicht mehr zu bieten hatten.«
    Wenn Richard nicht über unwiderlegbare Beweise verfügt hätte, dass Brennan für Hunderte zerstörter Leben verantwortlich war, hätte er sich sogar vorstellen können, diesen Mann zu mögen.
    Zehn Minuten später parkte er vor Cassides Anwesen und schob Brennan ins Haus. Seine zweite Cousine Orena kam ihnen in der Halle entgegen, sah, dass der Gast blutete, und riss die Augen auf. »Alkohol, Salbe, Mull«, teilte Richard ihr mit. »Rasch!«
    Brennan zwinkerte der Frau zu. »Ist er immer so fordernd?«
    Orena neigte den Kopf und trat die Flucht an.
    »Deine Leute sind so ernst, Casside.«
    »Sie kennen meine Familie schon sehr lange und nehmen ihre Pflichten daher nicht auf die leichte Schulter.« Richard führte Brennan ins Arbeitszimmer. Gefolgt von Tante Pete, brachte Orena den medizinischen Bedarf.
    »Sie sind beide ausgebildete Wundärztinnen«, versicherte Richard.
    Brennan lehnte sich zurück und präsentierte seine Stirnwunde. »Meint ihr, ihr könnt mich wieder schön machen?«
    »Ja, Mylord.«
    Zehn Minuten darauf war die Wunde ausgewaschen, desinfiziert und genäht. Die Verletzung erforderte lediglich einen Verband sowie Pflasterzeug. Die Frauen verschwanden mit den blutigen Lumpen.
    Richard ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich verabscheue Gewalt.«
    Brennan sah ihn an. »Tun wir das nicht alle, mein Freund? Tun wir das nicht alle?«
    Richard nickte. Casside hatte nie Militärdienst ableisten wollen, ein Umstand, über den Brennan sicher Bescheid wusste. Er griff nach einem Krug mit rotem Tee und achtete darauf, dass seine Hand beim Eingießen zitterte. Die Tülle des Krugs klapperte gegen den Rand des Glases.
    Brennan erhob sich. »Lass mich das machen.« Er nahm ihm den Krug ab und füllte zwei

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