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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Gläser.
    »Danke.« Richard trank mit großen Schlucken.
    »Das hat dir ja wirklich den Wind aus den Segeln genommen, wie?« Brennan ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Keineswegs«, gab Richard zurück, der sich sichtlich bemühte, sein Glas ruhig zu halten. »Ich würde nur gerne wissen, wer und warum. Und was um alles in der Welt der Adler ist.«
    Brennan trank und betrachtete nachdenklich das Glas. »Guter Tee. Der Adler ist Maedocs Wappentier. Sein Vater war als der Weiße Adler bekannt. Und Maedoc nannte man seinerzeit den Dunklen Adler. Sein Sohn wird auch irgendein Adler werden, vorausgesetzt er entscheidet sich wie vier Generationen vor ihm für eine Offizierslaufbahn. Eine reizende Tradition, nicht wahr? Die alten Adelshäuser pflegen eine erlesene Eleganz.«
    »Maedoc?« Richard hob die Augenbrauen. »Ich nehme an, er wusste im Voraus, wo du sein würdest. Und ich bin mir sicher, der Verlust seines Geldes hat ihn schwer getroffen. Aber Mord? Warum?«
    »Womöglich Machtgelüste.« Brennan drehte das Glas zuerst rechtsherum, dann linksherum und beobachtete, wie das Licht mit dem himbeerroten Tee darin spielte. »Vielleicht ist er es satt, dass ich das Sagen habe. Der Überfall auf die Insel hat unser kleines Unternehmen aus der Bahn geworfen. Vielleicht der beste Zeitpunkt für eine Bewerbung um die Rolle des Leitwolfs. Anscheinend will er an meine Stelle treten.«
    Sehr schön. Richard beugte sich vor. Brennan hatte Köder, Haken, Schnur und Schwimmer geschluckt. »Maedoc kann diese Operation nicht leiten. Das weiß er auch. Und nicht nur das, wir drei anderen würden es auch nicht dulden.«
    Brennan zog die Stirn kraus. »Bitte. Rene hasst Adrianglia dafür, dass es ihn aufhält. Ihm ist egal, wer die Verantwortung trägt, solange er davon profitieren kann, dass unserem Königreich ordentlich Sand ins Getriebe gestreut wird. Angelia ist eine Verrückte. Sie folgt jedem, der ihr den größten Diamanten an den Finger steckt und ihr süße Nichtigkeiten ins Ohr flüstert, während er zugleich ihre Taschen füllt. Und du, na ja, dir geht es nur ums Geld. Du bist käuflich, mein Freund. Deshalb habe ich dich überhaupt kriegen können. Ich bin zu alt, um mir noch was vorzumachen – Freundschaft und Loyalität sind schön und gut, aber Moral und Reichtum vertragen sich nicht besonders.«
    Der Plan hing davon ab, ob es gelang, den Verdacht auf den General im Ruhestand zu lenken. Rene und Angelia waren zu schwach, um für Brennan eine Bedrohung darzustellen. Von allen konnte nur Maedoc Brennans Führungsrolle im Sklavenhandel ernsthaft infrage stellen, außerdem
musste
Brennan seinen Herausforderer ernst nehmen, sonst würde er nicht aus dem Tritt kommen und wanken.
    »Maedoc war für die Sicherheit der Insel zuständig«, überlegte Richard laut.
    Brennan blickte ihn scharf an. Eiskalt und berechnend erfasste dieser Blick Richard. Einen Moment lang empfand er dieselbe Ruhe, die ihn jedes Mal überkam, wenn er einem Gegner gegenüberstand und ihn dessen gezückte Klinge aus einem Meter Abstand anfunkelte.
    Doch in seinem Kopf schrillten Alarmglocken.
Aufgepasst. Aufgepasst jetzt, mach es nicht zu offensichtlich
.
    »Weißt du, wie die Insel eingenommen wurde?«
    Ja oder nein? Wie lautete die richtige Antwort. »Nicht im Einzelnen.«
    »Die Banditen gaben sich als Sklaven aus und kaperten unser Schiff. Drayton, dieser Schwachkopf, muss sie geradezu eingeladen haben. Dann haben sie die richtigen Signale gesetzt und erhielten die Erlaubnis, in den Hafen einzufahren und in Sichtweite des Forts festzumachen. Zeugen zufolge ging anschließend eine Crew Sklaven von Bord. Sie schlachteten die Sklaventreiber ab, die sie in Empfang nahmen, verteilten sich auf der ganzen Insel und nahmen sich ausgewählte Ziele vor. Eine Gruppe griff das Fort an, die nächste die Baracken, die dritte öffnete die Unterkünfte der Sklaven. Schön, oder? Wagemutig, einfallsreich. Und riskant.«
    Brennan hielt inne, gab ihm die Möglichkeit, sich zu äußern. Eine Falle. Es musste eine Falle sein. Er behielt ihn zu genau im Auge. Also musste er eine neutrale Antwort finden. »Wenn ich an das Geld denke, dass wir drangeben mussten, fällt es mir schwer, sie zu bewundern.«
    »Vergiss mal für einen Augenblick das Geld und stell dir die unverschämte Eleganz dabei vor. Dieser Überfall war alles, was Maedoc nicht ist. Ja, er galt mal als brillanter Taktiker, aber ich habe mir seine Offiziersakte angesehen. Maedoc ist ein Stier, mein Freund. Er

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