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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Frau nickte.
    Charlotte kämpfte gegen ihren Ekel an und berührte sie. Angelia zu helfen drehte ihr den Magen um. Charlotte träufelte ihre Magie in den gequälten Körper. Sie fand die Krankheit, zwang sie zur Untätigkeit und regte die Hautzellen zur Regeneration an. Die Blasen platzten, trockneten aus, heilten und wurden zu hellroten Flecken.
    »Oh ihr Götter«, hauchte Angelia, die einen Moment lang vergaß, eine Schau abzuziehen.
    Charlotte betrachtete die beiden nahen Spiegelbilder. »Besser?«
    »Sie sind Heilerin?«
    »Was Sie niemandem auf die Nase binden dürfen, Angelia. Niemandem. Heilerinnen sind außerhalb ihrer Colleges nicht sicher. Wir dürfen niemandem Schaden zufügen und sind ein leichtes Ziel. Kann ich mich auf Ihr Wort verlassen?«
    »Natürlich. Auf jeden Fall.«
    Charlotte hob Angelias Tunika auf. »Hier, ziehen Sie sich wieder an.«
    Die Jüngere schlüpfte in die Tunika. Charlotte brachte derweil ihre Frisur in Ordnung. »Schön wie eh und je.«
    Angelia schniefte. Ein bewunderungswürdiges Schniefen. Es hätte allerdings noch größeren Eindruck gemacht, wenn sie nicht so ein Monster gewesen wäre.
    »Nach dem heutigen Tag müssen Sie mich aufsuchen. Sie vollständig zu heilen bedarf einer wesentlich längeren Sitzung, und wir haben nicht viel Zeit. Aber Kopf hoch.«
    »Was sagen wir den anderen?«
    »Wir sagen, dass Sie auf irgendwas im Essen allergisch reagiert haben. Kein Problem. Die Herzogin weiß über mich Bescheid und vertraut meinem Urteil.« Charlotte hielt ihr die Tür auf. »Wissen Sie, wer Ihnen das angetan hat?«
    »Ja.« Angelia schnitt ein düsteres Gesicht.
    »Ich weiß ja nicht, wer er ist, und es steht mir auch nicht zu, danach zu fragen, aber Sie sollten wissen, dass man sich vor dieser Krankheit leicht schützen kann. Der Mann hat kein Kondom benutzt, vermutlich hat er Ihnen die Last aufgebürdet, eine Schwangerschaft zu verhindern, aber Tränke und Pillen verhindern nicht die Ausbreitung von Seuchen.«
    »Das war sehr egoistisch von ihm«, sagte Angelia. Wäre ihre Stimme stofflich gewesen, hätte sie zugestoßen wie ein Messer. »Aber so sind Männer nun mal – egoistische Schweine.«
    »Also, ich bin entrüstet, dieser Kerl ist nicht nur untreu, sondern zwingt Sie auch noch, die Folgen seines Betrugs zu tragen. Hoffentlich zahlen Sie es ihm in gleicher Münze heim.«
    Die Jüngere wandte sich ihr mit verwirrter Miene zu. »Worauf genau wollen Sie hinaus?«
    Charlotte zuckte die Achseln. Ihre Stimme triefte vor Verachtung. »Er hintergeht Sie. Vielleicht sollten Sie Interesse an einer gemeinsamen Bekanntschaft zeigen, der er sich für überlegen hält. Einer männlichen Bekanntschaft.«
    »Jemand, der seinen Stolz verletzt«, sagte die andere Frau.
    »Genau.«
    »Einen solchen Mann kenne ich.« Angelia grinste.
    »Was für ein bezauberndes Lächeln.«
    »Wissen Sie, Charlotte, ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen.«
    »Das will ich hoffen. Aber kommen Sie jetzt, ehe man uns vermisst.«
    Charlotte stand auf dem Balkon ihres Hauses. Die Sonne war bereits untergegangen, erleuchtete mit ihrem Nachglühen aber noch den Himmel. Das Haus blickte auf einen Park, der Abendwind raschelte in den Zweigen. Winzige Insekten, leuchtend grün und orange, jagten einander im Laub.
    Zwei Tage waren vergangen, seit sie Angelia im Waschraum geheilt hatte, danach hatte sie sie noch zu einer dreistündigen Sitzung in ihrem Haus empfangen. Der vergiftete Baum müsste inzwischen Früchte tragen, nun war es Zeit für den nächsten Schritt.
    Irgendwo dort draußen wartete Richard. Genau wie sie. Charlotte schlang ihre Arme um den Leib.
    Sie vermisste ihn. Sie vermisste die Vertrautheit und das Gefühl der Geborgenheit, nicht nur in körperlicher Hinsicht, sondern vor allem in emotionaler. Wenn sie zusammen waren, musste sie den Dingen nicht mehr allein gegenübertreten. Sie hatte bis jetzt gar nicht gewusst, wie sehr sie diese Nähe brauchte. In der schlimmsten Zeit ihres Lebens hatte sie auf ihn bauen können, manchmal ohne sich dessen bewusst zu sein, manchmal aber auch in vollem Bewusstsein – und nun war er fort. Es fühlte sich an, als habe man ihr das Herz aus dem Leibe gerissen.
    Fühlte sich Liebe so an? Obwohl sie ihm doch gerade erst begegnet war, glaubte sie, ihn genau zu kennen, besser, intimer als irgendeinen anderen Menschen seit langer, langer Zeit.
    Sie fragte sich, ob er sie auch vermisste.
    Auf dem Balkongeländer landete ein Hüttensänger und saß

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