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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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zitterten. Charlotte beugte sich alarmiert über ihn. Ihre Magie schlug Funken. Er hätte über den Berg sein müssen. Sein Körper benötigte alle Kraft, um wieder gesund zu werden.
    Da öffnete er die Augen und sah sie an. Ihre Gesichter waren nur Millimeter voneinander entfernt. Seine Augen waren dunkel und klug, und diese Klugheit veränderte sein Gesicht völlig, nun sah er nicht mehr nur hübsch aus, sondern unwiderstehlich. »Sophie«, sagte er.
    Er war von Sinnen. »Es ist vorbei«, teilte sie ihm mit. »Ruhen Sie sich aus.«
    Er richtete seinen Blick auf sie. »Wunderschön«, flüsterte er.
    Sie blinzelte.
    »Die Stimme kenne ich.« Éléonore kletterte auf die Ladefläche. »Richard!
Mon dieu, que s’est-il passé

    Richard wollte aufstehen. Doch sein Puls beschleunigte sich gefährlich.
    »Nein!« Charlotte mühte sich, ihn festzuhalten. Kräftig wie ein Pferd straffte er sich unter ihr. Ihre Magie kreiste noch, hüllte ihn in einen Funkenkokon, versuchte alle Schäden zu beheben, während er sich bewegte. Ohne es zu wissen, stützte er sich auf ihre Heilkräfte wie auf eine Krücke. »Ich muss ihn betäuben, er darf sich nicht bewegen, sonst reißt er sich alles wieder auf!«
    »Wer hat Ihnen das angetan?«, wollte Éléonore wissen. »Richard?«
    Richard schob Charlotte weg wie ein Fliegengewicht. Sie spürte frisch repariertes Gewebe reißen. Sein Griff um ihre Magie lockerte sich. Er drohte, ihr zu entgleiten.
    Richard schloss die Augen, dann fiel er auf die Ladefläche zurück. Charlotte beugte sich über ihn. Bewusstlos.
    Éléonore wandte sich an den Jungen. »Hilf uns, ihn ins Haus zu schaffen, Kenny!«
    Kenny knurrte. Also packte die Magie zu, ballte sich um ihn. Da griff er zu, hob Richard hoch wie ein Baby und trug ihn ins Haus. Charlotte legte den Wehrstein zurück, und die vier folgten dem Jungen.
    »Wohin?«
    »Gästeschlafzimmer, rechts.« Charlotte hielt die Tür auf.
    Kenny legte Richard auf das unbenutzte Bett und drehte sich um. »Ich muss zu meiner Mom.«
    »Danke dir, Schatz«, sagte Éléonore. »Grüß deine Mutter von mir.«
    Kenny nickte und ging hinaus.
    Charlotte kniete sich neben das Bett. Richards Puls ging immer noch gleichmäßig. Gut. »Woher kennst du ihn?«
    Éléonore seufzte. »Ich bin ihm mal begegnet. Sein Vetter hat die Stiefbase des Mannes meiner Enkelin geheiratet. Wir sind also miteinander verwandt.«
    Verwandt. Alles klar. »Ist er ein Blaublütiger?«
    »Nein. Er lebt jetzt zwar im Weird, ist aber Edger wie wir. Als ich ihn zum ersten Mal sah, habe ich auch gedacht, er stamme von einem Adelsgeschlecht ab. Aber, nein, er ist aus dem Edge.«
    »Wer ist Sophie?« Seine Frau? Vielleicht seine Schwester?
    Éléonore zuckte die Achseln. »Keine Ahnung, Liebes. Aber wer sie auch ist, sie muss ihm sehr viel bedeuten. Ich weiß, dass Richard ein guter Schwertkämpfer ist. Als ich das letzte Mal im Weird war, hat er meine Enkel unterrichtet. Die Typen, die sich mit ihm angelegt haben, sind wahrscheinlich tot.«
    Charlotte ließ ihre Magie über Richards Körper gleiten. Ein guter Schwertkämpfer also. Das glaubte sie aufs Wort – sein schlanker Leib schien zugleich kräftig und biegsam, in regelmäßigem Training gestählt. Sein Blutdruck war immer noch zu niedrig, doch sein Körper würde den Blutverlust mit der Zeit ausgleichen. Allerdings würde das dauern, und sie wollte kein Risiko eingehen.
    Er hatte sie schön genannt.
    Sie wusste, dass sie ganz passabel aussah, aber er war nicht ganz bei Sinnen gewesen. Es hatte also sicher nichts zu bedeuten, aber es bedeutete ihr aus irgendeinem Grund trotzdem etwas. Sie hatte sich im Edge auf keinerlei Romanzen eingelassen – ein Elvei reichte ihr – und darüber beinahe vergessen, dass sie eine Frau war. Und nun hatte ein einziges Wort eines Wildfremden an ihre weibliche Seite gerührt. Sie freute sich auf unbillige Weise darüber, als sie daran dachte. Er hatte ihr ein ebenso erwünschtes wie unerwartetes Geschenk gemacht, würde es aber niemals erfahren.
    Charlotte stand auf und griff nach ihrem Handy.
    »Wen rufst du an?«, fragte Éléonore.
    »Luke. Richard braucht so schnell wie möglich eine Bluttransfusion.«
    »Sollen wir gehen?«, wollte Daisy wissen.
    Éléonore legte einen Finger an die Lippen.
    »Ja?«, meldete sich Luke.
    Charlotte schaltete den Lautsprecher ein. Das Telefon ans Ohr zu drücken war eine echt heikle Angelegenheit. »Charlotte hier, ich benötige Blutgruppe A.« Sie hatte ein paar Wochen

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