Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Magie besser etwas mehr im Verborgenen ein.«
    Ihm fielen keine weiteren Fragen mehr ein.
    »Eines müssen Sie allerdings noch wissen«, sagte sie. »Mich selbst kann ich nicht heilen. Sollte ich verletzt werden, muss ich auf normalem Wege wieder auf die Beine kommen, es sei denn, wir finden eine andere Heilerin.«
    Sie war offenbar fest entschlossen und würde mit ihm oder ohne ihn losziehen, wobei ihre Chancen deutlich besser standen, wenn er sie mitnahm. Sie verfügte über große Macht, war aber leicht verwundbar. Dieses Mal hatte sie Glück gehabt. Wenn er sie jetzt im Stich ließ, würde sie schließlich an die Falschen geraten. Ein Mann würde genügen, um sie zu erschießen oder bewusstlos zu schlagen. Sie hatte ihn zwei Mal gerettet, zum ersten Mal vor seiner Verletzung, das zweite Mal aus seinem Gefängnis. Ganz gleich, wie wenig ihm daran gelegen war zu erleben, wie sie sich in jemanden wie ihn verwandelte, er war es ihr schuldig, sie zu beschützen.
    Richard streckte die Hand aus. »Ihre letzte Chance, einen Rückzieher zu machen.«
    »Nein.« Sie schlug ein.
    »Hier meine Bedingungen. Sie unterwerfen sich meiner Autorität. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie irgendwo warten sollen, warten Sie dort. Wenn ich Ihnen befehle, jemanden zu töten, töten Sie ihn. Ihnen ist klar, dass Ihr Leben weniger bedeutet als unsere Sache. Wenn Mitleid unseren Einsatz gefährdet, werde ich womöglich nicht in der Lage sein, Gnade walten zu lassen. Und wenn Sie mir in den Arm fallen, mache ich Sie einen Kopf kürzer.«
    Er wartete, hoffte, ihr genügend Angst eingejagt zu haben.
    Ihre Miene blieb standhaft. »Einverstanden.«
    Sie schüttelten sich die Hände.
    »Mein Name ist Richard Mar.«
    »Charlotte de Ney«, gab sie seufzend zurück.
    Ein Adelstitel. Sie hatte davon gesprochen, doch auch wenn nicht, hätte er es ihr aufgrund ihrer Haltung angesehen. Doch Blut allein, adlig oder nicht, brachte keinerlei Vorteil. Er war der lebende Beweis dafür – ein Bastard aus dem Edge, trotzdem war er viele Male als Blaublütiger durchgegangen. Dazu hatte es jahrelange Ausbildung gebraucht, und in Charlotte erkannte er die Anmut und Selbstsicherheit, die dieses Training vermittelte.
    Der Anstand verlangte, dass er ihre Hand losließ. Also tat er es, obwohl er es nicht wollte.
    »Beginnen wir mit den Leichen«, sagte Richard. »Voshak müsste eine Kopie des Codeschlüssels haben. Und noch etwas.«
    »Ja?« Sie hob die Brauen.
    »Der Hund.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Den wollen Sie doch nicht wirklich mitnehmen.«
    Wieder sah sie ihn mit hochgezogenen Brauen an.
    »Das ist ein Wolfripper. Geboren und darauf abgerichtet, Wölfe zu jagen. Da er den Sklavenhändlern gehört hat, geht er garantiert auch auf Menschen los. Was Sie da sehen, ist ein hundertsiebzig Pfund schweres, gerissenes Raubtier.«
    »Da bin ich aber froh, dass Sie ihn für schlau halten.« Charlotte sah den Hund lächelnd an. »Der Hund bleibt, Richard.«
    Er seufzte.
    Charlotte stemmte sich von den Satteltaschen hoch. Ihre hängenden Schultern verrieten ihm, wie erschöpft sie war. Sie hatte für ihre Magie einen hohen Preis bezahlt. Also beschloss er, sich nicht mit ihr zu streiten.
    »Wie Sie wünschen.« Richard gab ihr sein Messer. »Wir müssen ein paar Leichen entkleiden. Es ist einfacher Taschen aufzuschlitzen, als darin herumzuwühlen. Kann sein, dass uns ein harter Ritt bevorsteht, ehe wir finden, was wir suchen. Kriegen Sie das hin?«
    Charlotte hob den Kopf. Ihr Blick war majestätisch und stolz. »Natürlich.«

4
    Jeans hatten ihre Vorteile, fand Charlotte, denn sie boten recht guten Schutz für die Oberschenkel, wenn man im Sattel saß. Allerdings richteten sie nicht das Geringste gegen ihre schmerzende Rumpfmuskulatur aus. Seit zweieinhalb Jahren hatte sie nicht mehr auf einem Pferd gesessen, und obwohl Haltung und Balance noch stimmten, hatten sich ihre inneren Hüftmuskeln und ihr Hinterteil nach acht Stunden in schmerzendes Mus verwandelt. Der Umstand, sich binnen so kurzer Zeit magisch so sehr verausgabt zu haben, holte sie schon vor einiger Zeit ein. Ihr schwirrte der Kopf. Die Augen wollten ihr zufallen.
    »Wir sind fast da«, brummte Richard.
    »Mir geht’s gut. Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Wenn man bedachte, dass er vor nicht mal vierundzwanzig Stunden dem Tode entronnen war, müsste sie von ihnen beiden eindeutig besser in Form sein.
    Sie ritten nebeneinander auf der adrianglianischen Landstraße von Salino nach Kelena. Ringsum standen hohe

Weitere Kostenlose Bücher