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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ich mal war, geopfert, um das hier zu tun, weil es meine Pflicht als Reichsebenbürtige und menschliches Wesen ist, dieses Krebsgeschwür auszumerzen, ehe es weitere Menschen befallen kann.«
    Sie deutete auf die Toten, die stumm und anklagend dalagen und ihre Entartung bezeugten.
    Charlotte wandte sich wieder Richard zu. »Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Taten. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Ich mag auf Ihr Wissen und Ihre Erfahrung angewiesen sein, trotzdem mache ich weiter, mit Ihnen oder ohne Sie, und ich werde erst aufhören, wenn der Sklavenhandel unterbunden ist. Sie können ebenso von diesem Bündnis profitieren wie ich. Überlegen Sie, wie sehr ich Ihnen nutzen kann. Lassen Sie nicht zu, dass mein Opfer vergeblich war.«
    Richard lehnte sich zurück. Sie sah ihn an und wartete auf Antwort.
    Er hatte sein Bestes gegeben, sie zum Gehen zu bewegen, aber alles an ihr – von der Kälte ihres Blicks bis zu ihrer wachsamen Haltung – sagte ihm, dass sie bleiben würde. Er hatte keine Ahnung, wer sie war. Er wusste nur, dass sie dasselbe Ziel verfolgten.
    Sie war schön und besaß Ausstrahlung. Er dachte an die Besorgnis in ihren Augen, die sie sogar zu Gewalt greifen ließ. Oberflächlich betrachtet, wäre er ein Narr, sie abzuweisen. Wie ihn trieb eine persönliche Tragödie sie voran, daher würde sie ebenso unbestechlich sein wie er. Er brauchte zum Töten ein Schwert, während sie mit leeren Händen Dutzende Menschen erledigen konnte. Es war der Tod selbst, der ihn um ein Bündnis bat.
    Aber wenn sie ihn begleitete, würde sie daran zerbrechen. Er hatte sich so sehr darum bemüht, Sophie vor dieser grausigen, zermürbenden Belastung zu bewahren. Er konnte sich nicht überwinden, dieser Frau beizupflichten.
    »Wie oft sind Sie dazu in der Lage?« Um die erforderliche Antwort hinauszuzögern, deutete er auf die Leichen.
    Sie runzelte die Stirn. »Das ist ein komplizierter Vorgang. Als ich Sie heilte, habe ich meine eigenen körperlichen Reserven eingesetzt, um Ihre Wiederherstellung zu beschleunigen. Wenn ich jemandem schade, gehe ich ähnlich vor. Man braucht nur sehr wenig Magie, um einen Körper zu infizieren. Damit der Erreger jedoch so unnatürlich schnell tötet, bedarf es großer Kraft und Selbstbeherrschung. Um so viele Menschen zu vernichten, musste ich sie alle infizieren und ihnen bis zu meiner Übersättigung die Lebenskraft entziehen. Das ist äußerst riskant. Wenn ich zu viel Kraft aufgewendet hätte, wäre ich vermutlich gestorben. Aber ich bin sehr wütend, und ich hatte noch nie mit meiner Magie getötet, also habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Ausreichend Ruhe und die richtigen Umstände vorausgesetzt, kann ich es morgen wieder tun.«
    »Ohne vorher auszuruhen?«, wollte Richard wissen.
    »Dann müsste es sich schon lohnen«, antwortete sie.
    Also bewertete sie ihr Ziel höher als ihr Leben. Das würde er berücksichtigen müssen. Alleine würde sie sich schnell übernehmen.
    »Und wenn Sie sich ein kleineres, einzelnes Ziel setzten?«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Nur eine Zielperson zu infizieren ist viel einfacher.«
    »Können Sie überhaupt noch heilen?«
    Sie streckte eine Hand aus und strich damit über seine Wange. Winzige goldene Funken fuhren ihm unter die Haut. Die Schmerzen in seinem Gesicht ließen nach.
    »Tut der Bluterguss noch weh?«, erkundigte sie sich.
    »Nein.« Es war ganz in seinem Interesse, wenn er jetzt den Mund hielt, trotzdem konnte er sich nicht zusammenreißen. »Was Sie können … ist eine Gabe. Überlegen Sie es sich noch mal.«
    Aus ihrer Stimme klang Bitterkeit. »Zu spät.«
    »Können Sie Ihre Magie beherrschen? Sind Sie in der Lage, sich zu zügeln?« Richard musste sich gegen alle Eventualitäten wappnen.
    »Ja«, nickte sie. »Was ich tue, verlangt Vorsatz und Konzentration. Ich werde Sie schon nicht im Schlaf infizieren, weil ich gerade schlecht geträumt habe.«
    »Haben Sie Familie? Jemanden, der dazu benutzt werden könnte, Sie etwas gegen Ihren Willen tun zu lassen?« Oder jemanden, der ihm helfen konnte, ihr diesen Irrsinn auszureden.
    »Nein.«
    »Haben Sie Feinde?«
    »Ja. Elvei Leremine, meinen Exmann. Er hat Angst vor mir, und ich würde jede Gelegenheit nutzen, mich an ihm zu rächen. Außerdem habe ich meinen Eid gebrochen, weil ich durch mein Können und meine Magie gemordet habe. Wenn das Königreich mich entdeckt, werde ich hingerichtet. Falls Sie nicht wollen, dass es so weit kommt, setze ich meine

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