Seelentraeume
nächste Mal mit einem brutalen Psychopathen reden«, antwortete er.
Das nächste Mal, wenn du es nicht tust, werde ich nicht stumm danebenstehen
. »Vielen Dank für Ihr Verständnis.«
»Ganz meinerseits.«
Er verbeugte sich, wobei es ihm gelang, so viel Verzweiflung in die Verbeugung zu legen, dass man damit ein kleines Schiff für eine Ozeanüberquerung hätte betanken können. Sehr schön. Sie machte einen Knicks. Doch die Knie zu beugen war so anstrengend, dass sie beinahe zusammenklappte.
Sie richteten sich auf.
»Bleibt noch die Badezimmerfrage zu klären«, sagte sie.
Er griff in die Tasche und zog eine Silberdublone heraus. »Kopf oder Zahl?«
»Kopf.« Sie nahm ihm die Münze aus der Hand. »Ich werfe.«
»Sie trauen mir nicht.«
»Sie haben gesagt, ich soll
niemandem
trauen. Außerdem habe ich keinen Bruder, der mittels Zauberkraft Wetten gewinnt.«
Sie warf die Münze und klatschte sie dann auf ihren Handrücken.
»Zahl.« Richard grinste. »Gewonnen. Das Bad gehört Ihnen, Mylady.«
Ihn des Betrugs zu bezichtigen war nicht nur unlogisch, sondern nachgerade dumm. Charlotte nahm ihren Kleiderstapel und ging damit ins Bad. Der Hund folgte ihr.
»Nein«, sagte sie streng und schloss die Tür. Ein enttäuschtes Winseln antwortete ihr.
Drinnen erwartete sie eine Brause im Weird-Stil, ein breiter, unmittelbar über ihrem Kopf angebrachter Duschkopf, aus dem, als Charlotte den Hebel drehte, in einer willkommenen Kaskade heißes Wasser prasselte. Charlotte zog sich aus und trat unter die Dusche.
Wie ein reinigender Strom ergoss sich das Wasser über sie. Ihre Beine gaben ein wenig nach. Sämtliche Muskeln schmerzten, sie fühlte sich benommen. Mit gleichgültiger Gründlichkeit wusch sich Charlotte die Haare. Als würde jemand anders ihren Körper steuern. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie zusammenbrechen, noch ehe sie das Bett erreichte. Sie wusch den Dreck ab, wickelte ein Handtuch um ihr Haar, trocknete sich mit dem größeren Handtuch ab und griff nach dem ersten Kleidungsstück auf dem Stapel.
Richard hörte ein gedämpftes Wort aus dem Bad. Er konnte sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten, und die Badezimmertür war ziemlich dick, trotzdem kam es ihm so vor, als habe Charlotte de Ney gerade jemanden einen Arsch genannt.
In Anbetracht ihres letzten Streits hätte er darüber nicht allzu verwundert sein dürfen. Ihre Partnerschaft war weniger als einen Tag alt, trotzdem hatte sie ihm bereits den Kopf gewaschen.
Selber schuld, mein Lieber
, gratulierte er sich.
Schließlich hast du sie mitgenommen
.
Der Hund erhob sich von seinem Platz vor der Badezimmertür, kam zu ihm und ließ sich mit der Grazie eines Kartoffelsacks neben ihn fallen, streckte seine riesigen, zottigen Pratzen in die Luft und bot ihm seine Hundebrust dar.
»Im Ernst jetzt?«
Der Hund sah ihn an. Na schön. Richard streckte die Hand aus und rubbelte das Fell. Er hätte unmöglich übler riechen können. Wolfripper waren nicht abgerichtet, Menschen zu töten, sondern lediglich darauf, sie aufzuspüren und zu stellen. Die Sklavenhändler hatten kein Interesse daran, ihre Ware unnötig zu beschädigen. Und abgesehen von ihrer Größe und ihren Zähnen waren Wolfripper auch nur Hunde, und dieser zottige Vollpfosten hier schien förmlich nach Zuneigung zu lechzen.
Also kraulte Richard ihm den Bauch. Er wusste nicht recht, wieso er nicht daran gedacht hatte, Charlotte in seine Pläne einzuweihen. Die Macht der Gewohnheit. Er war einfach zu lange allein gewesen. Aber dafür zusammengestaucht zu werden, wie ein Kind, das sich danebenbenommen hatte, war sicher nicht seine Absicht gewesen. Sie würde darüber hinwegkommen müssen. Und nach ihrer Pfeife würde er gewiss nicht tanzen. Vielmehr würde er ein Wörtchen mit ihr reden, sobald sie aus dem Badezimmer kam. Um zukünftige Missverständnisse zu vermeiden.
Langsam öffnete sich die Tür.
»Wie’s aussieht, hat unser Gastgeber Sinn für Humor«, sagte Charlotte.
Ihre Haare fielen ihr in einer feuchten, gebürsteten Woge über den Rücken. Sie trug ein fließendes Etwas in Hellrosa, das ein paar Zentimeter über ihren Knien endete. Der Morgenrock war komplett durchsichtig. Dekadent. Er konnte von ihrem schlanken Hals über die Wölbung ihrer Brüste, die der Faltenwurf des Stoffes kaum verdeckte, bis zur Taille und dem Schwung ihrer Hüften sämtliche Kurven ihres Körpers sehen …
Er gaffte sie an. Die Jahre als erwachsener Mann verschwanden,
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