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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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– der Baron von Na hat sie Adrianglia abgekauft, als der Kontinent kolonisiert wurde. Das Ganze ist ein Luxusreservat. Im Spätsommer und Herbst wimmelt es hier von Touristen. Sehen Sie, im Norden liegt der Vorzeigehafen, im Süden der Handelshafen, zu dem wir unterwegs sind. Wir dürften kaum zwei Stunden von Kelena entfernt sein. Ich habe mir die Insel als möglichen Standort des Marktes angeschaut, dann aber wieder verworfen, weil mir das Risiko zu groß erschien, zwischen all den Urlaubern mit Sklaven zu handeln. Dabei spielte sich alles praktisch vor meiner Nase ab, ich habe bloß nicht genau genug hingesehen.«
    »Gib nicht dir die Schuld, Alter.« Jason klopfte Richard grinsend auf die Schulter. »Das kann jedem passieren.«
    Richard verlor die Fassung und funkelte ihn an. Fast rechnete Charlotte damit, dass er Jason einen Arm ausriss und damit auf ihn eindrosch.
    Sie beugte sich zu ihm und flüsterte: »Wenn Sie ihn auf die Bretter schicken wollen, verspreche ich, ihn zu treten. Mit voller Wucht.«
    »Danke«, sagte Richard. »Kann sein, ich komme darauf zurück.« Er schien es ernst zu meinen.
    Links stieg eine grüne Leuchtkugel über den Kai.
    »Wir sollen festmachen«, wandte sich einer der älteren Männer an Jason.
    »Dann bring uns rein. Aber vorsichtig. Wir brauchen den Kahn noch in einem Stück, wenn wir uns von hier verdrücken müssen.«
    Der Mann brüllte Befehle. Das Schiff wurde langsamer und hielt in einem eleganten Bogen auf die Kaimauer zu.
    »Ein Fort«, murmelte Jason mit nachdenklicher Miene.
    »Mit fünf weitreichenden, mit Blitzen geladenen Kanonen«, sagte Richard.
    Die Sklaven versammelten sich in zwei Reihen an Deck. Jack stellte sich an die Spitze.
    »Wer zum Henker hat den Kleinen da nach vorne geschickt?« Jason ging einen Schritt auf die Sklaven zu.
    »Lass ihn, wo er ist«, rief Richard. »Er hat zwei Stunden im Laderaum gesessen und sich zusammengerissen. Jetzt muss er Dampf ablassen, und von uns sollte sich keiner mit ihm anlegen.«
    Der Verbrecherkönig sah Richard an. »Aber er ist noch ein Kind.«
    »Nein, ein Gestaltwandler«, gab Richard zurück. »Du hast noch keinen Gestaltwandler kämpfen sehen. Tu ihm ruhig den Gefallen zu zweifeln.«
    Das schwache Summen der Tarnvorrichtung endete abrupt. Der Nebel löste sich auf. Charlotte fühlte sich plötzlich nackt und schlang die Arme um ihre Schultern.
    Eine Eisenkette klirrte – sie gingen vor Anker. Das Schiff wurde immer langsamer und näherte sich fast behutsam dem Kai.
    »Sobald wir an Land sind und das Fort eingenommen haben, steuerst du das Schiff ein paar Hundert Meter aufs Meer raus«, befahl Jason einem seiner Männer. »Ich habe keine Lust, die Insel zu schleifen und anschließend zu einem gesunkenen Schiff zurückzukommen.«
    Am hölzernen Pier warteten helfende Hände. Hinter ihnen eine Bande Sklavenhändler, die ohne Zweifel die Ware in Empfang nehmen wollten. Unter ihnen einige Frauen, die ebenso wie Männer zu jeder Grausamkeit fähig waren.
    Leinen flogen vom Schiff zum Kai. Die Helfer machten sie fest.
    »Landungsbrücke«, befahl Jason.
    Zwei Männer drehten ein großes Schwungrad. Daraufhin glitt ein Metallsteg aus der Bordwand Richtung Kaimauer.
    Jack setzte sich in jenem Moment in Bewegung, als der Landungssteg die Mauer berührte. Die Frauen folgten ihm mit gefesselten Händen in zwei Reihen.
    »Du kannst es wohl nicht erwarten, deine Unterkunft zu sehen, Süßer?«, fragte eine der Sklavenhändlerinnen.
    Jack wankte. Ein irres Grinsen teilte seine Lippen. In seinem Gesicht zuckte es, seine Miene war die eines wilden Tieres.
    Da trat ein großer Sklavenhändler vor. »Komm …«
    Jack wirbelte herum, sprang so schnell, dass Charlotte kaum mitbekam, wie sein Messer dem Mann den Hals durchtrennte. Jack landete, packte den Kopf bei den Haaren und schleuderte ihn auf die Sklavenhändler.
    »Heilige Scheiße«, sagte Jason.
    Charlotte schwirrte der Kopf, als sie überlegte, wie viel Kraft man wohl aufwenden musste, um mit einem Messer die Muskeln und Knochen eines ausgewachsenen Männerhalses durchzuschneiden.
    Entsetzt erstarrten die Sklavenhändler, und Jack wütete unter ihnen wie ein Hecht im Karpfenteich. Blut spritzte, Schmerzensschreie ertönten, die Sklaven warfen ihre Fesseln ab und mischten sich ins Gemetzel. Auch der Hund stürzte den Landungssteg hinunter und ins Getümmel. Charlotte wollte Jack im Auge behalten, doch der bewegte sich pfeilschnell durch das Blutbad. Sie sah etwas in seinem

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