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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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den kleinen Hügel hinauf. Gemeinsam marschierten sie los.
    Das Haus, ein stattliches, respektables zweistöckiges Herrenhaus, flankiert von Säulen und Palmen, stand ein Stück von der Straße zurückversetzt. An der Seite war ein Brauner angebunden, der mit den Ohren zuckte und sich nervös nach der Straße umsah.
    Richard warf einen Blick zurück. Nichts bewegte sich. Leichen pflasterten ihren Weg, die Hälfte davon ging auf Charlottes Konto. Sie tötete wieder und wieder, angetrieben von dem überwältigenden Bedürfnis, den Sklavenhändlern das Handwerk zu legen. Als der Schlamassel losging, war er wie sie gewesen. Damals hatte ihn jede neuerliche Verstümmelung und Grausamkeit in den Wahnsinn getrieben. Er hatte dermaßen schlimme und entsetzliche Dinge gesehen, dass er nur mit der Vernichtung derer, die dafür verantwortlich waren, darauf reagieren konnte. Das waren sein kategorischer Imperativ und die einzig mögliche menschliche Antwort.
    Und nun sah er dasselbe in Charlotte. Sie hätte am liebsten die ganze Stadt gesäubert. Obwohl er kein Hellseher war, wusste er genau, was in ihr vorging. Der Schmerz würde nur aufhören, wenn es ihr gelang, sämtliche Sklavenhändler zu töten, die ihnen in die Quere kamen. Wenn sie nicht tötete, würde sie den Horror, den sie während der letzten fünf Tage gesehen hatte, bis zur Neige auskosten müssen und schließlich daran zerbrechen.
    Er hatte Monate gebraucht, um zu begreifen, dass es nichts brachte, die Sklavenhändler umzubringen. Sie mochten die gegenwärtigen Plagegeister sein, doch wie viele er auch niedermähte, solange ein Reicher durch diese Plage noch reicher wurde, würden neue Plagegeister an ihre Stelle treten. Auch Charlotte würde das begreifen, doch fürs Erste musste sie handeln, und das tat sie. Er hatte gewusst, dass es zahlreiche Seuchen gab, aber ihre furchtbaren Auswirkungen zu sehen war eine durchaus lehrreiche Erfahrung.
    Charlotte hatte sich eine seltsame Gangart angewöhnt, als würde ihr Gewicht bei jedem Schritt schmerzhaft auf ihren Füßen lasten. Die Lippen hatte sie zu einer dünnen, harten Linie zusammengepresst. Ihre Haut war blass, die Augen leuchteten hell. Charlotte sah fiebrig aus. Vermutlich hatte sie sich magisch verausgabt. Es gab jetzt nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder sie überanstrengte sich nicht länger und kam wieder auf die Beine, oder sie würde alle Kräfte lassen und sterben.
    »Wir haben es fast geschafft. Es reicht, Charlotte, schonen Sie sich lieber.«
    Charlotte nickte.
    Er stieß das Schwert in die Tür, löste mit präzisen Schnitten das Schloss heraus, drückte schließlich die schweren hölzernen Torflügel auf. Eine Halle und eine in den ersten Stock führende Wendeltreppe wurden sichtbar.
    Richards Verstand registrierte die drei hinter einer umgeworfenen Truhe kauernden Armbrustschützen erst spät. Als er die Bolzen auf sich zuschießen sah, erzeugte er automatisch einen Blitz und lenkte seine Magie in einen Schutzschild vor ihm. Die Bolzen prallten ab, Richard stürmte los.
    »Sterbt«, befahl Charlotte mit erschöpfter Stimme.
    Die Armbrustschützen würgten. Richard sprang über die Truhe und erledigte sie mit drei Hieben.
    Hinter ihm sackte Charlotte zusammen und hielt sich an einer Säule fest. Verdammt.
    Sie war am Ende. In ihr glomm sterbend der letzte Funke Magie. Wenn Charlotte ihn entließ, würde sie ihr Leben verlieren. Fast war sie versucht, es darauf ankommen zu lassen.
    Wie hatte es so weit kommen können? Sie war verschwenderisch mit ihrer Magie umgegangen, ohne anschließend Müdigkeit zu spüren. Stattdessen hatte sie sich leicht und kraftvoll gefühlt, als wäre die Last ihres Körpers von ihr abgefallen. Doch in den vergangenen fünf Minuten, während sie die steile Straße zu diesem Haus erklomm, hatte sie die Wirklichkeit mit voller Wucht eingeholt.
    Ihr Körper wog so schwer, als hätte sich jedes Pfund Fleisch und Knochen verdreifacht. Ihr taten die Füße höllisch weh. Am liebsten hätte sie sich übergeben, nur um sich etwas zu erleichtern.
    In dem Moment, als ihre Magie die drei Schützen erwischte, hatten ihre Beine nachgegeben. Sie hatte zu viel von sich selbst preisgegeben. Hätte sie sich nicht gegen die Säule gelehnt, wäre sie gestürzt.
    Richard stand über ihr. Sie sah die Wut in seinem Blick.
    »Genug.« Der Befehlston seiner Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Sie spürte die Magie seines Körpers, eine Zentimeter vor ihr vibrierende lebendige Kraft. Sie hätte

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