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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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kleine zwar, aber die wird genügen.« George lächelte. Zeigte kontrolliert seine Zähne. »Ich habe im Leben bereits mehr erreicht, als du dir jemals erhoffen kannst, und die Aussicht auf eine glänzende Schmugglerkarriere reizt mich kein bisschen, du kannst also getrost schweigen, Vater. Ich widerstehe dem Drang, dich umzubringen, denn ich hätte etwas dagegen, dich versehentlich zu erledigen, bevor Jack zurückkommt.«
    Knöchel klopften an die Tür.
    »Herein«, rief George.
    Die Tür flog auf, und Richard schob sich mit der Schulter voran herein, den linken Arm in einer Schlinge. Richard hatte seine Verkleidung abgewaschen und sah nun wieder wie er selbst aus. Jack folgte ihm und stützte Charlotte, die nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst war: blass, erschöpft und kränklich.
    »Seid ihr auf Schwierigkeiten gestoßen?«, wollte George wissen.
    »Ein paar«, antwortete Richard. »Gab’s hier Probleme?«
    »Keine. Hab mich bloß mit dem toten Mann unterhalten.«
    John leckte sich die Lippen. »Was habe ich dir bloß angetan, dass du mich so sehr hasst?«
    »Die Mannschaft, die du bei Kelena treffen solltest, war hinter mir her«, sagte Richard. »Ich bin der Jäger.«
    John zuckte zurück.
    »Schließlich kam ich zum Haus deiner Mutter«, fuhr Richard fort. »Wir sind angeheiratete entfernte Verwandte. Sie hat mich erkannt und mir geholfen.«
    »Großmutter ist tot«, sagte Jack. »Die Sklavenhändler haben unser Haus verbrannt. Du hast Großmutter umgebracht, Dad.«
    Johns Hände zitterten. Er schluckte. »Ich war nicht dabei.«
    Oh nein, du wirst dich jetzt nicht aus der Verantwortung stehlen, Wiesel
. »Vielleicht nicht, aber du hast es erst möglich gemacht«, sagte George. »Du hast deinen Beitrag geleistet.«
    John fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und durchs Haar.
    Richard nahm ein Blatt Papier, schrieb etwas drauf und schob es John über den Schreibtisch hin. »Fünf Namen. Was weißt du darüber?«
    John betrachtete die Liste. Seine Stimme verriet keinerlei Gefühle mehr. »Man nennt sie den Rat. Dort landet das wirklich große Geld. Maedoc ist der Tatmensch, er rüstet die Sklavenhändler aus. Casside ist der Hauptinvestor. Keine Ahnung, was die beiden anderen machen, aber Brennan leitet das Ganze. Mehr weiß ich auch nicht. Ich stehe ziemlich weit unten, und wenn ihr glaubt, dass ich zu einer Aussage bereit bin, habt ihr euch geschnitten. Das würde ich nicht überleben. Brennan würde mir den Hals abschneiden lassen, ehe ich auch nur Piep sagen könnte, und selbst wenn nicht, habe ich nur Gerüchte gehört. Ich bin keinem von denen jemals begegnet. Oder habe mit ihnen geredet. Ich halte mich an die Vorgaben, nehme Sklaven an Bord, bringe sie hierher und werde entlohnt. Mehr ist nicht.«
    »Ich bin fertig mit ihm.« Damit wandte sich Richard an George. »Er gehört dir.«
    Endlich. Er stand auf.
    »George«, sagte Charlotte leise.
    Er drehte sich zu ihr um.
    »Überlege dir gut, was du jetzt tun willst, er ist immer noch dein Vater. Denk an den Preis.« Sie schaute an ihm vorbei. »An die Schuld.«
    Da wurde ihm manches klar: Jack. Jack hatte sich immer gewünscht, dass ihr Vater zu ihnen zurückkehrte. Als sie noch klein waren, saß er immer auf einem Baum, behielt die Straße im Auge und wartete darauf, dass er wiederkam. Auf der Grundschule, im Broken, ging Jack auf jeden los, der es wagte, etwas Böses über ihren Vater zu sagen, und schlug etliche Nasen blutig. George hatte kein Problem damit, sich die Hände schmutzig zu machen, und Jack in der Hitze des Gefechts auch nicht, doch später würde er es womöglich bereuen. Jack war der grüblerische Typ, und manchmal verlor er sich an düstere Orte. Dabei war er erst vierzehn.
    Aber John Drayton musste sterben. Er musste für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, an denen er beteiligt gewesen war, bezahlen, doch George konnte nicht zulassen, dass Johns Tod das Leben seines Bruders zerstörte. Der Drecksack war keine Minute von Jacks Selbstverachtung wert.
    »Sie haben recht«, sagte George. »Das ist es nicht wert. Wir beschaffen ein Boot, bringen ihn zum Festland und sorgen dafür, dass er hinter Schloss und Riegel kommt. Du wirst für so lange in den Knast wandern, dass du vergisst, wie die Sonne aussieht.«
    »Tu, was die Jungs sagen«, sagte Richard.
    John stand auf. »Gut.« Er wollte Jacks Haare raufen. Doch Jack wich zurück, vermied die Berührung.
    John ließ die Hand sinken. »Gut.«
    Sie gingen hinaus, Richard zuerst,

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