Seelenverkäufer
sich nicht«, sagte die schöne Dame sanft und freundlich, »ich komme tatsächlich im Aufträge von Don Saraiva zu Ihnen. Ich bin seine Sekretärin.«
Vom C. B. hörte man nur ein böses Knurren.
»Und Don Saraiva wünscht nichts mehr«, fuhr sie mit einer Stimme fort, die so dunkel und weich war wie tiefblauer Samt, »als mit Ihnen einig zu werden. Ich habe von ihm weitreichende Vollmachten erhalten, mit Ihnen zu verhandeln.«
»Aha, mit weitreichenden Vollmachten!« höhnte er. »Dann darf ich wohl annehmen, daß Don Saraivas ganzer Idiotenstab trotz des Besitzes meiner ersten Entwürfe nicht weit gekommen ist, wie?«
»Nein, nicht weit genug. Alles geht Don Saraiva zu langsam vorwärts, und da er annimmt, daß Sie vor dem Abschluß Ihrer Konstruktion stehen...«
»...läßt er mir eine Teilhaberschaft anbieten, nicht wahr?« fragte unser C. B. unangenehm höflich, seine Stimme war scharf wie ein Rasiermesser.
»Mehr als das! Don Saraiva stellt Ihnen, vom Geld ganz abgesehen, alles zur Verfügung, was Sie nur brauchen: Werkstätten, Maschinen, Ingenieure, Elektriker, Arbeiter...«
»Um mich im gleichen Augenblick, in dem er meine Pläne und Zahlen besitzt, auszubooten und kaltzustellen, he?!«
»O nein, Sie beurteilen Don Saraiva wirklich falsch! Er bedauert das, was zwischen Ihnen geschehen ist, und meint es völlig aufrichtig mit seinem Angebot. Er war von Ihrer Idee verblendet, als er Ihnen unrecht tat. Aber jetzt hat er nichts anderes im Sinn, als Ihren genialen Plänen durch seine großen Mittel und Möglichkeiten zur Verwirklichung zu verhelfen.«
»Wieviel Geld kriegen Sie für Ihren Auftritt?« fragte der C. B. so schroff und grob, daß die Dame eine ganze Weile brauchte, um sich wieder zu fassen.
»Sie irren sich, mein Herr!« sagte sie schließlich sehr entschieden. »Ich habe diesen Auftrag umsonst und freiwillig übernommen, um sowohl Ihnen wie auch Don Saraiva zu helfen. Denn ich meine, zwei Männer wie Sie und er müssen sich zusammentun. Nur so kann etwas Großes entstehen. Ich bewundere Sie und möchte Ihnen außerdem helfen...«
»Und ich verbitte mir Ihre Bewunderung und Ihre edelmütigen Absichten!« schnauzte er sie derart unbeherrscht und saugrob an, daß ich mich für den C. B. richtig schämte, wie er ein solch feines und vornehmes Geschöpf so fürchterlich anfahren konnte. »Sagen Sie Ihrem sauberen Don Saraiva«, schrie er weiter, »daß ich mir meine Arbeit von ihm weder stehlen noch abkaufen lasse! Bestellen Sie ihm, daß ich unbestechlich bin und auf nichts mehr hereinfalle, was immer er auch gegen mich plant! Auf nichts mehr, verstehen Sie? Und wenn er mir ein halbes Dutzend seidener Unterröcke herschickt, verstanden?! Und jetzt habe ich genug und ersuche Sie dringend, so schnell wie irgend möglich zu verschwinden!«
Ich war so entsetzt über seinen fürchterlichen Auftritt, daß ich total vergaß, rechtzeitig von der Tür wegzuspringen, so daß mir der C. B., als er herausstürmte, wahrhaftig auf die Zehen trat. Aber er war derart in Rage, daß er mich überhaupt nicht beachtete. Meinen Brief hatte er inzwischen zu einer Kugel zusammengeknüllt und schob sie in die Hosentasche, bevor er seine Zimmertür aufsperrte und so laut ins Schloß knallte, daß es wie der letzte Kanonenschlag beim Riesenfeuerwerk auf dem Jahrmarkt durchs Haus hallte.
Auch die Dame trat aus meinem Zimmer. Sie war ein wenig blaß geworden, schaute dem C. B. mit flatternden Lidern nach und sagte mit kleiner, zugeschnürter Stimme, während sie an mir vorüberging und mich flüchtig ansah: »Ich fürchte, man muß mit ihm sehr viel Geduld haben...«
»Ja, das fürchte ich auch«, sagte ich, aber sie beachtete mich nicht weiter, ja sie hatte mich wohl kaum richtig gesehen, als sie an mir vorbei zur Haustür ging. Ich war von dem schlimmen Auftritt noch immer wie benommen, so daß ich wie festgenagelt im Flur stehenblieb und ihr nachstarrte. Als ich dann endlich auf die Straße rannte, um festzustellen, wohin sie sich entfernte, war es zu spät, denn ich sah nur noch, daß sie in einen Wagen stieg, der an der nächsten Straßenecke auf sie gewartet hatte und im gleichen Augenblick davonfuhr, als sie die Autotür zuschlug. Es war übrigens kein Taxi, sondern ein Privatwagen, eine riesige schwarze Limousine, wie man sie nur höchst selten auf den Straßen sieht.
Als ich ins Haus zurückkam, stand Mutter noch immer in der Küchentür. Der Auftritt hatte sie sehr mitgenommen, denn sie hatte die
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