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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zog sogar für einige Zeit den Geisteszustand des Verfassers in Zweifel. Aber ich denke, das liegt an einer Tatsache, der sich zum Beispiel auch die Bibel nicht entziehen kann - Übersetzungsfehler.« Er ließ das Wort wirken, fing den mürrischen Blick des Paters mit einem Grinsen ab und schien für einen Moment enttäuscht, dass niemand nachfragte, was er damit meinte. Dann schien er zu begreifen, dass er hier nicht vor seinen Studenten stand. Nilah erlöste ihn.
    »Was soll das heißen, Übersetzungsfehler?« Er sah sie an, als wollte er ihr augenblicklich eine Eins dafür geben.
    »Gute Frage«, tönte er und formte mit der Hand eine angedeutete Pistole und drückte den Daumen hinab. Peng! »Nun, ähnlich wie bei allen Schriften, die über eine so lange Zeit weitergegeben werden, schleichen sich Fehler ein. Es bedarf nur eines kleinen, um daraus einen riesengroßen werden zu lassen. Die Bibel ist voll davon. Da wurde aus dem Aramäischen ins Griechische und wieder ins Lateinische ...«, er wuselte mit den Fingern herum, bis er einen Knoten darin zu haben schien.»... übersetzt und manchmal braucht nur ein kleines bisschen Tinte verblassen und schon wird aus einer jungen Frau eine Jungfrau.« Pater Skelling schnaufte missbilligend und Atticus schien seinen Spaß zu haben. »Nun, ich nehme einmal an, dass die ursprünglichen Worte in einen aus heiligem Holz geschnitzten Stab geritzt oder auf einer Steinstele graviert waren, welche von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Wie alles, was die Kelten betrifft, könnte man fast einen Lehrsatz dazu aufstellen. Nichts genaues weiß man nicht! Die Kelten haben uns keine schriftlichen Überlieferungen dagelassen. Sie zogen das Mündliche vor.« Er sah Liran hinter ihr an.
    »Warum?«, fragte nun plötzlich Miguel interessiert. Er hatte sich auf die Sofakante geschoben und machte ein sehr neugieriges Gesicht.
    »Nun«, sagte der Professor,»damit es eben nicht passiert, dass irgendein Sesselpuper bei schlechtem Licht zwei Buchstaben vertauscht und aus einem Baum ein Gänseblümchen macht. Die Gesetze, die Lieder, die heiligen Handlungen, die Geschichte, alles Erhaltenswerte wurde ausschließlich auf diese Weise weitergegeben. Unsere Ahnen waren sich der Gefahren des geschriebenen Wortes sehr bewusst. Der Geist der Worte, der Klang, die Nuancen, die tiefere Bedeutung bleibt nur in der mündlichen Überlieferung erhalten.« Atticus nahm einen Schluck und schmatzte zufrieden.
    »Aber man kann doch auch das Mündliche verfälschen, umdrehen und fehlleiten.« Pater Skellings Stimme war beinahe drohend.
    »Nein, denn nur wirklich auserwählten Menschen wurden diese Worte weitergegeben! Nur jenen, die sich vorher auch als würdig erwiesen hatten. Jahrzehnte des Studiums waren nötig und selbst das garantierte nicht, dass man sie hören durfte. Nur sehr wenige hielten diese Worte in sicherem Gewahrsam. Dass das Schriftliche willkürlich interpretiert werden kann, sehen wir daran, dass sich bis heute sämtliche Theologen ihre angeblichen Wahrheiten der Evangelien um die Ohren klatschen wie nasse Handtücher in der großen Umkleidekabine der Weltreligionen.« Der Pater brummte verächtlich.
    Ein paar Augenblicke herrschte Schweigen.
     
    Liran wurde nervös. Diese Unterhaltung gefiel ihm nicht.
    »Um wieder auf den Punkt zu kommen … ich nehme an, dass es ursprünglich ein Stab war, der einen ganz bestimmten Ort angezeigt hat. Einen sehr heiligen Ort, von dem sicher nur jeweils ein Mensch wusste, wo er sich befindet.« Atticus nahm noch einen Schluck und hielt das Glas Miguel hin, der einen Herzschlag lang brauchte, um zu verstehen. Plötzlich wühlte der Professor in der Tasche herum wie ein Hund, der seinen Knochen nicht wiederfindet und fluchte dabei leise vor sich hin. Dann erhellte sich sein Gesicht, offenbar, weil er das Gesuchte gefunden hatte und dann gleich noch einmal, viel breiter, als er sein Glas zurückbekam. Der Gelehrte wirkte wie vor einer Gruppe von Schülern und Liran erinnerte sich an seine Zeit des Lernens.
    »Aber«, fuhr Atticus dann fort. »Man kann ja in unserem schönen Land nach einem Pubbesuch, lang hinschlagen wo man will und sich fast zu 100% sicher sein, in ein Heiligtum gestürzt zu sein, so viele haben wir hier davon.« Er schürzte ärgerlich die Lippen, als niemand lachte und zog dann ein Blatt heraus, das er hochhielt, damit jeder es sehen konnte. Alle beugten sich nun vor und blinzelten. Liran wusste, was das war.
    »Ich lass es gleich

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