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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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überhaupt bewusst war, dass sie einen Drachen in sich hatten. Manche hatten zwar das richtige Herz, aber wurden bei der Offenbarung ihrer Seele krank darüber. Das Bündnis wurde brüchig. Und je brüchiger es wurde, desto mehr entfernten sie sich von der Schöpfung. Viele Kriege fanden auf meiner Haut statt. Vor vielen vielen tausend Jahren fand die letzte Frau ihren Weg zu mir. Danach riss das Band.« Sie starrte in Nilahs Augen. Selbstvergessenheit lag in ihnen. »Ich kann dich verstehen, Nilah, deine Sehnsucht, deine stille Wut. Du bist in eine Zeit geboren, die diese geschürt hat. Aber du solltest dich ihr nicht unterwerfen. Es könnte jemand kommen, der diese Gefühle dafür benutzen würde, die Schöpfung an sich zu reißen. Und dann wird alles vergehen.«
    Nilah war sprachlos. ›War es das? Benahm sich die Menschheit wie eine blutrünstige Kreatur, weil die Waage zerbrochen war? Vor vielen tausend Jahren das letzte Mal in Gleichklang gebracht? War ab diesem Zeitpunkt alles verdreht worden? All die Kriegsgötter der Antike. Der Aufstieg Roms. Die Geschichte der letzten 5000 Jahre war von so vielen Kriegen durchzogen, dass man kaum einen unblutigen Fleck darauf fand. Waren all ihre Vorgänger darin umgekommen? An Pest, Hunger und Vertreibung gestorben, bevor sie die Möglichkeit hatten, hierherzugelangen?‹ Und nun war sie es, die es geschafft hatte, aber nicht ohne Lirans Hilfe. Wer immer den Krieger durch die Zeit geschickt hatte, er hatte es aus einem sehr wichtigen Grund getan. Derjenige wollte sicherstellen, dass das Bündnis endlich wieder erneuert werden konnte. Sie hatten A´ kir Sunabru bekämpft und ihm die Möglichkeit der Wiedergeburt durch seine Verbannung auf den Meeresgrund verwehrt. Hatte er schon vorher versucht diejenigen ausfindig zu machen, die dazu bestimmt gewesen waren, hier zu sein?
    Plötzlich wurde ihr bewusst, was für eine Chance dies war, welch gewaltige Vorsehung. Sie konnte das Band erneuern. Es war fast zu schön, das glauben zu können, aber es war die Wahrheit.  Doch da war noch eine Frage.
    »Warum hast du die Menschen dann überhaupt erschaffen, wenn sie solch ein Risiko waren, sich so zum Schlechten entwickelten? Oder anders, warum hast du sie nicht wieder von der Erde getilgt, als du gesehen hast, zu was sie fähig sind?«
    »Ich habe sie weder erschaffen, Nilah, noch bin ich in der Lage sie zu tilgen.«
    Nilah schüttelte vehement den Kopf. Das konnte nicht sein. Die Frau kam etwas näher und sie roch wie ein strahlend sonniger Tag, in den sich der Duft von noch weit entferntem Schnee mischte, oder wie das Eis, wenn man beim Schlittschuhlaufen hinfiel. Wie kaltes Eis, gemischt mit gefrorenem Schilf darin. Nilah sog den Duft ein. Ja, sie war eine gefühlte Erinnerung. Das Gefühl von tiefer Zuneigung erfüllte sie.
    »Du hast es erkannt, nicht wahr? Ich bin Raum und Materie, Licht und Zeit. Ich bin nur der Samen. Was aus ihm erwächst, kann ich nicht beeinflussen. Es gibt eine Welt der Träume, die ich erschaffen kann, aber ich habe es nie getan. Zu gefährlich, was daraus entstehen kann, viel zu gefährlich.«
    Es war, als erkenne jede Zelle ihres Seins gleichzeitig das Ganze. Nilahs Körper kribbelte und summte, ihre Haarwurzeln vibrierten, die Haut zitterte.
    »Nilah!« Es war so wundervoll, so überwältigend klar und schön.
    »Nilah!«Nilah öffnete die Augen und erschrak. Ein dünner schwarzer Faden, wie flüssiger Teer, war auf dem Hals der Drachin erschienen. Dann noch einer auf ihrer Hand und einer spann sich über ihre Wange.
    »Was ... oh, nein, was ...?«
    »Geh, Nilah, sofort!« Die Frau erhob sich und Nilah mit ihr. Der Himmel hatte sich verdunkelt, einige Sterne verloschen, als wären sie von einer unsichtbaren Faust gepackt und darin erstickt worden. Durch die Sanddünen, die so ruhig im Nachtlicht lagen, zogen sich lange schwarze Bänder, als würde Öl aus ihnen hervorquellen.
    ›Was passierte hier, um Himmels Willen?‹
    Die Drachin zog sie mit beiden Händen an sich. Nilah begann zu weinen, als sie den Blick in den Augen sah. ›Nein. Nein, bitte nicht.‹
    »Kehre zurück, Schöpferseele. Geh und rette, was zu retten ist.« Dann küsste sie Nilah und etwas brach in ihr dabei auseinander, das nicht mehr zusammengefügt werden würde, sie wusste es. Dann stieß sie Nilah fort und sie taumelte eine Düne hinab, die Augen tränenverschleiert, sah sie einen Höhleneingang in dem Berg, in dessen Schatten sie die ganze Zeit gesessen hatten und der wie

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