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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Sie war so müde. ›Hatten sie nicht recht?‹ Sie wollte so gern loslassen. Einfach Ja sagen. Wieder und wieder trafen sie die Zeilen, monoton, einschläfernd, so verführerisch. ›Gib auf, es ist alles gut. Du darfst dich endlich ausruhen. Nilah öffnete ihre Lippen.‹
    Doch dann bildete sich eine unsichtbare Barriere um sie und die Wellen prallten an ihr ab und zerstoben in einzelne unverständliche Bruchstücke. Nilah versuchte sich aufzurichten, den Kopf zu heben, der bis in ihre Brust gesunken zu sein schien. Die kalte schwarze Watte um sie herum atmete aus und ließ einen Hohlraum zurück. Sie spürte Tränen auf ihren Wangen. Dicke Tropfen, die in ihren Augenwinkeln zitterten. Zerrinnen wird dein Leben.
    ›Wie fand man heraus, wo oben und unten ist, wenn man es nicht sehen konnte?‹ Eine Träne kullerte über ihr Gesicht und verschwand in ihren Haaransatz. Dort war unten. Wie ein Lawinenopfer drehte sie sich herum und schob die Hand vor. Als würde sie diese in Sirup tauchen, griff sie hinein und begann zu wühlen. Dort ist Draußen! Dort ist Licht, dort ist Liran.
    Eiskalter Wind fuhr ihr ins Gesicht, peitschte ihr Haar. Ihre Haut zog sich vor Kälte zusammen. Aus Schwarz wurde Grau, dann verschwamm das Grau zu Wolken, die direkt über ihrem Kopf schwebten. Nilahs Blick schärfte sich. Sie hatte festen Grund unter den Füßen und Knien. Doch dann schaute sie in eine unermessliche Tiefe. Ihr Kopf begann zu schwindeln. Sie bemerkte, dass sie auf der kleinen Fläche einer dunkelgrauen viereckigen Säule kniete, die bis in den Himmel reichte. Weit unter sich sah sie das Meer in einem so wütenden Sturm brodeln, wie sie es noch nicht erlebt hatte. Gigantische Wellenberge hoben sich weit nach oben, um dann wieder in den Abgrund zu sacken. Der Wind toste. Gischt, geformt aus grellen Flammen, riss der Sturm von den Wellen. Die Säule schwankte wie ein Turm, der kein Fundament mehr hatte. Nilah krallte sich an den scharfen Kanten fest und übergab sich. Ihr Magen rollte herum, ihre Kehle wurde eng und die unbändige Angst zu fallen war nicht länger  auszuhalten.
    Gib dein Dasein meiner Hand.
    Sie hob den Kopf ein wenig und da stand er. Still und unbewegt, wie ein Herr der Elemente. Die Blutmähne unbewegt, eine gezeichnete Sonne um sein Haupt. Der Umhang wie gemeißelt. Seine Säule schwankte nicht und Nilah konnte ihm nur mit den Augen folgen. Alle anderen Sinne klammerten sich fest. Dann streckte er ihr seinen Arm entgegen, als wollte er ihr aufhelfen.
    Gib dein Dasein meiner Hand , rief er und sein Gesicht verzerrte sich, als habe er endgültig die Geduld mit ihr verloren. Dann ballte er die Faust und Nilah rutschte von der Säule. Ein erstickter Schrei blieb in ihr stecken. Sie fiel, krallte sich fester, ihr Kinn schlug auf und ihr Blut spritzte über den nassen Stein. Ihre Beine baumelten herunter und ihre nackten Zehen versuchten Halt zu finden, wo keiner war. Ihre Finger wurden taub. Sie versuchte die Ellenbogen aufzustützen. Rutschte ab.
    ›Nein, verdammt noch mal. Ich will NICHT sterben!‹ Plötzlich durchwallte sie Hitze, als spuckte jemand Fremdes sein Leben in sie. Sie spürte Kraft. Ihre Fingernägel gruben sich in die Säulenkanten. Ihre Füße in den Stein. Langsam zog sie sich hoch. Weiter und weiter bis sie wieder auf Händen und Knien in Sicherheit war. Heißer Atem schoss aus Mund und Nase. Wie ein verletztes, schweratmendes Tier, hockte sie auf der kleinen steinernen Fläche und setzte sich. Die Hitze wich zurück, aber sie hatte etwas in ihr zurückgelassen. Vertrauen.
     
    Huslak hatte Böses im Sinn. Niemand hätte je gedacht, dass der Schmächtigste einer Seelentötertruppe auch gleichzeitig der Anführer war. Niemand hätte bei einem Gefecht versucht zuerst ihn auszuschalten – den bösen Kopf. Aber das war er, nur sah man es ihm nicht an. Eine gute Tarnung waren diese schlotterigen langen Beine, die schmalen Schultern und das kringelige knabenhafte Haar. Die eine Nummer zu weit gewählte, wie vom großen Bruder vererbte, Kleidung. Aber tief drinnen, da war er verschlagen, böse und gefährlich.
    Dieses elende Gör, dachte Huslak grummelnd und friemelte an einem Knoten herum, der ihm helfen sollte, eine Vorrichtung zu sichern. Da hatten sie gedacht, Sunabru würde sie auf eine einfache Mission schicken, als sie durch den Bauchnabel dieser Nilah geklettert waren, um einen kleinen, in der Ecke winselnden Drachen zu Mus zu machen, und was war geschehen? Vor ihnen hatte plötzlich

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